Die kriselnden Frankfurter und ihr Trainer Niko Kovac stehen im Abstiegsduell gegen Hannover unter großem Druck.

Frankfurt/Main. Niko Kovac hat eine Mission. Und die basiert auf absolutem Willen. Es ist diese bedingungslose Siegermentalität, die der neue Trainer des abstiegsgefährdeten Bundesligisten Eintracht Frankfurt seinen Profis in diesen Tagen unbedingt einimpfen will.

Kovac geht dabei mit gutem Beispiel voran – und erzählt gerne die Story aus den eigenen vier Wänden. „Ich lasse meine Tochter Laura nie absichtlich beim ‘Mensch-ärgere-dich-nicht’-Spiel gewinnen. Das habe ich noch nie gemacht“, berichtete der 44-Jährige vor dem Abstiegsduell der Hessen gegen das Tabellenschlusslicht Hannover 96 am Sonnabend (18.30 Uhr/Sky). Er fügte dann noch schmunzelnd und vielleicht sogar ein bisschen stolz an: „Das ist das Balkan-Gen.“

Kovac weiß genau, dass die Eintracht gegen die Niedersachsen nach acht Spielen ohne Sieg und bislang nur einem Erfolg in der Rückrunde (3:2 gegen Wolfsburg am 24. Januar) quasi zum Siegen verdammt ist. „Jedem ist der Ernst der Lage bewusst“, meinte der wiedergenesene Mittelfeldspieler Marc Stendera (20), „uns helfen nur drei Punkte“. Der junge Hoffnungsträger jedenfalls scheint die Ansagen des „Psychologen“ Kovac schon verinnerlicht zu haben, denn Stendera sagt im Brustton der Überzeugung: „Wir werden diese drei Punkte auch holen.“

Top-Torjäger Meier fällt aus

In der Partie gegen Hannover mit dem ehemaligen Frankfurter Trainer Thomas Schaaf auf der Bank wird Eintracht-Torjäger Alexander Meier (12 Saisontore) wegen seiner Knieverletzung weiterhin ausfallen. Der Kapitän ist seit Jahren die personifizierte Lebensversicherung der Adlerträger – gerade die Treffer von „Fußball-Gott“ Meier fehlen dem Traditionsklub aus der Bankenmetropole in dieser schwierigen Situation immens.

Doch darüber Jammern, das ist nicht Teil der Philosophie Kovacs, der sich auch schonmal den oft ebenso eigenwilligen wie momentan erfolglosen Stürmer Haris Seferovic (3 Saisontore) vorknöpft. Es gehe nicht, dass einer im Spiel „abwinkt, lamentiert oder stehen bleibt“, mahnte der gebürtige Berliner und kritisierte explizit den Schweizer Seferovic für seine Aktionen in der Begegnung in Mönchengladbach (0:3): „Seine Gestik hat mir nicht gefallen.“

Kovac setzt auf Ben-Hatira

Ex-HSV-Profi Kovac ließ im Training zuletzt verstärkt das schnelle Umschalten üben. Allrounder Marco Russ sieht der Veh-Nachfolger nicht mehr als „Sechser“, sondern als Innenverteidiger. Winter-Neuzugang Änis Ben-Hatira soll auf dem linken Flügel agieren. Geht es nach dem eloquenten Coach, dann müssen sich seine Jungs die Mentalität auf dem Trainingsplatz holen, „denn die kann man nicht im Supermarkt kaufen“.

Für die formschwachen Hessen, die vor dem 27. Spieltag als Tabellen-16. drei Punkte Rückstand zum rettenden Ufer haben, könnte das Restprogramm sprechen. Mit Hannover, 1899 Hoffenheim (zu Hause), Darmstadt 98 und Werder Bremen (auswärts) warten auf den deutschen Meister von 1959 noch direkte Konkurrenten.

Wohl auch deshalb will Kovac mit Blick auf das Duell gegen das Schaaf-Team am Samstagabend nichts von einem Schicksalsspiel hören: „Es ist ein wichtiges Spiel, aber kein Endspiel.“ Aus den acht noch ausstehenden Begegnungen sollen mindestens zwölf Zähler geholt werden. Dann hätte die Eintracht am Saisonende 36 Punkte auf dem Konto - und Kovac seine Nicht-Abstiegs-Mission erfüllt.