Bei der 19. Hamburg Soirée plauderte St. Paulis Trainer mit Thorsten Fink und Bürgermeister Olaf Scholz über Chancen der Sportstadt.

Hamburg. Der Gobelin-Saal war voll besetzt. Bei der 19. Hamburg Soirée, gefördert von der Sparda-Bank und "guenstiger.de", strömten 250 Gäste, darunter die Olympiasieger Eric Johannesen und Lauritz Schoof, ins Hotel Vier Jahreszeiten. HSV-Trainer Thorsten Fink und sein Kollege André Schubert vom FC St. Pauli kamen mit Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) zum "Hanseatischen Sportgipfel" zusammen und philosophierten über Chancen und Perspektiven der Sportstadt Hamburg - mit einem höchst interessanten Vorschlag.

Am Vormittag hatte der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger die perfekte Vorlage für die Diskussion geliefert. Nachdem Uefa-Präsident Michel Platini vorgeschlagen hatte, die EM 2020 europaweit in zwölf Städten auszutragen, sprach sich Zwanziger bei der Onlinezeitung "Sport Bild Plus" für die Idee aus: "Ich stelle mir vor, dass man Länder in einem regionalen Verbund zusammenführt und so ganz Europa ein Stück weit stärkt. Was würde dagegen sprechen, wenn man im Norden Europas eine EM austrägt? Ich denke an die skandinavischen Länder mit Stockholm, Kopenhagen und Helsinki, Hamburg wäre dabei."

Olaf Scholz nahm den Ball auf, ohne aber seinen gewohnten Kurs der Zurückhaltung zu verlassen: "Gerade für die Entwicklung der Sportstadt Hamburg ist es wichtig, nicht vom hanseatischen Unterstatement zu lassen und nicht vom 'Hier, hier hier'-Schreien eine heisere Stimme zu bekommen. Unsere Strategie muss es sein, uns in die Lage zu versetzen, solche Veranstaltungen durchzuführen, im Gespräch zu bleiben. Wir werden ganz beharrlich arbeiten, damit man es ganz natürlich findet, bestimmte Veranstaltungen hier stattfinden zu lassen. Aber wenn Hamburg in diesem Thema im Gespräch ist, ist das keine schlechte Sache." Der gut gelaunte Schubert hingegen ging in die verbale Offensive: "2020 ist das Millerntor fertig, also kann man da auch spielen ..."

Erstaunlich lustig ging es zu an diesem Abend. Als die Diskussion bei Investoren angekommen war, verriet Schubert, dass man kurz vor der Finalisierung der Transfers von Rafael van der Vaart und Javi Martinez ausgestiegen sei, um das Stadion behalten zu können und hatte damit die Lacher auf seiner Seite. Aber es gab auch nachdenkliche Momente. Fink erzählte, dass sein beiden Kinder, fünf und sieben Jahre alt, im Bus auch schon beschimpft wurden: "Dein Vater ist ein Loser." Es sei schwierig, so der HSV-Coach, mit solchen Situationen umzugehen, weil die kleinen Kinder das noch gar nicht verstehen würden, und versuchte verzweifelt, das Positive zu sehen: "Vielleicht härtet sie das ab."

+++ Plan: EM 2020 in ganz Europa - auch in Hamburg +++

Fink stand natürlich noch unter dem Eindruck des verlorenen Derbys in Bremen, zeigt sich aber optimistisch, dass der HSV bald Siege einfahren wird: "Die zwei Neuzugänge haben gezeigt, dass sie uns weiterbringen. Wir haben genügend negative Erlebnisse hinnehmen müssen, schauen jetzt positiv in die Zukunft. Die Ländespielpause kann wichtig für uns sein. Wir können einen Neustart machen und in Frankfurt gewinnen. Die spielerische Klasse haben wir dazu."

Bei beiden Trainern wurde deutlich, wie sehr sie sich mit ihrem Beruf identifizieren, wie schwer es ihnen fällt, auch einmal abzuschalten. "Die Sommerpause war so lange wie nie, das war schwer. Ohne Fußball bricht alles zusammen, nach einer gewissen Zeit werde ich ungenießbar", sagte Fink. Schubert erzählte, dass er es zunächst genoss, während des Karibik-Urlaubs einige Tage ohne Handy auskommen zu müssen, weil ihm das Mobiltelefon in einen Fluss gefallen war. "Aber nach kurzer Zeit habe ich gemerkt, wie abhängig man von dem Arbeitsgerät ist."

Natürlich durfte am Ende nicht die Frage fehlen, ob eine Tradition der regelmäßigen Stadtderbys eingeführt werden müsste. Der Vorschlag wurde zurückhaltend aufgenommen: "Wenn wir die Klasse halten und St. Pauli aufsteigt, haben Sie Ihr Derby", antwortete Fink, während Schubert auf den Sicherheitsaspekt verwies: "Wir wollen alle keine Freundschaftsspiele mit Wasserwerfern. Wenn signalisiert wird, dass alle vernünftig sind und dieses Spiel gewollt ist, steht dem nichts im Wege."