Zürich. Funktionäre müssen für dubiose Millionenzahlung büßen. Von Ethikhütern verhängte Sperre gilt sofort, Blatters Karriere wohl beendet.

Der langjährige Fifa-Chef Joseph Blatter und Uefa-Präsident Michel Platini sind von der Ethikkommission des Fußball-Weltverbandes für acht Jahre gesperrt worden. Die Sperre gelte ab sofort, teilte das Gremium am Montag mit. Die beiden Fußballfunktionäre stehen wegen einer undurchsichtigen Zahlung von zwei Millionen Franken aus dem Jahr 2011 in der Kritik. Anfang Oktober hatte sie die Ethikkommission daher bereits vorübergehend von allen ihren Funktionen entbunden.

Damit kann Platini voraussichtlich nicht wie geplant am 26. Februar als Fifa-Präsidentschaftskandidat antreten. Die sportpolitische Laufbahn des 79 Jahre alten Blatter dürfte mit dieser Entscheidung beendet sein. Beide Funktionäre hatten für den Fall einer weiteren Sperre Einsprüche angekündigt. Möglich wären ein Gang vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS und das Schweizer Bundesgericht.

Im Zusammenhang mit der dubiosen Millionenzahlung von Blatter an Platini stellte die rechtsprechende Kammer einen „Interessenskonflikt“ für den europäischen Verbandschef Platini und Weltverbands-Boss Blatter fest. „Es gab keine rechtliche Basis für die Zahlung“, hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme.

Deutscher Richter Eckert sprach Urteil

In der Fifa-Affäre hatte ein deutscher Richter das Wort. Der Münchner Jurist Hans-Joachim Eckert, Vorsitzender der rechtsprechenden Kammer der Ethikkommission, verkündete am Montagvormittag die Entscheidung über die weitere Sperre für "Blattini"A).

Beide behaupteten bis zuletzt, es handele sich um eine verspätete Honorarzahlung für Platinis Dienste für die Fifa aus den Jahren 1998 bis 2002. Die ermittelnde Kammer der Ethikkommission sah dies anders und forderte lebenslange Sperren für Platini und Blatter. Nach den letzten Anhörungen in der Causa hatten die Ethikrichter erklärt, den Fall „in Ruhe reflektieren“ zu wollen, wie Marc Tenbücken als Sprecher des Gremiums verlauten ließ. Blatter hat für den Vormittag in Zürich zu einer Pressekonferenz geladen, um sich zum Urteil zu äußern.

Sepp Blatter – Fifa-Chef und Weltenlenker

Der Sieger ist – Katar: Joseph Blatter präsentiert den WM-Gastgeber 2022
Der Sieger ist – Katar: Joseph Blatter präsentiert den WM-Gastgeber 2022 © dpa
Sepp Blatter und Weltmeister Ronaldo
Sepp Blatter und Weltmeister Ronaldo © dpa | Olivier Maire
Joseph Blatter erhält von Bundeskanzlerin Angela Merkel das Bundesverdienstkreuz
Joseph Blatter erhält von Bundeskanzlerin Angela Merkel das Bundesverdienstkreuz © dpa | DB Roberto Pfeil
Franz Beckenbauer musste auf Sepp Blatter vertrauen, als sich Deutschland um die WM 2006 bewarb
Franz Beckenbauer musste auf Sepp Blatter vertrauen, als sich Deutschland um die WM 2006 bewarb © dpa | Bernd Weissbrod
Sie werden der Korruption beschuldigt (von oben links): Rafael Esquivel, Jose Maria Marin, Eduardo Li, Eugenio Figueredo, Nicolas Leoz, Jack Warner, Jeffrey Webb und Julio Rocha
Sie werden der Korruption beschuldigt (von oben links): Rafael Esquivel, Jose Maria Marin, Eduardo Li, Eugenio Figueredo, Nicolas Leoz, Jack Warner, Jeffrey Webb und Julio Rocha © dpa | Epa
Der frühere Fifa-Funktionär Jack Warner sieht sich schweren Anschuldigungen ausgesetzt
Der frühere Fifa-Funktionär Jack Warner sieht sich schweren Anschuldigungen ausgesetzt © dpa | Gary I Rothstein
Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela freute sich über die WM 2014 in Südafrika
Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela freute sich über die WM 2014 in Südafrika © dpa | Eddy Risch
Shakira, Stammsängerin bei der WM, mit Joseph S. Blatter
Shakira, Stammsängerin bei der WM, mit Joseph S. Blatter © dpa | Alessandro Della Bella
Absolution von allen Sünden? Sepp Blatter mit Papst Franziskus
Absolution von allen Sünden? Sepp Blatter mit Papst Franziskus © dpa | Osservatore Romano / Handout
Sean Connery, Pelé und Joseph Blatter
Sean Connery, Pelé und Joseph Blatter © dpa | Danilo Schiavella
Mit Präsident Wladimir Putin ist Joseph Blatter ebenfalls auf Tuchfühlung. Die WM 2018 findet in Russland statt
Mit Präsident Wladimir Putin ist Joseph Blatter ebenfalls auf Tuchfühlung. Die WM 2018 findet in Russland statt © dpa | Mikhail Klementev/Ria Novosti /
Joseph S. Blatter mit dem Präsidenten der Asiatischen Ländervereinigung, Mohamad bin Hammam
Joseph S. Blatter mit dem Präsidenten der Asiatischen Ländervereinigung, Mohamad bin Hammam © dpa | Ahmad Yusni
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Blatter und Platini witterten Vorverurteilung

Die einstigen Freunde Blatter und Platini, inzwischen längst Rivalen, hatten den Fifa-Ethikhütern mehrfach eine Vorverurteilung vorgeworfen. Beide haben für den Fall einer weiteren Sperre Einsprüche angekündigt. Möglich wären ein Gang vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS und das Schweizer Bundesgericht.

Blatter war am vergangenen Donnerstag noch einmal von den Ethikhütern zur Sache vernommen worden. Dabei habe ihm Richter Eckert erklärt, den Vorwurf der Korruption fallen lassen zu wollen, behauptete der Schweizer kurz vor der Verkündung der Entscheidung. Allerdings könnten die Ethikhüter Blatter auch wegen der Fälschung der Fifa-Bilanzen verurteilen, da die angebliche Schuld gegenüber Platini nicht in den Büchern vermerkt worden war.

Platini war nicht zur letzten Anhörung in seinem Fall am vergangenen Freitag erschienen. Seine Anwälte forderten Freispruch. Der Franzose hofft auf Entlastung durch ein internes Uefa-Dokument vom 12. November 1998, in dem angeblich über seine Tätigkeiten bei der Fifa berichtet wird. Darin soll von einem Jahresgehalt von einer Million Schweizer Franken die Rede sein. Auch ein möglicher Posten als Fifa-Sportdirektor soll erwähnt sein. Experten bezweifeln diese Darstellung.

Die verlängerte Sperre bedeutet für Platini wohl endgültig das Aus im Rennen um die Nachfolge Blatters an der Fifa-Spitze. Der einstige Weltklassefußballer hat sich zwar um das Amt beworben, konnte aber wegen seiner Suspendierung bisher nicht den notwendigen Integritätscheck absolvieren.

Der neue Fifa-Chef soll am 26. Februar auf einem außerordentlichen Kongress gewählt werden. Blatters Ziel ist es, die Wahl seines Erben zu leiten. Bei einer Verbannung durch die Ethikkommission wäre auch dieses Vorhaben geplatzt.

Wichtige Termine für Fifa und Uefa

Dezember

Zürich: planmäßige Sitzung der Fifa-Exekutive

6. Januar

Zürich: letzter Tag der aktuellen Sperre gegen Blatter und Platini (Bann kann bis 20. Februar verlängert werden)

11. Januar

Zürich: Verleihung des Ballon d'Or (Weltfußballer)

26. Februar

Zürich: Außerordentlicher Fifa-Wahl-Kongress

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