Lissabon/München. Vor dem Viertelfinal-Rückspiel der Champions League bei Benfica Lissabon fachsimpelt Bayern-Trainer Pep Guardiola mit Uli Hoeneß.

Thomas Müller wirkte nicht gerade eingeschüchtert, doch der erste Gang in die "Hölle" hatte auch beim Weltmeister Spuren hinterlassen. "Das Stadion", sagte Müller nach der Begehung des Estádio da Luz in Lissabon am Dienstagabend, "macht auch leer schon einen gewissen Eindruck."

Wenn es am Mittwochabend (20.45 Uhr/ZDF und Sky) mit 66.000 fanatischen Fans gefüllt ist, soll es für Müllers FC Bayern zum von Gegner Benfica beschworenen "Inferno" werden. Von Angst war bei den Münchnern vor dem Viertelfinal-Rückspiel der Champions League beim portugiesischen Rekordmeister jedoch nichts zu spüren.

Müller freute sich auf eine Kulisse, "die einem die Gänsehaut an den Körper zaubert. Für diese Momente arbeiten wir das ganze Jahr." Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge meinte, das 1:0 aus dem Hinspiel sei zwar "kein Ruhekissen, aber auch kein Ergebnis, dass wir die Hosen voll haben müssten. Wir haben ganz ordentliche Voraussetzungen, dass wir die nächste Runde erreichen".

Uli und Susi Hoeneß reisen mit

Susi und Uli Hoeneß bei der Ankunft am Flughafen
Susi und Uli Hoeneß bei der Ankunft am Flughafen © Getty Images

Und die Bayern hatten auf dem Weg nach Portugal ein ganz besonderes "Maskottchen" an Bord von Sonderflug LH 2570: Der ehemalige Klubpräsident Uli Hoeneß gehörte erstmals seit über zwei Jahren wieder zur Delegation des Rekordmeisters und genoss dies sichtlich. Am Münchner Flughafen stand er mit zurückhaltendem Lächeln gerne für zahlreiche Fotos und Autogrammwünsche bereit, Ehefrau Susi stets an seiner Seite.

"Es ist gut für Uli, Susi und seine Familie, vor allem aber für Bayern München, dass er zurückgekommen ist", sagte Trainer Pep Guardiola, der sich nach der ruppigen und um 45 Minuten verspäteten Landung in Lissabon lange mit Hoeneß unterhielt. Auch Guardiola war die Freude über den seltenen Plausch anzusehen, immer wieder legte er seinen linken Arm auf Hoeneß' Schulter.

Uli Hoeneß vor dem Bayern-Hotel in Lissabon
Uli Hoeneß vor dem Bayern-Hotel in Lissabon © dpa

Später, im Stadion des Lichts, wirkte der Katalane jedoch etwas abwesend. Er begann seine Ausführungen auf spanisch, ehe er sich entschuldigend ins Deutsche wechselte. Die Debatten um die zuletzt dürftigen Leistungen seiner Mannschaft schienen ihn zu beschäftigen. "Ich habe immer gedacht und gesagt, dass das Ergebnis das Wichtigste ist. Aber ohne gute Spielweise sind gute Ergebnisse in der Champions League unmöglich", sagte er.

Ancelotti stärkt Guardiola den Rücken

Derweil erhielt Guardiola vor dem Spiel überraschende Fürsprache - ausgerechnet von seinem Nachfolger. "Alle Trainer werden kritisiert. Sehen Sie nur Luis Enrique, der lange ungeschlagen war und nach dem Clásico trotzdem kritisiert wurde. Guardiola kennt das Bayern-Team und dessen Entwicklung genau und ist der ideale Coach, um Bayern ins Halbfinale (der Champions League, d.Red.) und noch weiter zu führen", sagte Bayerns künftiger Trainer Carlo Ancelotti bei goal.com.

Der Italiener wird Guardiola im Sommer beerben, wenn der Katalane München nach drei Jahren verlässt. Für das Viertelfinal-Rückspiel bei Benfica gibt Ancelotti den Bayern gute Chancen. "Die Erwartungen sind hoch. Sie haben ein gutes Resultat im Hinspiel erreicht (1:0, d.Red.) und sind Favorit auf ein Erreichen des Halbfinales", sagte der 56-Jährige. Eine Prognose auf den künftigen Champions-League-Sieger wollte Ancelotti nicht abgeben. "Vor einer Woche dachte jeder - auch ich - dass Barcelona der Favorit auf den Gewinn der Champions League ist. Jetzt ist nichts mehr sicher. Barcas Level ist ein bisschen gesunken, und es ist sehr schwierig zu sagen, wer den Wettbewerb gewinnen wird."

Bayerns Bernat erwartet einen "Krieg"

Münchens Müller mahnte unterdessen seine Kollegen: "Wir brauchen sehr viel Konzentration, Einstellung und Leidenschaft. Das ist in der Champions League, wenn es ums Halbfinale geht, unersetzlich." Zu sicher dürften sich die Bayern, die die fünfte Halbfinal-Teilnahme in Serie anstreben, nicht sein. "Im Fußball können verrückte Dinge passieren!"

Verteidiger Juan Bernat erwartet einen "Krieg". Doch Philipp Lahm zweifelt vor seinem 103. Spiel in der Königsklasse (deutscher Rekord) "nicht daran", dass die Bayern weiterkommen. "Wir spielen da, um zu gewinnen, immer nach vorne, offensiv. Das ist unsere Identität", sagte der Kapitän.

Quartett um Lewandowski droht Gelbsperre

Obwohl der viermalige Champion weiter auf Superstar Arjen Robben und Abwehrchef Jerome Boateng verzichten muss. Obwohl das Sturmduo Robert Lewandowski und Müller schwächelt. "Wir wissen, was wir besser machen müssen, aber wir müssen aufpassen", sagte Lewandowski. Der Pole wäre wie Bernat, Joshua Kimmich und Arturo Vidal bei der nächsten Gelben Karte gesperrt.

Neben viel Prestige und Guardiolas Triple-Mission stehen weitere zwölf Millionen Euro Einnahmen auf dem Spiel. Die Bayern gehen zum sechsten Mal mit einem 1:0-Polster in ein Auswärtsspiel - dreimal kamen sie weiter. Eine knappe Niederlage mit eigenem Tor würde reichen.

Lissabon muss auf den gelbgesperrten Toptorjäger Jonas (32 Saisontreffer) verzichten, Spielmacher Nicolas Gaitán ist angeschlagen. "Wir spielen gegen ein super Team, eines der besten der Welt", sagte Trainer Rui Vitória respektvoll, "die Bayern sind Favorit, sie werden uns Probleme bereiten." - Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen:

Voraussichtliche Aufstellungen:

München: Neuer - Lahm, Kimmich, Martínez, Alaba - Vidal - Costa, Müller, Thiago, Ribéry - Lewandowski. - Trainer: Guardiola

Lissabon: Ederson - Almeida, Lindelöf, Jardel, Eliseu - Fejsa, Sanches - Pizzi, Gaitán - Mitroglou, Jiménez. - Trainer: Vitória

Schiedsrichter: Björn Kuipers (Niederlande)