Ein Kommentar von Carsten Harms

Es war die Szene des Bundesliga-Wochenendes, die die größte Aufregung verursachte. Schiedsrichter Wolfgang Stark wertete eine Rettungsaktion des Dortmunders Marcel Schmelzer auf der Torlinie als Handspiel, obwohl dieser den Ball mit dem Knie gestoppt hatte. Die fatale Folge für den deutschen Meister: Elfmeter, den Wolfsburgs Diego zum 1:1 verwandelte, Rot für Schmelzer, 55 Minuten Unterzahl und am Ende eine Heimniederlage, die den letzten Funken Hoffnung auf eine erfolgreiche Titelverteidigung auslöschte. Der Ärger der Betroffenen und die Fassungslosigkeit der neutralen Betrachter, dass Deutschlands WM- und EM-Schiedsrichter eine solche Fehlentscheidung trifft, waren gewaltig.

Noch viel größer muss aber der Respekt dafür sein, wie Wolfgang Stark, der im Übrigen als Niederbayer traditionell eher kritisch zur Landeshauptstadt München steht, mit seinem gravierenden Missgeschick umging. Er sprach von einem "Wahrnehmungsfehler" und bat bei den Leidtragenden ausdrücklich um Entschuldigung.

Dieses Eingeständnis wird Schmelzer vor einer Sperre bewahren. Mehr noch: Stark zeigte seinen bisweilen arrogant auftretenden Amtskollegen auf, wie man mit eigenen Fehlentscheidungen umgehen kann. Dies sollte für die gesamte Zunft der Unparteiischen, auch in unteren Ligen, als klares Signal gewertet werden, weniger Selbstherrlichkeit und mehr Selbstkritik an den Tag zu legen. Stark hat sein Ansehen durch das Eingeständnis nicht geschwächt, sondern nachhaltig gestärkt - einfach stark.