Fußball. Endlich Fußball. Zugegeben, ich war auch ein bisschen unsicher. Mein Blick ging auf die Suche nach Deutschlandfahnen am Autodach, nach schwarz-rot-gold bemalten Kinderwangen und Rudelbildung vor den Flachbildschirmen der Fußballkneipen. Würde Verlass sein auf die unerschütterliche Zuwendung der Deutschen zu ihrem liebsten Kind und auf unsere sonnenbegleitete Sommerbegeisterungsfähigkeit? Oder haben die Nörgler recht, die die krudesten Vergleiche nicht scheuen, um das zu bekritteln, was nun wahrlich nicht infrage steht: die Unabhängigkeit des Balls von dem Geschlecht, das ihn bewegt. Den schlichten Charakter des Spiels.

Und dann das Berliner Olympiastadion. 21 deutsche Spielerinnen, die schon beim Warmspielen vor Lust auf den Ball strotzen. Scheinbar unbeeindruckt von einem Publikum, das nicht nur die Erwartung des Titelgewinns selbstverständlich heraussingt, sondern auch die Frage in sich trägt, was von diesem deutschen Team und der gesamten WM zu erwarten ist.

Zur Antwort steht Annike Krahn im Zentrum des Geschehens bereit. Spürbar ehrfurchtsvoll, nicht zu ermitteln, ob die Feierlichkeit der Veranstaltung oder Christine Sinclaires eindrucksvolle Torquote ihre Abwehrreihe nervös und ungewohnt durchlässig machte. Kim Kulig tat sich in der Mitte lange schwer, Anspielstationen zu finden. Zuverlässigstes Mittel deutscher Spielkultur war einmal mehr die Kopfballhoheit. Mit dem Ball am Fuß glänzte Celia Okoyino de Mbabi in der offensiven Dreierreihe, flankiert von den beiden beherzten, permanent die Seiten wechselnden Außenspielerinnen Kerstin Garefrekes und Melanie Behringer, später auch, bis zu ihrer Auswechslung, anstelle von Birgit Prinz im Angriffszentrum.

Über Birgit Prinz und ihr Team wurde schon vor dem Spiel ausführlich diskutiert. Spekulationen über ihre Verzichtbarkeit haben mit der frühen Auswechslung neue Nahrung bekommen. Sie selbst hatte gestern ganz sicher keinen erquicklichen Abend, trotz des glanzlos erleichternden Eröffnungspflichtsieges. Niemand wird ihre Leistung kritischer analysieren als sie selbst. Und dennoch bin ich überzeugt, bei aller Qualität der drängenden Youngster Popp, Bajramaj und Mbabi, im Verlauf des Turnieres wird Birgit, wie allzu oft in ihren 16 Nationalmannschaftsjahren diejenige sein, die den Unterschied ausmacht. Und Deutschland über Fußball sprechen lässt.