Ein Kommentar von Peter Wenig

Für die leidgeprüften Fans des HSV ist es inzwischen ein fast gewohntes Bild: Im Aufgebot für das Länderspiel gegen Schottland gibt es keinen Profi, der für den Bundesliga-Dino kickt. Genau wie bei der WM macht Joachim Löw auch beim Start in die EM-Qualifikation um den norddeutschen Traditionsverein einen großen Bogen. Diskussionen darüber sind überflüssig, es gibt derzeit schlicht keinen HSV-Profi, der sich vom Fast-Absteiger für die deutsche Nationalmannschaft aufdrängt.

Andererseits zeigt das Beispiel des Weltmeisters Christoph Kramer, vor dem Turnier nur Experten ein Begriff, wie schnell sich Karrieren im Fußball entwickeln können. Kramer nutzte die Chance nach dem Ausfall von Sami Khedira durch einen beherzten Auftritt im Finale; erst ein übler Zusammenprall stoppte ihn. Solche Chancen gibt es weiterhin, nach den Rücktritten von Miroslav Klose und Philipp Lahm vor allem im Sturmzentrum und auf den defensiven Außenbahnen. Denn beim 2:4 gegen Argentinien enttäuschten sowohl Comeback-Torjäger Mario Gomez als auch Dortmunds Außenverteidiger Erik Durm und Kevin Großkreutz auf ganzer Linie.

Die Tür ist offen für Konkurrenten. Marcell Jansen, Dennis Diekmeier, Neuzugang Matthias Ostrzolek auf den Außenbahnen, aber auch Pierre-Michel Lasogga als Stoßstürmer, der schon einmal ganz dicht vor dem Sprung in den Kader stand, können sich für Löw empfehlen. Allerdings müssen sie dafür beim HSV Topleistungen abrufen. Woche für Woche, Spieltag für Spieltag. Dann wird auch Löw wieder in den Volkspark kommen. Es wäre ein erster Schritt.