Der Ärger über den späten Ausgleich von Mesut Özil war bei Borussia Dortmund schnell verflogen. Nach dem 2:2 in der Champions League bei Real Madrid überwog der Stolz über einen lange Zeit starken Auftritt. Der Achtelfinaleinzug soll nun in Amsterdam perfekt gemacht werden.

Madrid. Jürgen Klopp zögerte keine Sekunde. „Der Stolz überwiegt“, sagte der Trainer des deutschen Fußball-Meisters Borussia Dortmund nach dem 2:2 (2:1) im Champions-League-Kracher bei Real Madrid. Vergessen war der Ärger über den späten Ausgleich der Königlichen durch Mesut Özil, der den vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale kostete.

„Wir haben es selber in der Hand, die nächste Runde zu erreichen. Mehr konnte man in dieser Gruppe nicht erwarten. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass man Real an den Rand einer Niederlage bringt. Wir haben den direkten Vergleich mit Real gewonnen, damit hätte ich nicht gerechnet“, sagte Klopp nach dem „großen Spiel bei einem großen Gegner“. Der Coach feierte Minuten nach dem Abpfiff überschwänglich mit den mitgereisten BVB-Anhängern den wichtigen Punktgewinn.

In der ersten Halbzeit hatten die Schwarz-Gelben im Estadio Santiago Bernabeu eine ganz starke Leistung geboten. Laufstark, spielstark, zweikampfstark - der Double-Gewinner lieferte einen erneuten Nachweis seiner internationalen Tauglichkeit. Da geriet auch Michael Zorc ins Schwärmen. „Das war wohl das Beste, was wir je gespielt haben“, sagte der Sportdirektor über die ersten 45 Minuten mit der verdienten Pausenführung durch den Treffer von Marco Reus (28.) und das Eigentor von Alvaro Arbeloa (45.).

„Unser Plan war, sehr mutig zu spielen und viel Ballkontrolle zu haben. Unsere erste Halbzeit war außerordentlich gut, die zweite leidenschaftlich. Natürlich hat uns dabei letztlich ein wenig die Entlastung gefehlt. Da fehlte die klare Aktion, die hundertprozentige Chance“, meinte Klopp. Der Druck von Real wurde daher immer größer, der späte Ausgleich durch Özils Freistoßtreffer in der 89. Minute mehr als verdient.

Der bis dahin starke BVB-Schlussmann Roman Weidenfeller machte dabei allerdings keine glückliche Figur und gab sich danach wenig selbstkritisch: „Das war ein Geniestreich. Unglaublich, besser geht es nicht. Ich weiß nicht, was wir darüber diskutieren sollen“, sagte Weidenfeller, der Unterstützung von seinem Trainer erhielt: „Wenn er eine richtige Torwartbewegung macht, haut er sich den Kopf blutig.“

Trotz der Gegentreffer von Pepe (34.) und Özil hat der BVB beste Chancen, ins Achtelfinale der Königsklasse einzuziehen. Dafür genügt schon ein Punktgewinn im Gastspiel beim niederländischen Rekordmeister Ajax Amsterdam. Klopp lobte daher die Entwicklung seiner Mannschaft auf internationalem Parkett, warnte aber vor zu großer Euphorie: „Wir haben in den vergangenen beiden Jahren unsere Erfahrungen gemacht. Uns war klar, dass wir einen Schritt weiter sind. Wir sind aber noch nicht fürs Achtelfinale qualifiziert.“ Nach dem über weite Strecken überzeugenden Auftritt von Madrid zweifelt daran aber niemand ernsthaft.

Auch bei den Gastgebern ist der Glaube an den Einzug in die nächste Runde ungebrochen, auch wenn es nicht zum achten Heimsieg in der europäischen Königsklasse in Folge reichte. „Das ist kein Drama. Die Botschaft ist, dass wir am Ende in die nächste Runde kommen“, verkündete Star-Trainer Jose Mourinho, der sich allerdings über ein wegen angeblicher Abseitsstellung nicht gegebenes Tor der Madrilenen zu Recht aufregte.

Sollte Real in der Gruppe nur Zweiter hinter Dortmund werden, wäre dies laut Mourinho kein Problem. „Wenn wir Gruppenzweiter werden, wird es ein Problem für die anderen Mannschaften sein. Nicht für uns. Normalerweise rechnet man als Gruppensieger mit einem schwächeren Gegner“, äußerte der Portugiese.