Garefrekes und Grings (2) trafen zunächst für die DFB-Elf, Frankreich verkürzte zweimal. Dann kam Celia Okoyino da Mbabi und besorgte die Entscheidung.

Mönchengladbach. Auf der Ehrenrunde war Birgit Prinz wieder mit im Team, doch zuvor hatten die deutschen Fußballerinnen ohne ihre Rekordnationalspielerin die WM-Fesseln gelöst. Mit 4:2 (2:0) besiegten die Gastgeberinnen am Dienstag in Mönchengladbach Frankreich und zogen als Sieger der Gruppe A ins Viertelfinale ein, wo Japan am Samstag in Wolfsburg der nächste Gegner sein wird.

Bundestrainerin Silvia Neid hatte alles richtig gemacht. Sie ließ Spielführerin Prinz auf der Bank und brachte erstmals Inka Grings von Beginn an. Die EM-Torschützenkönigin zahlte das in sie gesetzte Vertrauen mit ihren Länderspieltoren 63 und 64 zurück. Nach der Führung von Ersatzkapitän Kerstin Garefrekes (25. Minute) erhöhte sie zum 2:0 (32.) und per Foulelfmeter zum 3:1 (68.).

Vor 45.860 Zuschauern brachten Marie-Laure Delie (56.) und Laura Georges (72.) Frankreich zwei Mal wieder heran, ehe Célia Okoyino da Mbabi (89.) die spielerisch stark verbesserten Gastgeberinnen kurz vor Schluss erlöste. Frankreichs Torhüterin Berangere Sapowicz sah nach einer Notbremse gegen Lira Bajramaj die erste Rote Karte des Turniers (65.).

„Ich finde, dass wir nun angekommen sind im Turnier“, sagte Neid. „Wir haben heute gezeigt, wie gut wir Fußball spielen können.“ Weiter geht die WM-Reise nun nach Wolfsburg, wo am Samstag (20.45 Uhr) Japan der Gegner sein wird. Der Zweite der Gruppe B konnte noch nie ein Länderspiel gegen Deutschland gewinnen. In acht Vergleichen gab es sieben Siege für die DFB-Auswahl und ein Unentschieden. „Wir wissen jetzt schon, dass das kein einfacher Gegner wird“, sagte die Bundestrainerin.

Frankreich, das erstmals im Viertelfinale steht, bekommt es am Samstag in Leverkusen (18.00 Uhr) mit Vizeeuropameister England zu tun. Trainer Bruno Bini behielt trotz der Niederlage seinen speziellen Humor: „Es gibt zwei gute Nachrichten: Erstens: Wir sehen sie bis zum Finale nicht mehr wieder. Und zweitens: Wir bleiben im gleichen Hotel, müssen nicht umziehen.“ Im bedeutungslosen zweiten Spiel in Dresden besiegte Nigeria die Kanadierinnen mit 1:0.

Für DFB-Rekordschützin Prinz war das Spiel eine Zäsur: Erstmals seit dem 11. März 2009 stand sie nicht in der Startelf. Und nun verlor sie kurz vor dem Ende ihrer Auswahlkarriere, die sie mit dem dritten WM-Titel krönen will, ihren Stammplatz. „Das war nicht so einfach, auch für mich“, sagte die doppelte Torschützin Grings.

Eine Pause verordnete Neid nicht nur ihrer Spielführerin. Die Bundestrainerin veränderte die Startelf auf vier Positionen. Für die nach Magen-Darm-Problemen geschwächte Linda Bresonik spielte Bianca Schmidt als rechte Verteidigerin. Anstelle der mit einer Gelben Karte belasteten Kim Kulig lief Lena Goeßling vom VfL Wolfsburg auf. Beide bestritten ihr erstes WM-Spiel überhaupt. Bajramaj durfte im linken Mittelfeld für die angeschlagene Melanie Behringer ran.

Bajramaj, die sich über dieses Geschenk in ihrer Heimatstadt Mönchengladbach besonders freute, brachte Neid mit Bedacht: Die dribbelstarke Technikerin sollte den spielstarken Französinnen Paroli bieten. Außerdem brannte sie wie Schmidt und Babett Peter auf eine Revanche gegen die Nationalspielerinnen von Olympique Lyon, die Potsdam im Champions-League-Finale besiegt hatten. „Dass die Trainerin mir das Vertrauen gegeben hat, hat mir gut getan“, sagte Bajramaj.

Wie schon gegen Kanada und gegen Nigeria stotterte zu Beginn der Motor im deutschen Spiel. Zerfahrene Aktionen mündeten in vielen Abspielfehlern, den Abwehrspielerinnen blieb oft nichts anderes übrig, als mit langen Bällen das überforderte Mittelfeld zu überbrücken. Bajramaj mühte sich redlich und wechselte mit Garefrekes permanent die Außenbahnen, doch erst ein Standard brachte die deutschen Frauen in die Erfolgsspur.

Peter schlug einen Freistoß aus dem Mittelfeld diagonal in den Strafraum. Die groß gewachsene Garefrekes entwischte ihrer Gegenspielerin Wendie Renard und zirkelte einen Kopfball ins lange Eck. Es war ihr 43. Länderspieltor und ihr zweiter Treffer bei dieser WM. „Dass ich den Ball so getroffen habe, war grandios“, sagte Garefrekes.

Noch vor der Pause fiel ein weiteres Kopfballtor. Grings lief in eine exakte Flanke, die Simone Laudehr von der linken Seite schlug, und erneut hatte Renard das Nachsehen. In der zweiten Halbzeit ließ Neid dann auch

Locker nach Hause brachten die Gastgeberinnen den Sieg aber nicht. Nach einer Ecke kam Frankreich durch ein Kopfballtor von Delie noch einmal heran und trieb den Deutschen die Schweißperlen auf die Stirn. Und selbst der erste Elfmeter des Turniers brachte noch nicht die Entscheidung. Torhüterin Berangere Sapowicz zog gegen die von Grings freigespielte Bajramaj die Notbremse (65.) und flog mit Rot vom Platz. Grings verwandelte sicher gegen die eingewechselte Keeperin Celine Deville.

Doch nur fünf Minuten später brachte Georges durch ein weiteres Kopfballtor Frankreich erneut heran. Das Neid-Team musste bis zum Abpfiff um den Gruppensieg zittern, ehe Okoyino da Mbabi die deutsche Elf erlöste.

Die Statistik

Frankreich: Sapowicz – LePailleure, Georges, Renard, Boulleau - Soubeyrand, Bussaglia – Le Sommer (68. Deville), Necib (46. Abily), Thiney – Thomis (46. Delie). Trainer: Bruno Bini

Deutschland: Angerer (1. FFC Frankfurt/32 Jahre/101 Länderspiele) - Schmidt (Turbine Potsdam/21/16), Krahn (FCR 2001 Duisburg/26/69 - 78. Popp (FCR 2001 Duisburg/20/15)), Bartusiak (1. FFC Frankfurt/28/44), Peter (1. FFC Turbine Potsdam/23/54) – Laudehr (FCR 2001 Duisburg/24/44 – 46. Hingst (1. FFC Frankfurt/31/174)), Goeßling (VfL Wolfsburg/25/24) – Garefrekes (1. FFC Frankfurt/31/129), Okoyino da Mbabi (SC 07 Bad Neuenahr/23/58), Bajramaj (1. FFC Frankfurt/23/50) – Grings (FCR 2001 Duisburg/32/93). Trainerin: Silvia Neid

Schiedsrichterin: Kirsi Heikkinen (Finnland)

Zuschauer: 45.860 (ausverkauft)

Tore: 0:1 Garefrekes (25.), 0:2 Grings (32.), 1:2 Delie (56.), 1:3 Grings (68., Foulelfmeter), 2:3 Georges (72.), 2:4 Okoyino da Mbabi (89.)

Gelbe Karten: Bussaglia, Georges, Renard / Goeßling, Bajramaj

Rote Karten: Sapowicz (65./Notbremse)


Das Spiel im Liveticker zum Nachlesen

90.+3. Minute: Das war's! Deutschland schlägt Frankreich ud steht als Gruppensieger fest. Im Viertelfinale geht es nun gegen Japan.

89. Minute: TOOOOOOOOOOOOOOR! Das ist die endgültige Entscheidung. Celia Okoyino da Mbabi macht das 4:2. Aus sieben Metern zielt sie knallhart in die linke Ecke.

89. Minute: Frankreich wirft noch einmal alles nach vorne. Deutschland kommt kaum noch vor das gegnerische Tor. Hält der Vorsprung?

85. Minute: Deutschland versucht jetzt die Uhr herunterzuspielen. Die Zuschauer stehen hinter der Mannschaft und feuern die Mädels noch einmal an.

78. Minute: Bemerkenswert: Neid bringt Stürmerin Alexandra Popp für Abwehrchefin Annike Krahn. Mutig!

78. Minute: Bajramaj versucht es mit einem Fallschuss, doch eine Französin klärt auf der Linie. Das Spiel nimmt noch einmal Fahrt auf.

75. Minute: Fast der dritte Treffer von Grings, doch ihr Freistoß aus 16 Meter geht knapp rechts vorbei.

72. Minute: Tor! Frankreich kann erneut verkürzen. Nur noch 3:2. Wieder treffen die Blauen per Kopf, diesmal ist Georges nach einer Ecke erfolgreich. Es bleibt spannend.

68. Minute: TOOOOOR! 3:1 für Deutschland. Inka Grings verlädt die Französin und trifft in die rechte Ecke.

65. Minute: Elfmeter für Deutschland! Lira Bajramaj wurde von der französischen Schlussfrau Sapowicz von den Beinen geholt. Rot für die Torhüterin, Frankreich nur noch zu zehnt.

58. Minute: Auf der Gegenseite versucht es Lena Goessling mit einem Distanzschuss - in die Arme von Sapowicz.

56. Minute: TOR! Nur noch 2:1. Frankreich verkürzt durch einen Kopfball von Marie-Laure Delie nac heiner ecke. Nadine Angerer ist im Tor chancenlos.

50. Minute: Die Deutschen überlassen den Franzosen den Spielaufbau, spielen dann bei Ballgewinn blitzschnell nach vorne. Die Handschrift von Silvia Neid ist zu erkennen.

46. Minute: Weiter geht's in Mönchengladbach. Die deutsche Mannschaft ist unverändert aus der Kabine gekommen.

45.+1 Minute: Halbzeit! Deutschland führt gegen Frankreich 2:0.

43. Minute: Frankreichs Schlussfrau Sapowicz patzt beim Abstoß. Laudehr schaltet schnell und versucht es mit einem Lupfer aus 30 Metern, zielt aber zu ungenau.

37. Minuite: Wieder ein Kopfball, diesmal ist es Celia Okoyino da Mbabi. Sapowicz pariert problemlos.

32. Minute: TOOOOOOR! 2:0 für Deutschland durch Inka Grings. Der Knoten ist geplatzt. Simoe Laudehr flankt von links maßgenau auf den Kopf von Inka Grings, die aus acht Metern die französische Schlussfrau überwindet.

30. Minute: Fast die gleiche Szene wie beim 1:0, doch diesmal ist der Kopfball von Krahn nach Peter-Freistoß zu harmlos.

25. Minute: TOOOOOOOOR! 1:0 für Deutschland! Kerstin Garefrekes köpft die DFB-Elf in Führung. Nac heinem langen Freistoß von Babett Peter ist die lange Mittelfeldspielerin zur Stelle und nickt das Leder aus fünf Metern in die linke obere Ecke.

21. Minute: Noch kein Torschuss in dieser Partie. Die Abwerreihen stehen gut geordnet.

15. Minute: Bajramaj hat sich einiges vorgenommen. Mit viel Schwung flitzt sie über die rechte Seite und flankt in die Mitte - Frankreichs Schlussfrau Sapowicz klärt.

13. Minute: Großchance für Garefrekes, doch die Flügelläuferin steht nach dem Pass von Saskia Bartusiak im Abseits. Korrekte Entscheidung.

11. Minute: Schöner Pass von Bajramaj in den Lauf von Garefrekes. Die Hereingabe wird abgeblockt - nächste Ecke für Deutschland...

6. Minute: Noch keine Torraumszenen, aber beide Mannschaften suchen den Weg in die Offensive. Lira Bajramaj sprintet motiviert in die Spitze, doch der Pass von Kerstin Garefrekes kommt nicht an.

3. Minute: Erste Ecke für Deutschland: Laudehr lauert am langen Pfosten, bekommt den Ball aber ncht mehr in die Mitte.

1. Minute: Der Ball rollt!