Ligapräsident Reinhard Rauball und DFB-Boss Wolfgang Niersbach sprachen sich gegen einen Boykott aus. Alle News zum Fifa-Skandal.

Der Fußball-Weltverband Fifa wird von einem schweren Skandal erschüttert. Sieben hochrangige Funktionäre sind in der vergangenen Woche verhaftet worden. Nur wenig später wurde der umstrittene Präsident Joseph S. Blatter zum fünften Mal wiedergewählt – trotz großer Proteste des europäischen Kontinental-Verbandes Uefa. Blatter steht weiterhin im Visier von US-Ermittlern, doch bislang konnte ihm niemand zu keiner Zeit etwas nachweisen, das Folgen für ihn gehabt hätte. Am Rande des Champions-League-Finales am Sonnabend in Berlin soll bei einem Treffen der Uefa über weitere Aktionen gegen Blatter beraten werden. Abendblatt.de hält Sie über die aktuellsten Vorgänge auf dem Laufenden.

Niersbach hat "keine hohen Erwartungen" an Uefa-Treffen

15.55 Uhr: Wolfgang Niersbach setzt „keine zu hohen Erwartungen“ in das geplante europäische Treffen nach der Wiederwahl von Fifa-Präsident Joseph Blatter. „Die Fakten sind jetzt geschaffen“, sagte der DFB-Präsident am Montag in Frankfurt.

Die Uefa-Mitgliedsverbände wollen sich vor dem Champions-League- Finale in Berlin treffen, um ihre Strategie für die fünfte Amtszeit Blatters zu beraten. „Stand heute kann ich ihnen noch nicht einmal sagen, was genau am Wochenende passieren wird. Ein roter Faden ist noch nicht festgelegt worden“, sagte Niersbach.

Seit Blatter seine Kandidatur erklärt hatte, habe Europa „nicht zu einer gemeinsamen Konzeption und schlagkräftigen Strategie gefunden“, kritisierte der DFB-Chef. Eine Abspaltung von der Fifa lehnte Niersbach aber ab. Die Forderung eines Gegenentwurfs zum Weltverband sei „immer schnell und populistisch formuliert. Wir wollen keine Verhältnisse wie beim Boxen, wo es mehrere Parallelverbände gibt. Das funktioniert nicht“, betonte Niersbach.

Niersbach: "Sehr freie Interpretation" von Blatter

15.35 Uhr: DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hat die von Fifa-Boss Blatter gestreuten Gerüchte über ein Streit-Telefonat mit Franz Beckenbauer zurückgewiesen. "Die Verwirrung habe ich geteilt. Als ich das am Sonntagmorgen gehört habe, konnte ich mich an kein Telefonat erinnern, in dem mich Franz Beckenbauer jemals 'zusammengefaltet' hätte", sagte der Chef des Deutschen Fußball-Bundes.

Die Äußerungen Blatters seien "eine sehr, sehr freie Interpretation des Fifa-Präsidenten", sagte der 64-Jährige. Klärungsbedarf bestand zwischen den beiden deutschen Fußballgrößen nicht. "Wir brauchten keine großen Diskussionen, das war völlig harmlos", sagte Niersbach: "Wer mein Verhältnis zu Franz Beckenbauer kennt, der weiß, wie eng und freundschaftlich wir verbunden sind."

Blatter hatte im Schweizer SonntagsBlick nach seiner Wiederwahl gesagt: "Ich habe mit Franz Beckenbauer telefoniert. Er sagte mir, er jedenfalls habe den deutschen Verbandspräsidenten zusammengefaltet, weil der gegen mich stimmte." Auch Beckenbauer hatte einen solchen Gesprächsinhalt umgehend dementiert.

Pelé: Wiederwahl Blatters ist "perfekt"

14.10 Uhr: Brasiliens Fußball-Legende Pelé hat die Wiederwahl des Schweizer Fifa-Präsidenten Joseph Blatter begrüßt. Dem jüngsten Korruptionsskandal zum Trotz bezeichnete er die Wahl als „perfekt“. An der Spitze des Fußball-Weltverbands brauche es Menschen mit Erfahrung, sagte Pelé am Sonntag in Havanna. Der 74-Jährige begleitet seinen früheren US-Verein Cosmos New York zu einem historischen Spiel gegen die kubanische Nationalelf.

Ehemaliger Fifa-Vize fällt auf Satire-Artikel rein

13.20 Uhr: Als einer von 14 Angeklagten im Fußball-Korruptionsskandal wollte sich Jack Warner gegen alle Vorwürfe wehren - und fiel dabei auf den Artikel einer amerikanischen Satire-Zeitschrift rein. In mehreren Videos auf Facebook bezeichnete der ehemalige Fifa-Vizepräsident die Ermittlungen amerikanischer Behörden gegen seine Person als Rachefeldzug. Es würde nur gegen ihn ermittelt, weil die USA immer noch sauer seien, dass sie nicht die Weltmeisterschaft 2022 bekommen hätten. Wenig später hielt er einen Beitrag des Satiremagazins „The Onion“ in die Kamera, um seine Argumentation zu untermauern.

In dem am vergangenen Mittwoch veröffentlichten Text wird behauptet, der Weltverband Fifa hätte nach der Bekanntgabe der Ermittlungen eine Weltmeisterschaft in den Vereinigten Staaten angesetzt, die noch am gleichen Tag starten sollte. „Wenn die Fifa wirklich so schlecht ist, warum wollen die Vereinigten Staaten dann an ihrer Weltmeisterschaft festhalten?“, fragte Warner. „Die Fifa ist doch die Organisation, die sie als korrupt bezeichnen. Da müssen wohl Doppelstandards gelten.“ Wenig später wurde das Video gelöscht.

Südafrika weist Bestechungsvorwüfe zurück

12.00 Uhr: Der südafrikanische Sportminister Fikile Mbalula hat Bestechungsvorwürfe rund um die Vergabe der Fußball-WM 2010 erneut vehement zurückgewiesen. Bei den Anschuldigungen handele es sich um „Lügen“ und „Propaganda“, die darauf abzielten, den guten Ruf Südafrikas zu zerstören, hieß es in einer Mitteilung Mbalulas. Es seien keine Steuergelder verwendet worden, um von der Fifa den Zuschlag für die WM zu erhalten.

Südafrika sei wütend über die Anklage der amerikanischen Justizbehörden, die versuchten, die Regierung in Pretoria als korrupt darzustellen, zitierte die Online-Nachrichtenseite „Eyewitness News“ den Minister am Montag.

Der frühere Chef des Organisationskomitees der Fußball-Weltmeisterschaft, Danny Jordaan, hatte zuvor eine Sonderzahlung von zehn Millionen Dollar eingeräumt. Das Geld sei jedoch entgegen einer Anklageschrift der US-Justizbehörden keine Bestechung der Fifa gewesen.

Jordaan zufolge wurde das Geld 2008 an die Konföderation von Nord- und Mittelamerika CONCACAF bezahlt, um den Sport dort zu fördern.

Innenminister de Maizière fordert Reformen

11.30 Uhr: Die Fifa muss nach Ansicht von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sein Wahlsystem reformieren. Die Wiederwahl von Präsident Joseph Blatter und die jüngsten Korruptionsvorwürfe zeigten, dass dringend Handlungsbedarf bestehe, sagte de Maizière, der als Innenminister auch für den Sport zuständig ist, am Montag im rbb-Inforadio. Es sei ein Problem, „dass dort jedes Land eine Stimme hat, obwohl die fußballerische Bedeutung der Länder unterschiedlich ist.“

Im Deutschen Fußball-Bund sei das anders, da hätten große Landesverbände mehr Stimmen als kleine. Auch im Bundesrat sei das so, sagte der 61-Jährige.

„Und je unbeweglicher ein Verband ist, umso schwieriger sind auch Reformen durchzuführen, die jetzt allerdings dringend nötig sind“, sagte de Maizière.

Englands Verbandschef fordert deutschen WM-Boykott

11.00 Uhr: Englands Fußball-Verbandspräsident Greg Dyke hat Deutschland und andere wichtige Fußball-Nationen aus Protest gegen den wiedergewählten Fifa-Präsident Joseph Blatter zu einem WM-Boykott aufgerufen. Dieser müsse von mindestens „zehn großen Ländern“ unterstützt werden, um Auswirkungen zu haben, sagte Dyke dem BBC Radio. „Ansonsten ist es zwecklos.“ Die Fifa würde „nur ernsthafte Maßnahmen unternehmen, wenn es genug Opposition gibt. Das wären sicherlich wir, das wären sicherlich die Niederländer, das wären sicherlich die Deutschen, die einen Wechsel forderten und weiter einen Wechsel fordern.“

Auch Ligapräsident Rauball gegen WM-Boykott

08.30 Uhr: Nach DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hat sich auch Ligapräsident Reinhard Rauball gegen einen Boykott von Fußball-Weltmeisterschaften ausgesprochen. "Einen WM-Boykott europäischer Mannschaften halte ich für nicht diskutabel. Die Leidtragenden sind die Sportler, die ihre Karriere auf eine WM-Teilnahme ausrichten", sagte der 68-Jährige in Sport Bild Plus.

Der DFB-Vizepräsident sieht weitere Gründe, die gegen eine solche Idee sprechen. "Wenn man zum Beispiel sieht, dass Tausende deutsche Fans keine Kosten und Mühen gescheut haben, die Nationalmannschaft bei der WM in Brasilien zu unterstützen, wäre ein WM-Boykott auch ein Affront gegen die Fans", so Rauball.

Niersbach hatte sich bereits am Wochenende gegen einen Boykott ausgesprochen. "Ich bin total dagegen. Das ist eine schlechte Waffe, das kann kein Mittel sein", erklärte der DFB-Präsident.

Vor der Wiederwahl von Joseph S. Blatter als Präsident des Weltverbandes Fifa hatte Uefa-Chef Michel Platini einen Rückzug der europäischen Verbände nicht ausgeschlossen.