Der Trainer des entthronten Meisters ist dieser Tage mal wieder in aller Fußballfans Munde. Für Anhänger aus mehr als 100 Ländern ist Klopp sogar der beste Trainer des Jahres.

Dortmund/Hamburg. Für etliche Fußballfans aus dem Ruhrgebiet hat er schon fast einen Heiligenschein, doch Jürgen Klopp selbst orientiert sich religiös an anderen Werten. Wie der Erfolgstrainer von Borussia Dortmund jetzt verriet, glaubt der 47-Jährige an ein Leben nach dem Tod.

Der Wochenzeitung „Die Zeit“ sagte Klopp, er hätte seinem im Jahr 2000 gestorbenen Vater gerne eine Karte für das Champions-League-Endspiel in London gegen Bayern München besorgt.

Er sei sich aber sicher, dass sein Vater das Spiel trotzdem gesehen habe. „Ich glaube, dass er einen besseren Platz als im Stadion gehabt hat.“ Der in Stuttgart geborene Klopp ist evangelischer Christ.

Abseits seines Glaubens scheint der Trainer auch in seinem aktuellen Verein eine echte Heimat gefunden zu haben. Jedenfalls gedenkt Klopp in absehbarer Zeit nicht, die Borussia zu verlassen.

Dabei hätten die jüngsten Erfolge mit dem BVB laut eigener Aussage bei einigen Top-Clubs offenbar das Interesse an Klopp geweckt. „Es lagen in der Tat einige Anfragen vor“, sagte der 46-Jährige in einem Interview der „Sport-Bild“. „Auch von Vereinen, von denen ich nicht gedacht hätte, dass sie jemals Interesse haben könnten, mein Trainerteam und mich zu verpflichten.“

An einen Weggang von der Borussia, mit der er zwei deutsche Meisterschaften und einmal den DFB-Pokal gewann sowie in das Champions-League-Finale einzog, habe er aus Respekt vor dem BVB bisher aber nie gedacht.

„Das Gefühl der Mannschaft zu mir müsste sich verändern, das Gefühl des Vereins zu mir müsste sich verändern, der Klub müsste sich verändern. Es gibt keinerlei Tendenzen in diese Richtung. Dementsprechend ist dies für mich eine klasse Konstellation im Verein. Es wird immer besser beim BVB.“ Sein Vertrag mit den Dortmundern ist noch bis Ende Juni 2016 datiert.

Deshalb lässt er sich auch auf Spekulationen um eine Nachfolge von Bundestrainer Joachim Löw nicht ein. „Ich verschwende daran keinen Gedanken, Nationaltrainer zu werden“, sagte Klopp. „Auch woanders sehe ich mich nicht. Ich habe da auch keinen Karriereplan.“

Klare Meinung zum DFB-Sportdirektor

Zum Thema DFB-Sportdirektor hat Klopp indes eine klare Meinung. „Wenn ich die Namen höre, wer den Posten alles besetzen könnte: Oh weia. Der eine konnte gute Freistöße schießen, der andere gut köpfen“, sagte der 46-Jährige der „Sport Bild“.

Für Klopp steht fest: „Der DFB-Sportdirektor muss kein Ex-Nationalspieler sein. Warum auch?“. Nach Meinung von Klopp sollte ein Sportdirektor „jemand sein mit Visionen, mit Talent für Strukturen, Lust auf Entwicklung. Mit Beharrlichkeit, an Dingen dranzubleiben.“ Der BVB-Coach möchte auf dieser Position jemanden sehen, der richtig Lust darauf habe.

„Wir brauchen für die Nationalelf keinen Sportdirektor. Der neue Mann ist wichtig für die Ausbildung, den Nachwuchs und die Nachhaltigkeit in den Strukturen. Der neue Sportdirektor darf nicht dem Nationalteam untergeordnet sein, sondern muss separat klar getrennte Entscheidungen treffen.“ Denn Sportdirektor sei eine Lebensentscheidung und keine Ad-hoc-Entscheidung, sagte Klopp.

Maulkorb zum Thema FC Bayern

Zum Reizthema Bayern München hat sich Klopp unterdessen selbst einen Maulkorb auferlegt. „Ich möchte mich aufs Wesentliche konzentrieren - meine Themen liegen beim BVB“, sagte er in dem Interview. Er werde „zu Bayern München nur noch vor Spielen gegen Bayern München sprechen“.

In der Vergangenheit sei er ab und zu mal flapsig gewesen und habe geplaudert. „Das wird zum einen niemals so dargestellt, wie ich es meinte, zum anderen möchte ich die Geschichte BVB und Bayern nicht weiterhin ein Jahr durchtreiben“, sagte Dortmunds Coach.

Voll des Lobes, fast schon euphorisch äußerte sich Klopp über die Neuzugänge Henrich Mchitarjan und Pierre-Emerick Aubameyang, den man zum Beispiel schon seit Dezember vergangenen Jahres auf dem Wunschzettel gehabt habe.

Dass der Zugang vom AS St. Etienne mit einem Ferrari zum Training vorgefahren kommt, stört Klopp offenbar nicht. „Ich bin jetzt schon so lange im Geschäft und habe festgestellt, dass so etwas nicht auf die Persönlichkeit Einfluss nimmt. Ist ein Spieler klar in der Birne, hat es keine Auswirkungen. Ist er dumm, kann er auch im Käfer vorfahren und bleibt dumm“, meinte Klopp.

Klopp ist „bester internationaler Trainer“

Derweil kann Jürgen Klopp seiner Galerie eine weitere Auszeichnung hinzufügen. Denn aus Sicht der internationalen Fans ist er der beste Trainer des Jahres. Das ist das Ergebnis der jährlich stattfindenden Abstimmung von Hattrick, dem Fußball Online Manager Spiel.

8.500 Fans aus mehr als 100 Ländern weltweit hatten sich an der diesjährigen Wahl zum „Hattrick-Trainer des Jahres“ beteiligt und Klopp mit 40 Prozent der Stimmen zum besten Coach der abgelaufenen Saison gewählt.

Damit landete der Trainer des BVB vor Jupp Heynckes, der mit 33 Prozent der Stimmen den zweiten Platz belegte. Dritter wurde die britische Manager-Legende Alex Fergusson, der in diesem Spieljahr seine letzte Saison auf der Bank von Manchester United verbrachte.

„Für eure User bin ich Trainer des Jahres? Das hätte ich jetzt nicht gedacht, aber freuen tut es mich trotzdem. Das ist prima, weil die Stimmen eurer Spieler dem Kinderschutzbund in Dortmund helfen“, sagte Klopp. Der Organisation spendete der Coach das Presigeld in Höhe von 1.000 Euro.