Schaaf im Stich gelassen Am Sonntag schickte die Geschäftsführung von Werder Bremen ein offizielles Dementi hinaus in die Welt der Spekulationen und Gerüchte. Eine online verbreitete Meldung, Thomas Eichin, der Geschäftsführer Sport, habe in einer Krisensitzung von seinen Kollegen die Erlaubnis erhalten, Trainer Thomas Schaaf zu entlassen, sei falsch: "Einen solchen Vorgang hat es nicht gegeben." Andererseits klang Schaaf nach dem desolaten 0:3 (0:2) am Sonnabend gegen den VfL Wolfsburg so, als würde er eine mögliche Entlassung quasi vorauseilend akzeptieren: "Wenn ich im Weg stehen sollte, gehe ich gerne zur Seite", sagte er beim TV-Sender "Sky".

Zunehmend entsteht der Eindruck, bei Werder haben nicht nur die Spieler das Fußballspielen verlernt, sondern der Club mit seinem Sportchef-Novizen Eichin wisse auch nicht, wie man auf eine tiefgreifende Krise anders als mit dem jahrelang erfolgreichen Aussitzen reagiert. "Wir analysieren die momentane sportliche Situation und hinterfragen uns kritisch. Mit der Vereinsspitze und mit dem Trainer", sagte Eichin.

Neun Spiele hat Werder in Folge nicht gewonnen, nur dank der Schwäche der Konkurrenz im Abstiegskampf beträgt der Vorsprung auf den Relegationsplatz vier Spieltage vor Saisonende noch fünf Punkte. "Ich bin sprachlos und kann es nicht nachvollziehen, was ich gesehen habe", sagte der geschockte Eichin, "Schaaf ist von der Mannschaft komplett im Stich gelassen worden." Am Sonntag scheuchte der Trainer den Kader bei Intervallläufen über den Platz. Zudem wurde der sonst trainingsfreie Montag gestrichen. Sonnabend muss Werder bei Bayer Leverkusen antreten - es wird nicht einfacher.

Heynckes ehrgeizig 26 Siege, der neunte Auswärtserfolg in Folge, 81 Punkte nach 30 Spielen, 13. Siege hintereinander - mit dem 6:1-Triumph bei Hannover 96 hat Bayern München neue eindrucksvolle Rekorde aufgestellt. Alles ist schön beim deutschen Rekordmeister vor dem Champions-League-Halbfinale am Dienstag gegen den FC Barcelona. Die Steueraffäre von Uli Hoeneß (siehe dazu Leitartikel Seite 2 und Bericht Seite 6) stört angeblich nicht, sagt Trainer Jupp Heynckes, im Gegenteil: "Bei uns gibt es immer irgendwelche Meldungen und Äußerungen und was weiß ich. Das schärft die Sinne, das macht uns noch aufmerksamer und noch ehrgeiziger." Sportdirektor Matthias Sammer sprach von einer "privaten Konstellation" und meinte: "Das belastet uns überhaupt nicht." Auf jeden Fall nicht in der Bundesliga. Bayerns 1B-Elf spielte mit Hannover Katz und Maus. Nur der Patzer von Torwart Manuel Neuer vor dem Anschlusstreffer zum 1:5 von André Hoffmann störte ein wenig. Das Publikum in Hannover feierte unterdessen mit Sprechchören den zurückgetretenen Manager Jörg Schmadtke und forderten die Demission von Präsident Martin Kind. "Mit der Kritik muss man leben, wenn man Entscheidungen trifft", sagte Kind, der die Suche nach einem neuen Manager nun intensiviert: "Wir haben gute Bewerbungen."

Klopp glücklich Unmittelbar nach dem 2:0-Pflichtsieg gegen Mainz 05 zog Jürgen Klopp die wichtigste Bilanz aus der gelungenen Generalprobe seiner Profis vor dem Champions-League-Halbfinale Mittwoch gegen Real Madrid: "Dadurch, dass sich keiner verletzt hat, war es ein perfekter Tag." Dass er bereits für die neue Saison in der Königsklasse planen kann, ging dabei fast unter. Denn mit dem fünften Ligasieg in Folge machten die Borussen die erneute Teilnahme an der Champions League und somit eine gesicherte Einnahme von rund 30 Millionen Euro vorzeitig perfekt. "61 Punkte, die Champions-League-Qualifikation geschafft: Das ist das, was wir wollten. Wenn wir am Mittwoch nicht ein so wichtiges Spiel hätten, wir würden richtig feiern", meinte Klopp, "aber wenn man schon einmal im Halbfinale steht, dann will man natürlich auch ins Endspiel."

Sieg für die Seele Retten wird die SpVgg Greuther Fürth der Coup in Nürnberg auch nicht mehr, aber der Seele tat der 1:0-Erfolg im 256. Franken-Derby ausgesprochen gut. Der "Club" verspielte dadurch seine letzte Chance im Kampf um die Europa League. Erstmals seit dem 29. September 2012 und nach elf Spielen ohne Niederlage verlor der FCN wieder ein Heimspiel. Das Tor des Tages in einer intensiven, spielerisch aber schwachen Partie gelang Johannes Geis in der 27. Minute. "Für die Fans und uns Spieler ist der Sieg im Derby natürlich etwas Wunderbares. Wir haben einiges gutgemacht", sagte der Torschütze.