Hannover. Tom Starke war restlos bedient. "Das war eine absolute Frechheit. Ich bin enttäuscht und verbittert. Ich frage mich, warum man da keinen Arsch in der Hose hat. Eine klare Fehlentscheidung", schimpfte der Torhüter von 1899 Hoffenheim über Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer nach dem 1:2 bei Hannover 96.

Grund seiner Aufregung war die 15. Spielminute. Kinhöfer hatte auf Freistoß für Hannover entschieden, so weit unstrittig. Danach wurde es unübersichtlich. Die Hoffenheimer gingen davon aus, dass der Referee den Ball per Pfiff freigeben müsse. Die Hannoveraner taten dies nicht. Also lupfte Schlaudraff die Kugel über die verdutzten Hoffenheimer hinweg ins Tor: 1:0. Keeper Starke, eben noch am Pfosten mit dem Dirigieren der Mauer beschäftigt, konnte nicht mehr richtig reagieren. Doch wo Fakten geschaffen werden, tauchen manchmal auch Fragen auf.

Mancher Hoffenheimer will gesehen haben, wie Kinhöfer vor dem Treffer auf seine Pfeife gezeigt hat. Für die Kraichgauer war der Fall klar: Erst wenn der Schiedsrichter das Zeichen gibt, geht es weiter. "Ich kann nicht wissen, was die Hoffenheimer Spieler denken", verteidigte sich Kinhöfer, der nach Rücksprache mit Schlaudraff darauf verzichtet hatte, die Mauer die geforderten 9,15 Meter entfernt zu positionieren. Der Wink mit der Pfeife habe allein dem Hannoveraner gegolten.

"Nur wenn der Spieler Schlaudraff gesagt hätte, dass die Mauer gestellt werden soll, wäre das Spiel blockiert gewesen", sagte Kinhöfer, der die Partie dann mit einem Pfiff hätte freigeben müssen: "Ein Freistoß soll ein Vorteil für eine Mannschaft sein. Wenn sie den Ball schnell spielen will, ist das okay." Schlaudraff bestätigte den Dialog mit Kinhöfer: "Die Mauer stand zwar nur fünf, sechs Meter weg. Aber ich habe gesagt, dass ich direkt schieße. Die Hoffenheimer haben einfach geschlafen und keinen Mann vor den Ball gestellt, um eine schnelle Ausführung zu verhindern. Alles war regelkonform." Dies wiederum rief Hoffenheims Trainer Holger Stanislawski auf den Plan. "Ich finde es super, dass der Schiedsrichter ein Pläuschchen mit Jan Schlaudraff hält und ihn fragt, wie er es denn gerne hätte", sagte der 41-Jährige sarkastisch.

Am Ende stritten sich auch Kinhöfer und der ehemalige Welt-Schiedsrichter Markus Merk. Nachdem Merk dem Referee einen "Management-Fehler" und eine "Fehlentscheidung" unterstellt hatte, konterte Kinhöfer. "Man muss nicht alles glauben, was sogenannte Experten so sagen."