Die zwei gehaltenen Elfmeter, die den deutschen Fußballerinnen den Weg zum achten EM-Titel ebneten, sahen so viele TV-Zuschauer wie selten zuvor. Auf der Party wurde Angerer sogar von DFB-Präsident Niersbach geherzt.

Solna. Bei der rauschenden Titelparty war auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach in Topform. Mit einer launigen Rede leitete er nach dem 1:0-Triumph der deutschen Fußballerinnen im EM-Finale gegen Norwegen am Sonntag im schwedischen Solna den Feiermarathon ein. „Danke, ihr habt das super gemacht und den DFB und das ganze Land hier toll vertreten. Mein Eindruck war, ihr seid eine echt verschworene Truppe. Ihr könnt stolz auf euch sein“, lobte Niersbach das junge Team nach einem gemeinschaftlichen Essen im Radisson Blu Royal Park Hotel vor rund 100 geladenen Gästen.

Dann nahm der ehemalige Journalist ein Mikro in die Hand und interviewte für das „DFB-Radio“ Matchwinnerin Nadine „Natze“ Angerer, die in dem spannenden Endspiel gleich zwei Foulelfmeter von Trine Rønning (29.) und Solveig Gulbranden (61.) gehalten und so einen Riesenanteil am achten EM-Erfolg hatte. Das umjubelte Siegtor vor 41.301 Zuschauern in der Friends Arena gelang der zur zweiten Spielhälfte eingewechselten Anja Mittag in der 49. Spielminute.

„Ich bin total froh und glücklich, vor allem weil wir es mit einer so jungen Truppe geschafft haben, die einfach Spaß macht“, sagte Trainerin Silvia Neid. Sie sei bei dem Turnier durch die reibungslose und fruchbare Zusammenarbeit mit der „tollen Mannschaft“ sogar „zehn Jahre jünger geworden“.

Angerer zur besten Spielerin gewählt

Um 18.04 Uhr nahm Spielführerin Angerer den großen Silberpokal aus den Händen von Uefa-Präsident Michel Platini entgegen und reckte ihn triumphierend in den schwedischen Abendhimmel. „Ich freue mich total über unseren Sieg, aber realisiert habe ich das alles noch nicht“, sagte die zur besten Spielerin des Finals gekürte 34 Jahre alte Torhüterin. Später fand sie ihre Schlagfertigkeit im Gespräch mit Niersbach wieder und erklärte zu ihren Elfmeter-Heldentaten: „Ich bin eben total beweglich, das ist das Geheimnis der Erfolges.“ Niersbach nahm es zur Kenntnis und herzte die Torhüterin kräftig.

Unter dem Strich war der vierte EM-Finalerfolg nach 1989, 1991 und 2005 gegen die enttäuschten und teilweise weinenden Norwegerinnen, verdient. Trainer Even Pellerud trug die Niederlage mit erstaunlicher Gelassenheit und viel Stolz: „Deutschland ist ein absolut würdiger Champion. Wir haben vor allem in der 2. Hälfte über weite Strecken gegen die beste Mannschaft Europas dominiert“, sagte Pellerud, der natürlich haderte mit den beiden vergebenen Elfmetern. „Es war sicher kein guter Zeitpunkt für uns, zwei Elfmeter zu verschießen.“

Am Montagvormittag geht der Flug zurück in die Heimat, wo am Römer in Frankfurt/Main gegen 15 Uhr die nächste Ehrung wartet. Dort geht die Party weiter. Die ARD überträgt die Feier ab 16 Uhr - eine gute Quote dürfte garantiert sein. Die gab es nämlich schon zum Endspiel am Sonntag: 8,91 Millionen Zuschauer bescherten dem „Ersten“ einen Marktanteil von 45,6 Prozent und die zweitbeste Quote nach dem eigenen Brennpunkt zu den Unwettern in Deutschland. Gleichzeitig bedeutete der Zuspruch einen Rekord für die DFB-Damen. Zuvor stand der Bestwert bei 8,22 Millionen Menschen (29,9 Prozent) im Halbfinale gegen Schweden.

Statistik

Deutschland: Angerer/Brisbane Roar (34 Jahre/124 Länderspiele) – Maier/Bayern München (20/15), Krahn/Paris St. Germain (28/94), Bartusiak/1.FFC Frankfurt (30/74), Cramer/Turbine Potsdam (20/10) – Keßler/VfL Wolfsburg (25/18), Goeßling/VfL Wolfsburg (27/55) – Lotzen/Bayern München (19/16) ab 46. Mittag/LdB FC Malmö (28/97), Marozsan/1. FFC Frankfurt (21/24), Laudehr/1. FFC Frankfurt (27/65) ab 77. Schmidt/1.FFC Frankfurt (23/35) – Da Mbabi/1. FFC Frankfurt (25/84). Trainerin: Neid

Norwegen: Hjelmseth – Mjelde, Rönning, Christensen ab 85. Kaurin, Akerhaugen – Hansen, Gulbrandsen ab 69. Thorsnes, Stensland ab 76. Isaksen, Dekkerhus, Hegland – Hegerberg. Trainerin: Pellerud

Schiedsrichterin: Cristina Dorcioman (Rumänien)

Tor: 1:0 Mittag (49.)

Zuschauer: 41.301

Besondere Vorkommnisse: Angerer hält Foulelfmeter von Rönning (29.); Angerer hält Foulelfmeter von Gulbrandsen (61.)

Beste Spielerinnen: Angerer, Kessler – Stensland, Mjelde

Gelbe Karten: – Krahn