Vor der WM-Quali gegen Österreich und die Färöer steht wieder einmal die deutsche Abwehr im Mittelpunkt. Der Bundestrainer wird deshalb ein besonderes Augenmerk auf seine wackelige Defensive legen.

München. Nach der Ankunft im noblem Münchner Hotel „The Charles“ ging Joachim Löw sofort das Hauptproblem seiner Auswahl an. Der Bundestrainer will endlich seine „Schießbude“ schließen und kündigte deshalb für seine Stars intensive Tage in der bayerischen Landeshauptstadt an. „Wir werden sowohl auf dem Platz als auch im Videostudium die Dinge ansprechen und angehen“, sagte Löw vor den vorentscheidenden Quali-Spielen gegen Österreich am Freitag (20.45 Uhr) in München und auf den Färöern am 10. September (20.45 Uhr/ beides im Liveticker auf abendblatt.de).

Neun Gegentore in den letzten drei Länderspielen gegen Paraguay (3:3), die USA (3:4) und Ecuador (4:2), und elf insgesamt 2013, haben knapp ein Jahr vor der WM in Brasilien für reichlich Unruhe rund um die DFB-Auswahl gesorgt. Löw, dessen 22-köpfiges Aufgebot sich am Montag ohne die verletzten Bastian Schweinsteiger, Mario Götze, Lukas Podolski und Ilkay Gündogan in München traf, muss deshalb die zuletzt arg wackelige Defensive festigen.

Um nicht weitere unliebsame Überraschungen zu erleben, werde man sich deshalb auf die beiden Spiele gegen den Erzrivalen Österreich und Fußball-Zwerg Färöer „total fokussieren“, unterstrich der 53-Jährige. Der Bundestrainer ist jedoch überzeugt, „dass wir die Probleme in den Griff bekommen“. Löw, für dessen Team am Montagnachmittag diverse Marketingmaßnahmen und ein leichtes Regenerationstraining im Hotel auf dem Programm standen, wurde im Übrigen von Mittelfeld-Star Mesut Özil über dessen bevorstehenden Wechsel von Real Madrid zum FC Arsenal auf dem Laufenden gehalten.

Erst am Dienstag standen zwei normale Einheiten auf dem Programm, die auch dazu dienten, Defizite im Defensivverhalten abzustellen. Innenverteidiger Per Mertesacker nahm nach der anhaltenden Kritik an der DFB-Viererkette vor dem Doppelpack deshalb schon einmal die gesamte Mannschaft in die Pflicht. „Ich denke, dass allen auf dem Platz klar sein muss, dass wir zusammen verteidigen müssen. Ich finde es nicht angebracht, dass immer nur die Viererkette beschimpft wird, wenn es mal blöd läuft“, sagte der 29 Jahre alte Abwehrspieler vom FC Arsenal in einem „Welt“-Interview. „Dass manchmal ganz andere Handlungen auf dem Platz Auslöser für etwas sind, wird oftmals übersehen“, führte Mertesacker weiter aus.

Lahm vor seinem 100. Länderspiel

Er glaube, „wir können uns als Mannschaft in Bezug auf das Umschaltspiel verbessern. Wenn es einen Ballverlust gibt, müssen wir noch viel handlungsschneller werden“. Nach dem Paraguay-Spiel hatte sich auch Mertesacker einige Kritik gefallen lassen müssen. Es sei ihm aber „zu einfach, Dinge, die nicht gut laufen, immer nur an einzelnen Personen festzumachen“. Dennoch bleibt abzuwarten, wie Löw auf die Probleme reagieren und ob er auch personelle Konsequenzen ziehen wird.

Kapitän Philipp Lahm, der gegen Österreich sein 100. Länderspiel (alle von Beginn an) bestreiten wird, ist als Rechtsverteidiger gesetzt. Auch zu Marcel Schmelzer auf der linken Seite gibt es kaum eine Alternative. In der Innenverteidigung offenbarte aber die Kombination Mertesacker und Mats Hummels zuletzt einige Abstimmungsprobleme. Als Kandidat drängt sich deshalb der Münchner Jerome Boateng auf, der seit Wochen konstant agiert.

Die Österreicher werden alles geben

Angesichts der Sorgen dürfte es Löw nicht gerade passen, dass in Schweinsteiger und Gündogan gleich zwei defensive Mittelfeldspieler ausfallen. Wenigstens ist Real Madrids Star Sami Khedira, den zuletzt eine Knieprellung plagte, einsatzbereit. Ausreden lässt Löw aber trotz seiner Wackel-Abwehr nicht gelten. Es sei „unser klares Ziel, mit zwei Siegen einen weiteren Schritt nach Brasilien zu machen“, sagte Löw, dessen Team sich im Optimalfall schon das WM-Ticket sichern könnte. Er sei nun „sehr froh darüber, dass wir nun wieder über einen längeren Zeitraum intensiv mit der Mannschaft arbeiten können“, fügte er im Rückblick auf den missglückten Saisonstart beim 3:3 in Kaiserslautern hinzu.

Vor allem gegen Österreich erwartet der Bundestrainer eine interessante Partie mit vielen Emotionen. „Jeder weiß, dass unsere Nachbarn im Spiel gegen Deutschland immer enorm motiviert sind“, unterstrich er. Das Team von Marcel Koller zeichne sich „durch gutes Pressing und schnelles Umschalten aus. Die Österreicher werden alles geben, um ihre Chancen für die Qualifikation aufrechtzuerhalten. Daher müssen wir von Beginn an hoch konzentriert sein.“