Die deutsche Nationalmannschaft mühte sich gegen die Fußball-Zwerge von den Färöern zu einem 3:0-Erfolg

Tórshavn. Für die normalen Bedingungen auf den Färöer-Inseln war es fast ein Hochsommertag. 15 Grad während des Tages, strahlende Sonne und beim großen Spiel im Thorvöllur-Stadion am Abend noch immer zwölf Grad. Wärmer wird es im Nordatlantik auch im Juli und August nur selten. Die von der deutschen Nationalmannschaft befürchteten Bedingungen mit Wind und Regen traten nicht auf. Beim 3:0 (1:0) gegen die Färöer holte die konzentriert spielende DFB-Auswahl vor 4818 Zuschauern im achten WM-Qualifikationsspiel ihren siebten Sieg. Gegen die wacker kämpfenden Insulaner, die auf Platz 175 der Weltrangliste stehen, kam aber trotz drückender Überlegenheit bei der Pflichterfüllung kein Glanz auf.

Per Mertesacker erzielte in der 22. Minute nach einer Ecke von Mesut Özil und einer Kopfballvorlage von Jerome Boateng sein drittes Länderspieltor beim 93. Einsatz im DFB-Trikot. Das neue Innenverteidiger-Paar von Bundestrainer Joachim Löw funktionierte also auch gut in der Offensive. Das 2:0 fiel durch einen umstrittenen Foulelfmeter in der 74. Minute, für den Atli Gregersen nach einem Kontakt gegen Thomas Müller auch noch die Rote Karte sah. Mesut Özil verwandelte auch seinen vierten Strafstoß in der Nationalelf sicher. Sechs Minuten vor Schluss schoss Müller das 3:0. Kurz danach wurde für den Münchner der Leverkusener Sidney Sam eingewechselt, der damit sein Debüt im DFB-Team gab.

Dem Löw-Team fehlt nun noch ein Punkt, um das Ticket für die Weltmeisterschaft fest zu buchen. Da Schweden 1:0 in Kasachstan siegte, muss die deutsche Elf am 11. Oktober in Köln gegen Irland bei einem aktuellen Vorsprung von fünf Punkten in der Gruppe C noch einen Zähler holen, um die Teilnahme an der WM-Endrunde unter Dach und Fach zu bringen. Die zweite Möglichkeit – falls ein kaum wahrscheinlicher Unfall gegen die Iren passiert – besteht dann am 15. Oktober in Stockholm im letzten Gruppenspiel gegen die Schweden, für die ein Sieg für den zweiten Gruppenplatz wichtig sein könnte.

Entspannt mit einem Becher Kaffee in der Hand stand Joachim Löw kurz vor dem Anpfiff in Tórshavn am Spielfeld und schaute seinen Spielern beim Aufwärmen zu. Der Kunstrasen war für die deutschen Profis etwas gewöhnungsbedürftig. Die Färinger spielen ständig, auch in ihren Vereinen, auf künstlichem Untergrund. Für Marco Reus, der wegen einer Magen-Darm-Verstimmung nach Dortmund gereist war, brachte Löw den Schalker Julian Draxler. Der 19-Jährige bot im linken Mittelfeld eine gute Leistung. Er gehörte zu den Spielern, die mit ihren technischen Fähigkeiten besonders gut auf dem synthetischen Boden zurechtkamen. In der 22. Minute hatte er eine ausgezeichnete Szene, als er bei einem Solo mehrere Gegenspieler umspielte und im Strafraum auf Miroslav Klose passte. Der 35-Jährige, der beim 3:0 gegen Österreich den Tor-Rekordwert von Gerd Müller eingestellt hatte, traf mit links den Pfosten. Ein Färöer-Verteidiger klärte, die anschließende Ecke von Özil führte zum Führungstor.

Özil, Philipp Lahm in seinem 101. Länderspiel und Toni Kroos präsentierten starke technische Fähigkeiten. Aus dem defensiven Mittelfeld heraus gab Sami Khedira wie in München dem Spiel wieder Struktur. Klose arbeitete sich beim Versuch, sein 69. Länderspieltor zu erzielen, ab. Der Stürmer von Lazio Rom hatte mehrere Chancen, zum alleinigen Rekordmann zu werden, so auch in der 10. und 30. Minute, aber Gunnar Nielsen bot zweimal gute Paraden. Der Torwart vom schottischen Club FC Motherwell war wie schon beim 0:3 im Hinspiel vor elf Monaten in Hannover der große Rückhalt seiner Mannschaft. In der ersten Halbzeit wurde ein Klose-Schuss zudem durch Gregersen abgeblockt (33.). Weniger auffällig als Draxler agierte Bayern-Profi Thomas Müller, dem mit seiner kampfbetonten Spielweise der Kunstrasen weniger liegt.

Die Abwehr kam nur selten in Verlegenheit, das erste Mal aber schon nach 35 Sekunden, als Boateng einen Schuss von Rogvi Benjaminsen noch abblocken konnte. Marcel Schmelzer fiel leistungsmäßig erneut ab in der Elf. Der Linksverteidiger ließ Christian Holst leichtfertig zu einem gefährlichen Schuss kommen, den Manuel Neuer aber locker hielt (65.). Nach einem Pass von Özil lief Müller einmal frei durch die gelockerte Färöer-Abwehr, Gregersen rannte hinterher. Müller kam zu Fall, die Gastgeber behaupteten, es habe sich um eine „Schwalbe“ gehandelt. Doch der litauische Schiedsrichter Gediminas Mazeika bestand auf Platzverweis und Elfer. Özil traf, die Partie war endgültig entschieden.

Deutschland: Neuer – Lahm, Mertesacker, Boateng, Schmelzer – Khedira, Kroos – Müller (84. Sam), Özil, Draxler (74. Schürrle) – Klose (79. Kruse).Tore: 0:1 Mertesacker (22.), 0:2 Özil (74., Foulelfmeter), 0:3 Müller (84.). Schiedsrichter: Mazeika (Litauen). Zuschauer: 4818. Rot: Gregersen (Färöer, 74.)