Was soll nach dem Gewinn des WM-Titels noch kommen? Der EM-Titel. Befreit vom Druck, endlich einen Titel holen zu müssen, dürfte Löw noch konsequenter sein Konzept verfolgen. Ein Kommentar

Wer das Risiko eingeht, jemandem gegenüberzutreten, der über ein gewisses Maß an Macht verfügt (zum Beispiel durch List oder Muskelkraft) und von dem man nichts Gutes zu erwarten hat, der begibt sich umgangssprachlich in die „Höhle des Löwen“. Im übertragenen Sinne gilt dies seit 2006 für die Gegner der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Kein Wunder bei diesem, um im Bild zu bleiben, Dompteur.

Für alle jene, die in der jüngeren Vergangenheit unsanfte Bekanntschaft mit den (noch ein beliebtes Wortspiel) deutschen Löwen machten, hatte der Deutsche Fußballbund die traurige Nachricht parat, dass der Bundestrainer mindestens bis zur EM 2016 weiter macht. Was auch sonst.

Was soll nach dem Gewinn des WM-Titels noch kommen?, merkten Zweifler an, dass Löws Motivation leiden könnte. Ein Irrtum. Schließlich brechen nun die schönsten Monate seiner Amtszeit an. Der 54-Jährige wird als Weltmeistertrainer einen Autoritätsschub erfahren, er darf die gestiegene Anerkennung genießen und verfügt vor allem angesichts der Talentdichte über eine Vielzahl an Gestaltungsmöglichkeiten. Die EM-Qualifikation mit Partien gegen Schottland, Irland, Polen, Georgien und Gibraltar dürfte ein Selbstgänger für den Weltmeister werden. Befreit vom Druck, endlich einen Titel holen zu müssen, dürfte Löw noch konsequenter sein Konzept verfolgen und kann auf seinen Erfahrungsschatz aus den vergangenen Jahren zurückgreifen.

Unterm Strich bilden die Nationalelf und Löw also eine Traumkonstellation. Die Höhle des Löw wird noch schwerer zu erobern sein.