Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Neues Spiel, neues Glück. Vor zwei Jahren, bei der Heim-Weltmeisterschaft im eigenen Land, gab es nach der Viertelfinalniederlage für die deutschen Fußballfrauen statt eines Sommermärchens jede Menge Katzenjammer. Viele Kritiker verstreuten Häme, als hätten sie nur darauf gewartet, dass sich die erfolgsverwöhnten DFB-Kickerinnen dem Niveau der Männer anpassen und einmal ohne Titel blieben. An diesem Donnerstag beginnt in Schweden ein neues Abenteuer für eine verjüngte Auswahl. Bei der Europameisterschaft in Schweden gilt die Truppe von Silvia Neid schon wieder als einer der Favoriten.

Abgesehen vom ausgebliebenen Erfolg hat die WM in Deutschland nicht den ersehnten Schub für den Frauenfußball gebracht. Die Anfangseuphorie verflog schnell, die Zuschauerzahlen der Bundesliga blieben auf überschaubarem Niveau, einige Vereine gerieten in wirtschaftliche Schieflage, der HSV zog seine Elf zurück.

Der Fehler war, dass viele Beteiligte auf die Möglichkeiten des Männerfußballs schielten, an Millionengagen und Werbeverträge dachten. Das musste eine Illusion bleiben. Wenn die deutschen Frauen mit unbekümmerten Fußball begeistern – und Erfolg haben –, kommt der verdiente Lohn von allein. Im Rahmen des Marktes.

Leider bedienen einige Bilder wieder uralte Klischees. Den Vogel schoss eine ZDF-Eigenwerbung (Frauen! Fußball! Waschmaschine!) ab. Wenn den Fernsehmachern zu einer EM nichts anderes einfällt, belegt das nur, dass sie diesen Sport immer noch nicht ernst nehmen.