Hamburg. Die Resonanz ist gut. Vielleicht sogar besser als nach dem WM-Debakel vor wenigen Monaten erwartet. Rund 300 Zuschauer stehen Mittwochnachmittag am Wolfgang-Meyer-Sportplatz in Stellingen und beobachten das öffentliche Training der Frauen-Nationalmannschaft in Hamburg. Viele Mädchen und Frauen sind im Publikum. Sie machen Fotos, verfolgen jede Geste und jeden noch so kleinen Schritt, den Bundestrainerin Silvia Neid und ihre Spielerinnen machen. Da ist es keine Frage, dass die DIN-A4-Poster der Mannschaft, die eine Mitarbeiterin des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) großzügig verteilt, neben den Autogrammen zum begehrtesten Accessoire an diesem Nachmittag werden.

Die Werbekampagne für den Frauenfußball geht in eine neue Runde. Nach dem frühen Ausscheiden bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land ist die Nationalmannschaft um Schadensbegrenzung bemüht. Wohl auch deshalb bereitet sich Neids Team in der Hansestadt medienwirksam auf das EM-Qualifikationsspiel am Sonnabend gegen Rumänien (16 Uhr, ARD) sowie das Testspiel am kommenden Mittwoch (18 Uhr, ARD) gegen die Schweden-Auswahl am Hamburger Millerntor vor.

5500 Karten haben die Veranstalter bis dato verkauft. "Das muss mehr werden", sagt Team-Managerin Doris Fitschen. Zum ersten Spiel nach der WM in Augsburg kamen lediglich knapp 6600 Zuschauer. Eine Enttäuschung für die Mannschaft. "Das war vom Interesse her nicht so, wie wir uns das erwünscht haben", gesteht Fitschen. Um in Hamburg ein größeres Publikum zu erreichen, setzt die DFB-Auswahl deshalb auf werbewirksame Termine.

Lira Bajramaj und Melanie Behringer besuchen heute die Fritz-Köhne-Schule in Rothenburgsort. Lena Goeßling und voraussichtlich auch Alexandra Popp werden Montagmittag zudem im Rewe-Markt in der Barnerstraße 44-46 erwartet, um ab 13.45 Uhr Autogramme zu schreiben. Es sind keine allzu glanzvollen Auftritte, die die Nationalspielerinnen in diesen Tagen absolvieren müssen. Aber für sie geht es darum, Prestige zurückzugewinnen. "Man merkt schon, dass wir nicht mehr so viele Zuschauer haben", sagt Simone Laudehr, die beim WM-Eröffnungsspiel in Berlin immerhin vor 73 680 Zuschauern auflaufen durfte. In der Nationalmannschaft ist inzwischen der Alltag eingekehrt. "Die WM war eine Ausnahme", sagt Fitschen, "dass das Interesse geringer werden würde, war zu erwarten." Zumindest in der Bundesliga seien die Zuschauerzahlen - wenngleich auf geringem Niveau - um rund 50 Prozent gestiegen, betont die Team-Managerin. Auch beim Spiel gegen Schweden hofft die Auswahl nun auf viele Fans. Zumindest beim Training ging der Wunsch schon einmal in Erfüllung.