Lissabon. Bayern Münchens Sportvorstand Matthias Sammer spricht über Pep Guardiola, die Favoritenbürde und den Autounfall Robert Lewandowskis.

Nach dem 2:2 (1:1) im Viertelfinal-Rückspiel bei Benfica Lissabon und dem damit verbunden Einzug ins Halbfinale der Champions League stellte sich Bayern Münchens Sportvorstand in der Mixed Zone den Fragen der Medienvertreter.

Frage: Matthias Sammer, der FC Bayern steht zum fünften Mal in Serie im Halbfinale der Champions League. Was sagt das aus?

Matthias Sammer: Das ist Wahnsinn und ein großes Kompliment an die Spieler, dass sie nie den Hunger verlieren. Das bedeutet Konstanz auf sehr, sehr hohem Niveau. Das ist ein Gütesiegel für den FC Bayern.

Titelverteidiger Barcelona kommt als möglicher Gegner nicht mehr in Frage - erleichtert?

Sammer: Überhaupt nicht. Man registriert das natürlich, aber wichtig ist nicht, was andere machen, sondern das, was man selbst beeinflussen, selbst tun kann.

Wo steht der FC Bayern im Vergleich zu den anderen drei Topteams in Europa?

Sammer: Das ist schwer zu sagen. Atlético Madrid ist in einer Top-Verfassung. Real hat im Rückspiel gegen Wolfsburg bewiesen, wozu es fähig ist. Und Manchester City - sind wir doch mal ehrlich: Da hat jeder gedacht, Paris geht in die nächste Runde. Deshalb ist es wichtig, sich in Ruhe um die eigene Leistungsfähigkeit zu kümmern.

Aber der FC Bayern ist doch nun Titelfavorit, oder nicht?

Sammer: So blöd das klingt, und es soll nicht übertrieben vorsichtig klingen: Stand jetzt haben wir noch nichts in der Hand. Ich glaube, dass es möglich ist, am Ende etwas in der Hand zu halten. Aber nur mit den richtigen Gedankengängen - und die sollten wir weiter pflegen.

Welche?

Sammer: Es gibt eine mentale Bereitschaft, die du brauchst und einen Teamgeist, der dich mal eine Phase überstehen lässt, die ja nicht von extremer Leichtigkeit geprägt war. Mir hat sehr gut gefallen, dass einige Spieler von der Bank aufgestanden sind, als es 0:1 stand. Das ist ein hohes Gut, dass sollten wir pflegen.

Was muss die Mannschaft besser machen als beim Aus 2014 und 2015 jeweils in der Vorschlussrunde?

Sammer: Es ist sehr wichtig, als Mannschaft weiter gut zu funktionieren. Die Spieler haben selber analysiert, dass ein, zwei Prozent gefehlt haben, ein bisschen die Leichtigkeit, vielleicht auch die Begeisterungsfähigkeit. Daran sollten wir weiter arbeiten, auch mit Selbstkritik.

Kann Abwehrchef Jerome Boateng im Halbfinale ein Schlüsselfaktor sein?

Sammer: Wir sind guter Dinge. Er wird die Belastung weiter steigern, mal gucken, was dann in Richtung nächster Woche geht, ob er alles gut vertragen hat. Zunächst gilt dieser Mannschaft das Vertrauen, aber jede Qualität, die dazukommt, ist herzlich willkommen.

Ist das Urteil über die Ära von Trainer Pep Guardiola von diesem Titel abhängig?

Sammer: Wir sollten in der Analyse bescheidener sein. Pep hat uns geprägt als Klub und wir versuchen, alles, was möglich ist, möglich zu machen. Aber man kann, wo Nuancen, Form und Verletzungen eine Rolle spielen, nicht sagen es war top oder flop. Das macht man nicht.

Top waren zuletzt die Leistungen von Arturo Vidal...

Sammer: Er ist in überragender Form und hilft uns sehr. Er ist zweikampf- und laufstark und schießt entscheidende Tore. Er bringt eine Irrationalität in unser Spiel, die uns in Phasen weiterhilft, in denen es nicht nach Plan läuft. Das ist ein großes Plus.

Das war über Monate auch Robert Lewandowski. Wie hat er aufgenommen, dass er zunächst auf der Bank saß?

Sammer: Dass so ein Spieler nicht happy ist, ist klar. Es war ein gutes Zeichen, dass er sehr bemüht war, als er rein kam. Körperhaltung und Körpersprache zeigten Bereitschaft, das war sehr gut.

Hat es eine Rolle gespielt, dass er in einen Autounfall verwickelt war?

Sammer: Nein, überhaupt nicht. Ich habe das auch gehört, aber vorher nicht gewusst. Es gibt viele Autounfälle täglich, das kann passieren. Entscheidend ist, dass dabei nichts passiert. Die Pause wird ihm für Samstag gut tun, wir brauchen ihn. Es ist alles in Ordnung. Ich mache mir nullkommanull Sorgen um ihn.