Der FC Bayern muss im DFB-Pokal-Viertelfinale Titelverteidiger Dortmund schlagen, um die Vorherrschaft in Deutschland zurückzuerobern

München/Dortmund. Das Duell auf dem Feld allein genügt offenbar nicht, die Brisanz zwischen beiden Vereinen abzubilden. Um 20.30 Uhr stehen sich am Mittwochabend der Rekordmeister FC Bayern München und der aktuelle Double-Gewinner Borussia Dortmund im Viertelfinale des DFB-Pokals gegenüber (ARD, Sky), doch das möglicherweise wegweisende Kräftemessen findet schon am Morgen statt. Auf Initiative des Fahrzeug- und Maschinenbaukonzerns MAN, der beide Teams mit Mannschaftsbussen ausrüstet, duellieren sich die Clubchefs Karl-Heinz Rummenigge und Hans-Joachim Watzke bei einem Rennen in 440 PS starken Sattelzugmaschinen.

Pünktlich zum Aufeinandertreffen der besten deutschen Mannschaften werden nun wieder allerhand Nebenschauplätze eröffnet, die nicht nur das Rennen zwischen Rummenigge und Watzke oder den wohl spätestens im Sommer 2014 anstehenden Wechsel von BVB-Angreifer Robert Lewandowski nach München umfassen, sondern auch die Spitzzüngigkeit einiger Protagonisten befeuern.

Angesichts von fünf Ligaspielen in Folge ohne Niederlage gegen die Bayern und der 5:2-Demontage im Pokalfinale der vergangenen Saison tönt Dortmunds Kapitän Sebastian Kehl: "Wenn es eine Mannschaft gibt, die weiß, wie man die Bayern schlägt, dann sind wir das." Etwas subtiler hält Bayerns Toni Kroos dagegen: "Dortmund hat mit seinen guten Leistungen dazu beigetragen, dass wir jetzt so stark sind."

Die Messer sind also gewetzt, könnte banal angeführt werden - und dass für die Bayern weitaus mehr auf dem Spiel steht als für die Gäste aus Dortmund. Eine weitere Niederlage gegen die Borussia, und schon wäre es trotz bisher famoser Saison erst einmal dahin mit der rosaroten Gefühlslage in München. Es droht ein BVB-Trauma. Zumindest das 2:5 im Pokal wirkt bis heute gehörig nach und sitzt wie ein Stachel tief im Bayern-Fleisch - auch wenn Kapitän Philipp Lahm davon nichts wissen möchte: "Im Supercup 2012", sagt er, "haben wir die Dortmunder doch geschlagen." 2:1 hieß es damals, allerdings hat der Supercup eher den Charakter eines Vorbereitungsspiels.

Mittwochabend steht sehr viel mehr auf dem Spiel. Es geht um die Vorherrschaft im deutschen Fußball, es geht für die Münchner darum, ob sie den BVB-Code knacken können, es geht für die Gäste darum, ob sie zum dauerhaften Spielverderber des Rekordmeisters taugen. "Ich glaube, die Bayern haben vor uns genauso viel Respekt wie wir vor ihnen. Deswegen wird es ein Duell auf Augenhöhe", sagt Ilkay Gündogan, Dortmunds Nationalspieler. Über das 2:5 aus dem Vorjahr, so glaubt der Deutschtürke, herrsche bei den Bayern vermutlich noch immer "ein bisschen Wut". Die Konkurrenten aus München wollten nun zeigen, "dass sie auch gegen uns gewinnen können". Fünf Niederlagen und ein Remis - gegen keinen anderen Verein der Welt sieht die aktuelle Bayern-Bilanz derart desaströs aus. Entsprechend motiviert geht man das Viertelfinale an. "Da werden kleine Details entscheiden", sagt Arjen Robben, der den gesperrten Franck Ribéry (Rote Karte) auf der linken Seite ersetzen soll. "Wir werden alles geben. Jeden Zentimeter Rasen müssen wir auffressen", so der Niederländer martialisch.

Dabei dürfte insbesondere Robben nicht die besten Erinnerungen an den BVB haben. Beim vorentscheidenden Meisterschaftsduell 2012 in Dortmund verschoss er einen Elfmeter und vergab kurz vor dem Ende eine 100-prozentige Torchance. 0:1 hieß es damals aus Sicht der Bayern. Trainer Jupp Heynckes möchte das Thema BVB-Trauma nicht zu hoch hängen. "Das Wort Angstgegner können Sie schon mal vergessen, wir haben überhaupt keinen Angstgegner", entgegnet Heynckes derlei Fragen.

Jenes Gefühl, den Pokal in den Händen zu halten, kennt Dortmunds Angreifer Robert Lewandowski nur allzu gut. Beim 5:2 war er der überragende Mann, seither haben ihn die Münchner auf dem Radar, und es soll bereits Einigkeit über einen Wechsel spätestens im Sommer 2014 herrschen. "Seit Wochen wird mein Name durch die Öffentlichkeit getrieben. Ich glaube mittlerweile, dass ich unter Druck noch besser bin. Von daher gehe ich völlig befreit in diese Partie und will Tore zum Weiterkommen beisteuern", sagte er der "Sport-Bild" und fügte an: "Ich will noch besser spielen und diese Saison einen Titel mit dem BVB holen."