Ein Fußball-Verein also entdeckt seine kulturellen Wurzeln und bekennt sich dazu. Das stiftet Identität, das bindet und verbindet. Und in Hamburg? Nüchternes Nichts. Ein Alaaf

Es hat ja immer eine besondere Faszination, exotische Riten und Gebräuche aus fernen Regionen zu erleben. Jeder kennt sie, die bunten Bilder von Indiens „Fest der Farben“, die gigantischen Papierdrachen zum chinesischem Neujahr, Parteitage amerikanischer Demokraten, tanzende Derwische, die Tomatenschlacht von Buñol – und Kölner Karneval. Alaaf!

„Da simmer dabei! Dat is prima! Viva Colonia“, das klingt im Ohr, da muss sogar Vereinsmaskottchen Hennes schunkeln. Feiern mit Bützchen, Kamelle und Prinz Poldi, dem Kölner Exil-Original. Und endlich mal die innere Sau rauslassen auf den Straßen um Alter Markt und Dom. Alaaf!

Die „Kölsche Funke rut-wieß", die Karnevalsgesellschaft „Uhu“, die Prinzengarde und viele andere Organisationen tragen diese rheinische Kulturveranstaltung. Jetzt bekommen sie Konkurrenz. Der 1. Fußball-Club Köln 01/07 möchte bei den Jecken mittun, er hat sich als Karnevals-Verein beworben. Na dann… eine Rakete… Alaaf!

Schon lange lässt er seine angestellten Fußakrobaten aus aller Herren Länder am Rosenmontag auf offenem Wagen durch die Stadt fahren, er verkauft Karnevalstrikots. Die Kicker sorgen bisweilen für Heiterkeit und die Mitgliederversammlungen ähnelten manchmal Prunkkappensitzungen. „Draußen steht ein Trainer – wollen wir ihn reinlassen?“ Alaaf!

Ein Fußball-Verein also entdeckt seine kulturellen Wurzeln und bekennt sich dazu. Das stiftet Identität, das bindet und verbindet. Und in Hamburg? Nüchternes Nichts. Puritanischer Fleiß statt katholischer Moralkompensation. Zu viel Kühne und zu wenig Poldi. Manchmal wünscht man sich ganz heimlich, ein Kölner zu sein.

Ach nee, doch nicht. Und viel besser spielt ihr komischer Karnevalsverein ja auch nicht. Moin, Moin!