Ausverkaufte Stadien, Sondersendungen zur besten Zeit, TV-Rekordquoten - gefühlt liegt die Frauenfußball-WM eine Ewigkeit zurück. Dabei ist es gerade drei Monate her, als das Sommermärchen, Teil zwei, ein Land begeisterte - bis zum bitteren Ausscheiden im Viertelfinale gegen Japan.

In der Jetzt-Zeit des Frauenfußballs müssen die Nationalspielerinnen durch Schulen und Supermärkte tingeln, um für das Länderspiel am Mittwoch am Millerntor gegen Schweden Tickets zu verkaufen. Schon einen Besuch von 10 000 Fans würde der DFB als Erfolg werten.

Macho-Häme ist dennoch ebenso verfehlt wie übertriebene Trauerarbeit über den angeblich verpassten Boom für den Frauenfußball. Auch nach einem Titelgewinn wäre aufgekommene Euphorie im tristen Bundesliga-Alltag mit Spielen vor meist nur ein paar Hundert Zuschauern schnell verflogen. Frauenfußball elektrisierte Deutschland immer nur zu den großen internationalen Highlights.

Umso bedauerlicher, dass das Team von Silvia Neid durch das frühe WM-Aus auch die Qualifikation für die Olympischen Spiele in London verspielte. So bleibt nur die Hoffnung auf einen erfolgreichen Weg zur EM 2013 in Schweden.

Wie wertvoll auch ein Schaufenster sein kann, das sich nur in großen Abständen für wenige Wochen öffnet, zeigten die Turniererfolge der Vergangenheit, die regelmäßig steigendes Interesse junger Mädchen am Vereinsfußball hervorriefen. Vorbilder sind gefragt. Schon deshalb sind Silvia Neid Siege zu wünschen. Gern schon am Mittwoch in Hamburg.