Der Bundestrainer sucht noch einen Kapitän, am Donnerstag will er sich entscheiden. Torwart Zieler soll gegen die Ukraine spielen.

Hamburg. Nur wenige der etwa 100 anwesenden Journalisten konnten verstehen, was Lukas Podolski da sagte. Er sprach polnisch und es sollte wohl heißen: „In diesem Trikot werden wir Fußball-Europameister 2012.“ Es ist das nicht mehr ganz so neue Selbstbewusstsein, das sich bei der offiziellen Präsentation des EM-Trikots der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am Mittwoch in Hamburg wieder einmal zeigte. Und auch Joachim Löw zog noch einmal nach. „Die aktuelle Mannschaft ist viel besser eingespielt als vor zwei Jahren“, sagte der Bundestrainer mit Blick auf die anstehende EM, die in 212 Tagen in Polen und der Ukraine beginnen wird. Die Mannschaft sei „gefestigt“ im Vergleich zur WM vor zwei Jahren, als man es immerhin bis auf Platz drei geschafft hatte.


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Die zuletzt souverän durchlaufene Qualifikation mit zehn Siegen in zehn Partien macht zudem Hoffnung. „Die Trikot-Präsentation heute ist ein weiterer Meilenstein“, sagte Löw. Mit der Auslosung der Gruppen Anfang Dezember beginne „die heiße Phase, die Freude steigt jeden Monat“, ergänzte der 51-Jährige, während er sich das traditionell in weiß gehaltene Shirt mit drei dünnen, schwarz-rot-goldenen Diagonalstreifen genau anschaute.

Zieler vor Debüt

Den ersten Praxistest durchläuft die neue Kleidung am Freitag im Spiel bei einem der beiden EM-Gastgeber in der Ukraine und vier Tage später in Hamburg gegen die Niederlande. Während andere Nationen wie Portugal, die Türkei oder Kroatien in den Playoff-Partien um die letzten vier Startplätze kämpfen, hat der Bundestrainer die Möglichkeit, „einige Experimente vorzunehmen“. So wird Torwart Ron-Robert Zieler in Kiew seine Premiere als DFB-Schlussmann feiern. „Er wird auf jeden Fall spielen, ob nun in der ersten oder in der zweiten Hälfte oder eventuell sogar 90 Minuten, das entscheiden wir Donnerstag“, sagte Löw. Der Profi von Hannover 96 bekommt damit den Vorzug vor Bremens Schlussmann Tim Wiese. Die eigentliche Nummer eins, Manuel Neuer, hat eine Pause erhalten und stößt erst am Samstag zur Mannschaft, wenn sie sich auf den zweiten Test am Dienstag gegen die Niederlande in Hamburg vorbereitet.

Zudem werden der Dortmunder Mario Götze und Mesut Özil von Real Madrid erstmals gemeinsam im Mittelfeld auflaufen. „Die Planspiele sind noch nicht gänzlich abgeschlossen, aber die Tendenz geht dahin“, sagte Löw, der zudem ankündigte, die Profis der Champions-League-Teilnehmer nicht in beiden Spielen über 90 Minuten spielen zu lassen. Nicht geklärt ist hingegen die Kapitänsfrage. Da sowohl Philipp Lahm (Pause) und Bastian Schweinsteiger (Schlüsselbeinbruch) als auch Miroslav Klose (Knieprobleme) in der Ukraine nicht dabei sein werden, wird ein Träger der Binde weiterhin gesucht.

Bei der hartnäckigen Knieverletzung von Klose fürchtet Löw „keine dauerhaften Probleme“. Der Torjäger von Lazio Rom musste wegen einer Sehnenentzündung im linken Knie seinen Einsatz in Kiew absagen. „Unsere Doktoren sagen, es ist keine Verletzung, über die man sich große Sorgen machen muss. Es ist nicht das Kreuzband, es ist nicht der Meniskus“. Klose müsse aber einige Tage eine Ruhepause einlegen. Löw bestätigte jedoch, dass Klose seine letzten Spiele im Verein nur mit „schmerzstillenden Tabletten“ bestreiten konnte.

Kapitäns-Entscheidung am Donnerstag

Die Entscheidung über die Kapitänsfrage will Löw am Donnerstag treffen. „Ich möchte mich noch nicht festlegen, da ich noch nicht sicher bin, mit welcher Formation wir spielen werden“, ließ Löw wissen. Per Mertesacker wäre wohl die erste Wahl, aber auch sein Einsatz sei noch nicht sicher, sagte der Bundestrainer, der den Innenverteidiger zuletzt in London „unglücklich“ agieren sah. Auch Lukas Podolski als Spieler mit den meisten Länderspielen wäre eine Alternative. „Die Entscheidung fällt am Donnerstag“, sagte Löw.

Zehn Jahre nach dem nervenaufreibenden Relegationsspiel zur Fußball-WM 2002 kehrt die DFB-Elf also zurück nach Kiew – in das neue Stadion, in dem kommenden Sommer auch das EM-Finale stattfinden wird. „Unser Ziel ist ganz klar, dann auch wieder in dem Stadion zu spielen“, sagte Löw. Bis dahin ist die Experimentierphase sicherlich abgeschlossen. (dapd/sid/abendblatt.de)