Berlin. Als das Team Kanada bei den Olympischen Winterspielen in Vancouver Eishockey-Gold gewann, badete das ganze Land in einem rot-weißen Fahnenmeer. Wenn die kanadischen Fußballerinnen am Sonntag gegen Deutschland das WM-Auftaktspiel der Gruppe A im Berliner Olympiastadion bestreiten, werden nur wenige Unentwegte vor dem Fernseher sitzen.

Während in Kanada kaum ein Junge ohne Schlittschuhe aufwächst, ist "Soccer" vor allem bei den Mädchen auf dem Vormarsch - was nicht zuletzt an den Erfolgen der "Big Red" von Nationaltrainerin Carolina Morace liegt. Frauen und Mädchen machen mittlerweile 43 Prozent der kanadischen Kicker aus, fast 380 000 spielen organisiert. "Die Begeisterung ist groß", sagt der deutsche Botschafter Peter Michael Boehm. An Schulen und Universitäten ist Frauenfußball bereits Teamsport Nummer eins.

Das Medienecho hält sich jedoch in Grenzen. Beim offiziellen Fototermin interessierte sich nur eine Handvoll kanadischer Journalisten für das Team um Starstürmerin Christine Sinclair. Beim Soccer hat Kanada Nachholbedarf. Zwar existiert der nationale Fußballverband seit 99 Jahren, die Herren-Auswahl liegt aber nur auf Platz 76 der Weltrangliste und nahm erst einmal (1986) an einer Weltmeisterschaft teil.

Mit Blick auf die Heim-WM in vier Jahren soll nun endlich alles anders werden. Von der weltweiten Präsenz des Eröffnungsspiels in Berlin erhoffen sich die Kanadierinnen nun den Startschuss zum nationalen Fußball-Boom, damit es spätestens 2015 heißt: "Jungs spielen Eishockey - Mädchen spielen Fußball!"