Mario Balotelli hat bei Italiens Auftaktsieg beim Confed Cup mal wieder die große Show geliefert und den Fußballfans seinen nackten Oberkörper präsentiert. Nur dem Trainer missfiel die mit Gelb geahndete Aktion.

Rio de Janeiro. Als Mario Balotelli Brasiliens mythischen „Tempel des Fußballs“ zum Beben gebracht hatte, lief in seinem Kopf nochmal der Film von Warschau 2012 ab. Wie nach seinem zweiten Tor im EM-Halbfinale gegen Deutschland riss er sich das Trikot vom Leib und ließ die Muskeln spielen. „Seht her“, schien er wie damals in Polen nun im Estadio do Maracana in Rio de Janeiro zeigen zu wollen, „ich bin der Größte!“

Mancher deutsche Nationalspieler wird sich zu Hause vor dem Fernseher mit Grausen abgewendet haben. Doch auch für Balotelli hatte der Treffer zum 2:1 (1:1)-Erfolg der italienischen Nationalmannschaft zum Auftakt des Confed Cups gegen Mexiko ein unangenehmes Nachspiel: Er sah regelkonform die Gelbe Karte - sehr zum Ärger von Trainer Cesare Prandelli. „Mario muss damit aufhören, sein Trikot auszuziehen und seine Muskeln zu zeigen, wenn er ein Tor schießt. Dumme Gelbe Karten kann man sich in einem Turnier wie diesem nicht erlauben“, schimpfte der.

Dabei habe er Balotelli in dieser Angelegenheit vor dem Spiel eigens gewarnt. Balotelli entschuldigte sich. Er habe „nicht gewusst“, beteuerte er wenig glaubwürdig, dass es eine Regel gibt, die eine Sperre für ein Spiel bei der zweiten Verwarnung in der Vorrunde vorsieht: „Beim nächsten Mal lasse ich das Trikot an, ich schwöre es.“

Auf der Tribüne klatschte Freundin Fanny

Dabei hatte Balotelli seinen albernen Jubel gar nicht nötig, fiel er doch mit seinem guten Spiel schon genug auf. Er gab die Hälfte der 14 Schüsse der Azzurri ab und brachte vier aufs Tor - genau so viele wie alle Mexikaner zusammen. Auf der Tribüne klatschte seine Verlobte Fanny Neguesha im gelben Spaghettiträger-Top Beifall.

Fünfmal wurde Balotelli gefoult, öfter als jeder andere Spieler. Dabei ahndete Schiedsrichter Enrique Osses (Chile) nicht jede Aktion gegen ihn. Als der 22-Jährige nach einer Stunde mal wieder am Boden lag und vergeblich auf einen Pfiff wartete, warf und kickte er wild gestikulierend seinen rechten Schuh über den Rasen. „Dynamik und Temperament“ hätten „Balo“ erst das Tor ermöglicht, lobte Prandelli.

Viele der 73.123 Fans im Maracana, das sein erstes Pflichtspiel nach der Generalüberholung sah, erhoben sich von ihren Sitzen, als Balotelli acht Minuten nach dem Tor (78.) ausgewechselt wurde. Ehe er die heilige Spielstätte verließ, kündigte er Großes an. „Wir sind hier, um ins Endspiel zu kommen, gegen wen ist mir egal“, sagte er über den Wunsch von Brasiliens Jungstar Neymar, Italien im Finale zu treffen.

Balotelli widmet sein Tor Rapper Drake

Dann schlurfte er durch den Bauch des Stadions zum Bus, alle Blicke waren auf ihn gerichtet. Im linken Ohr blinkte ein Brilli, den kleinen Finger der linken Hand zierte ein fetter Ring, eine Goldkette das Handgelenk, und zwei weitere Kettchen baumelten um seinen Hals. Wie ein Gangster-Rapper sah er aus. Da passte es ganz gut, dass er sein Tor via Twitter dem kanadischen Rapper Drake widmete. „Wir haben ganz unten angefangen, jetzt sind wir hier“, schrieb er.

Hier - im siebten Fußball-Himmel. Dort fühlte sich auch Balotellis Kollege Andrea Pirlo angekommen. Der 34-Jährige zog wie in seinen besten Tagen die Fäden und schoss das 1:0 mit einem traumhaften Freistoßtor (27.). „Für Andrea brauche ich keine Worte, nur eine herzliche Umarmung und großen Applaus. Er ist ein leuchtendes Vorbild für alle“, sagte Prandelli.

Dass ihm das Traumtor in seinem 100. Länderspiel glückte, noch dazu im Maracana, „davon hätte ich nicht zu träumen gewagt“, sagte Pirlo. Den zwischenzeitlichen Ausgleich von Javier Hernandez (34., Foulelfmeter) konnten er und Italien verschmerzen. Die Azzurri haben ja Balotelli, den genial-verrückten Gangster-Rapper.

Statistik

Mexiko: Corona/Cruz Azul - Flores/Cruz Azul, Rodriguez/Club America, Moreno/Espanyol Barcelona, Salcido/Tigres de la UANL - Aquino/FC Villarreal ab 53. Mier/Monterrey, Zavala/Monterrey ab 86. Jimenez/Club America, Torrado/Cruz Azul, Guardado/FC Valencia - dos Santos/RCD Mallorca, Hernandez/Manchester United. - Trainer: de la Torre

Italien: Buffon/Juventus Turin - Abate/AC Mailand, Barzagli/Juventus Turin, Chiellini/Juventus Turin, de Sciglio/AC Mailand - de Rossi/AS Rom, Pirlo/Juventus Turin, Montolivo/AC Mailand - Marchisio/Juventus Turin ab 68. Cerci/FC Turin, Giaccherini/Juventus Turin ab 88. Aquilani/FC Florenz - Balotelli/AC Mailand ab 86. Gilardino/FC Bologna. - Trainer: Prandelli

Schiedsrichter: Enrique Osses (Chile) Tore: 0:1 Pirlo (27.), 1:1 Hernandez (34., Foulelfmeter), 1:2 Balotelli (78.)

Zuschauer: 72.163

Beste Spieler: Corona - Balotelli, Giaccherini

Gelbe Karten: Moreno, dos Santos - Barzagli, de Rossi, Balotelli