Der Kaiser soll nach einem Telefonat mit Blatter den DFB-Präsidenten in die Schranken gewiesen haben. Alle News zum Fifa-Skandal.

Zürich Der umstritten Fifa-Präsident Blatter ist am Freitag trotz der tiefsten Krise des Weltverbandes wiedergewählt worden. Die Europäische Fußball-Union (Uefa) hatte mehrheitlich für den jordanischen Herausforderer Prinz Ali bin Al Hussein gestimmt und sich nach den Ereignissen in Zürich mit der Festnahme mehrerer hochrangiger Funktionäre auf ein Treffen am Rande des Champions-League-Finale in Berlin (6. Juni) zur Abstimmung weiterer Aktionen gegen Blatter verständigt.

Medien: Südafrika bestätigt Millionenzahlung

15.04 Uhr: Der frühere Chef des Organisationskomitees der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika 2010 hat einem Bericht zufolge eine Sonderzahlung von 10 Millionen Dollar eingeräumt. Das Geld sei jedoch entgegen einer Anklageschrift der US-Justizbehörden keine Bestechung der Fifa gewesen, sagte Danny Jordaan der Zeitung „Sunday Independent“. Der südafrikanische Sportminister und der damalige Präsident Thabo Mbeki hatten nach Bekanntwerden der Anschuldigungen am Donnerstag zunächst jegliche Zahlung außer der Reihe an den Fußball-Weltverband Fida bestritten.

Jordaan zufolge wurde das Geld 2008 an die Konföderation von Nord- und Mittelamerika Concacaf bezahlt, um den Sport dort zu fördern. Concacaf-Präsident war zu dem Zeitpunkt Fifa-Vizepräsident Jack Warner, der diese Woche aufgrund der Bestechungsvorwürfe der US-Justiz zeitweise festgenommen worden war.

Jordaan, der auch Präsident des südafrikanischen Fußballverbands Safa ist, sagte, das Geld sei direkt von einer Zahlung der Fifa für die Austragung der Weltmeisterschaft an Safa genommen worden. Da Südafrika bereits 2004 den Zuschlag bekommen habe, könne es sich bei der Zahlung vier Jahre später kaum um Bestechung dafür handeln, argumentierte er weiter.

Die US-Justizbehörden schreiben in ihrer Anklageschrift gegen 14 Personen, dass im Zuge der Bewerbung Südafrikas für die WM 2010 ein hochrangiger Fifa-Funktionär angewiesen hätte, dass zehn Millionen Dollar von einem Fifa-Konto in der Schweiz auf ein US-Konto fließen. Das Geld landete auf Konten, die von Warner kontrolliert worden sein sollen.

Beckenbauer dementiert Blatter:

14.21 Uhr: Joseph Blatter setzt die Attacken gegen Uefa-Chef Michel Platini und den DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach mit Berichten aus persönlichen Gesprächen fort. Franz Beckenbauer, der ihn nach seiner Wiederwahl zum Fifa-Präsidenten noch verteidigt hatte, benutzt er dabei gegen dessen Willen als Kronzeugen. „Ich habe mit Franz Beckenbauer telefoniert. Er sagte mir, er jedenfalls habe den deutschen Verbandspräsidenten zusammengefaltet, weil der gegen mich stimmte“, sagte Blatter in einem Interview der Schweizer Zeitung „Sonntagsblick“.

Das Dementi des Kaisers kam umgehend. „Ich habe mit Wolfgang Niersbach freundschaftlich diskutiert. Von Zusammenfalten kann überhaupt keine Rede sein. Es steht mir auch nicht zu, einen DFB-Präsidenten zusammenzufalten. Wolfgang Niersbach und ich haben ein herzliches und offenes Verhältnis“, sagte er der „Bild“-Zeitung.

Der Deutsche Fußball-Bund reagierte verwundert auf die Aussage des Fifa-Chefs. „Keine Ahnung, wie Blatter auf sowas kommt, ein Telefonat mit dem Inhalt hat überhaupt nicht stattgefunden. Im Übrigen war es ein Beschluss des gesamten DFB-Präsidiums, für den Wechsel an der Fifa-Spitze zu stimmen“, sagte DFB-Mediendirektor Ralf Köttker.

Über Platini erzählte Blatter, dass dieser ihm bei dem Vier-Augen-Gespräch in seinem Büro in der Fifa-Zentrale zur Mittagszeit am Donnerstag vorgeschlagen habe, „einen guten Whisky unter Freunden“ zu trinken. Dies habe er abgelehnt. Anschließend habe ihm der Franzose offenbar eine Goldene Brücke bauen wollen: „Und dann meinte er allen Ernstes: 'Sepp, du machst den Kongress und am Schluss gibst du bekannt, dass du zurücktrittst. Du bekommst ein gigantisches Fest und dein Büro hier bei der Fifa kannst du behalten.'“

Eine Reaktion von Platini hierzu gab es vorerst nicht. Blatters Aussagen belegen jedoch, dass der Konflikt mit den Gegnern der Uefa noch lange nicht ausgestanden ist. Platini und Niersbach hatten sich neben Funktionären aus England und auch den USA nach dem jüngsten Korruptionsskandal um mehrere aktuelle und frühere Fifa-Funktionäre am deutlichsten gegen Blatter positioniert.

Blatter hatte die Wahl gegen Herausforderer Prinz Ali bin al-Hussein am Freitag mit 133:73 Stimmen gewonnen und geht in seine fünfte Amtszeit als Fifa-Chef. „Platini hat in der Nacht vor der Wahl allen Verbänden ein E-Mail geschrieben, dass sie gegen mich und für Prinz Ali stimmen sollen. Und das, obwohl Europa nicht mal einen eigenen Kandidaten hinbekommt!“, sagte Blatter.

Rauball fordert Aufsichtsrat

14.10 Uhr: Ligapräsident Reinhard Rauball hat seine Forderung für einen Aufsichtsrat beim Fußball-Weltverband Fifa konkretisiert. Dieses Gremium solle „aus Fußball-Externen“ bestehen, „die zum Beispiel aus den Bereichen Gesellschaft, Wirtschaft, Politik oder Kirchen kommen“, sagte der Präsident von Borussia Dortmund der Internetseite „faz.net“.

Bereits vor der Wiederwahl von Joseph Blatter als Fifa-Präsident hatte Rauball das Stimmverhältnis bei Entscheidungen des Weltverband-Kongresses infrage gestellt. Derzeit hat jedes der 209 Mitgliedsländer gleichberechtigt eine Stimme. „Man muss nachdenken, ob man nicht ein Gremium einführen kann, das vorab entscheiden kann, dass wie in Unternehmen bei wichtigen Entscheidungen ein Aufsichtsrat entscheidet. Das muss proportional anders gemacht werden“, betonte Rauball.

Zudem hatte er sich in Zürich für ein gemeinsames Vorgehen der europäischen Top-Nationen ausgesprochen. „Ich halte es für wichtig, dass innerhalb der Uefa die fünf großen Ligen England, Frankreich, Spanien, Italien und Deutschland untereinander eine Einheit bilden“, sagte der deutsche Ligapräsident. „Wir können nur ein Gegengewicht bilden, wenn sich diese fünf Nationen zusammenschließen.“

Englische Banken prüfen Geldflüsse

13.30: Zwei britische Bankhäuser haben im Zuge des Korruptionsskandals um Funktionäre des Fußball-Weltverbandes Fifa interne Untersuchungen von Geldflüssen eingeleitet. Die Barclays-Bank bestätigte der französischen Nachrichtenagentur AFP ebenso Überprüfungen von Kontenbewegungen wie zuvor schon das "Standard Chartered"-Geldhaus in einer offiziellen Mitteilung.

Beide Geldinstitute und auch die Londoner HSBC-Bank waren nach der von Festnahme von Fußball-Funktionären in Zürich in der Anklage der federführenden US-Ermittlungsbehörden als genutzte Banken genannt worden. Über die Häuser sollen illegale Gelder auf Konten der beschuldigten Personen geflossen sein. Die HSBC hat die Situation noch nicht kommentiert.

Am vergangenen Freitag hat die britische Anti-Korruptions-Einheit "Serious Fraud Office" als dritte Strafverfolgungsbehörde Ermittlungen gegen hochrangige Fußball-Funktionäre mit Verbindungen zur Fifa aufgenommen. Außer in den USA und auf der Insel untersuchen auch Fahnder im Fifa-Stammland Schweiz finanzielle Transaktionen beim Weltverband auf Unregelmäßigkeiten hin.

Blatter: Beckenbauer hat Niersbach "zusammengefaltet"

11.13 Uhr: Fifa-Präsident Joseph S. Blatter hat nach eigenen Angaben für einen Streit zwischen DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und "Kaiser" Franz Beckenbauer gesorgt. "Ich habe mit Franz Beckenbauer telefoniert", sagte der 79-Jährige nach seiner Wiederwahl der Schweizer Boulevardzeitung SonntagsBlick: "Er sagte mir, er jedenfalls habe den deutschen Verbandspräsidenten zusammengefaltet, weil der gegen mich stimmte."

Niersbach hatte vor dem Fifa-Kongress wie auch die Spitze der Europäischen Fußball-Union (Uefa) klar gemacht, für einen Wechsel an der Fifa-Spitze votieren zu wollen. Uefa-Präsident Michel Platini "hat in der Nacht vor der Wahl allen Verbänden ein E-Mail geschrieben, dass sie gegen mich und für Prinz Ali bin Al Hussein stimmen sollen", sagte Blatter, der am Ende mit 133:73 gegen den Herausforderer gewann: "Und das, obwohl Europa nicht mal einen eigenen Kandidaten hinbekommt. Es war schon sehr enttäuschend, was mir in den letzten Tagen passiert ist."

Prinz William: Sponsoren müssen Fifa zu Reformen zwingen

9.32 Uhr: Prinz William hat den Weltverband Fifa eindringlich zu Reformen aufgefordert und dabei auch besonders die Finanziers des Fußballs in die Pflicht genommen. „Die Sponsoren und internationalen Verbände müssen die Fifa zu Veränderungen zwingen - ansonsten tun sie dem Fußball keinen Gefallen“, sagte der Präsident des englischen Verbandes am Rande des FA-Cup-Finals am Samstag im Londoner Wembleystadion.

Die Fifa müsse nun zeigen, dass sie „Fair Play vorleben und den Sport an erste Stelle setzen kann“, sagte Prinz William: „Es existiert ganz offensichtlich eine große Diskrepanz zwischen denen, die den Fußball unterstützen, und dem Management, gegen das es seit längerem schwere Korruptionsvorwürfe gibt.“

Einige Großsponsoren, darunter das Kreditkarten-Unternehmen Visa, hatten angesichts des neuerlichen Fifa-Skandals angekündigt, ihr Engagement zu überdenken.

Politiker fordern neuen Fußball-Weltverband WFA

8 Uhr: Nach der Wiederwahl des Fifa-Präsidenten Joseph S. Blatter haben deutsche Politiker die Gründung eines neuen Fußball-Weltverbandes gefordert. „Nach der Wiederwahl Blatters müssen die europäischen Verbände endlich Konsequenzen ziehen“, sagte Alexander Graf Lambsdorff, Vize-Präsident des Europäischen Parlaments, der Welt am Sonntag. Die stärksten Verbände mit den besten Mannschaften sollten sich zu einer neuen „World Football Association“ (WFA) zusammenschließen, schlug der FDP-Politiker vor.

„Ob die WM ‘Fifa World Cup’ oder ‘WFA Global Championship’ oder anders heißt, ist unwichtig. Entscheidend ist: Die Fans wollen den weltbesten Fußball sehen, der von einem Weltverband seriös und skandalfrei verwaltet wird.“ Europa müsse die Ankerregion für einen neuen Weltverband sein, so Lambsdorff. „Wenn die fünf führenden europäischen Fußballnationen Deutschland, England, Spanien, Frankreich und Italien sich bereit erklären, den Anker für die neue WFA zu bilden, werden in kürzester Zeit die USA, Japan und Australien dazu stoßen. Wenn dann noch Argentinien und Brasilien mitmachen, ist die Blatter-Fifa sportlich und wirtschaftlich am Ende.“

(dpa/sid/HA)