Der FC Barcelona zeigte Madrids Trainer an, Real reagierte mit einer Gegenklage. Die UEFA ermittelt gegen beide Vereine.

Madrid. Eigentlich geht es nur um Fußball - doch nicht bei diesem Duell: Josè Mourinhos Ausraster hat eine Fußball-Schlammschlacht zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona ausgelöst. Nach den skandalösen Vorfällen beim Champions-League-Halbfinale reichte zunächst Barça formal Beschwerde bei der Europäischen Fußball-Union UEFA ein, die „Königlichen“ reagierten prompt mit einer Gegenklage. Trotz des Riesenwirbels um Mourinhos Verbalattacken und Verschwörungstheorien nach der 0:2-Hinspielschlappe wirft nun Real dem Erzrivalen „wiederholt unsportliches Verhalten“ vor. „Beide Vereine lassen den Krieg eskalieren“, titelte am Freitag in der Onlineausgabe die Zeitung „El Periódico de Catalunya“.

Die UEFA hatte am Donnerstagabend ein Disziplinarverfahren gegen die Spitzenclubs eröffnet. Nun drohen den Verbandsrichtern Überstunden. Barcelona-Vizepräsident Carles Vilarrubí warnte am Freitag vor einem „ernsthaften institutionellen Konflikt zwischen beiden Clubs“. Auf sich beruhen lassen wollen die Katalanen aber Mourinhos Ausfälle nicht. Der Portugiese hatte eine Manipulation zugunsten von Barça unterstellt, den deutschen Referee Wolfgang Stark harsch kritisiert und seinen Gegenüber Josep Guardiola angegriffen.

Real bewertete die Geschehnisse in seiner Mitteilung etwas anders. „Die (Barcelona)-Spieler haben ständig Aggressionen mit dem einzigen Ziel vorgetäuscht, den Schiedsrichter zu Fehlentscheidungen zu verleiten, was zu der offensichtlich ungerechten Entscheidung geführt hat, unseren Spieler Pepe des Platzes zu verwiesen“, schrieb der spanische Traditionsclub.

Prominente Kollegen versagten „Mou“ bei seinem „Kreuzzug“ gegen Barcelona indes ihre Unterstützung. Carlo Ancelotti, italienischer Trainer des früheren Mourinho-Clubs FC Chelsea, erklärte: „Ich glaube an keine Verschwörung, im Fußball kann es auch Fehlentscheidungen geben“. Arsenal-Coach Arséne Wenger sieht es ähnlich. „Barcelona hatte diese Saison vielleicht bei einigen Entscheidungen Glück, aber das passiert“, meinte der Franzose aus London.

Im Internet forderten sogar viele Real-Fans, Mourinho müsse endlich „gestoppt“ werden. Und der Präsident des Spanischen Olympischen Komitees (COE), Alejandro Blanco, klagte: „Mourinho hat alle Werte des Vereins (Real) über Bord geworfen“. Die Pressekonferenz des Trainers nach dem Spiel sei „grotesk“ gewesen.

Auch wenn das Duell zwischen Lionel Messis Barcelona und Özils und Cristiano Ronaldos Real schon vor dem Rückspiel am kommenden Dienstag in Katalonien entschieden scheint („Wir sind draußen“, meint auch Mourinho), droht ein erneut hitziger „Chaos-Clásico“. Mourinho wird die Partie nicht von der Bank verfolgen, nachdem er von Schiedsrichter Stark im Hinspiel auf die Tribüne verwiesen worden war.

Weiteres Öl ins Feuer goss Real-Stürmer Emmanuel Adebayor. Die spanischen Medien veröffentlichten am Freitag ein Interview des Togolesen mit dem britischen Fernsehen, bei dem Adebayor klagt: „Die Barça-Spieler werfen sich zu Boden und heulen wie die Babys“. Die Zeitung „Público“ fürchtet: „Das Klima wird kriegerisch“

Magischer Messi entscheidet Clasico

London calling: Weltfußballer Lionel Messi hat für den FC Barcelona das Tor zum Champions-League-Finale ganz weit aufgestoßen und Real Madrid mit dem deutschen Nationalspieler Mesut Özil eine ganz bittere Niederlage zugefügt. Der Argentinier sorgte im Halbfinal-Hinspiel in Madrid mit seinen Treffern zehn und elf in der Königsklasse (76. und 87.) für den 2:0 (0:0)-Erfolg der Katalanen, die vor dem Rückspiel am kommenden Dienstag nun bereits von einem Finale am 28. Mai im Londoner Wembley-Stadion träumen dürfen.

Real und Özil hätten einen Punktgewinn nicht verdient gehabt, die Mannschaft von Trainer Jose Mourinho zeigte laut DFB-Sportdirektor Matthias Sammer ein „hässliches Gesicht.“ Zunächst provozierte Madrids Alvaro Arbeloa Rot für Barcelonas Ersatzkeeper Jose Pinto (45.). Dann sah Pepe nach einem äußerst brutalen Foul gegen Dani Alves von Schiedsrichter Wolfgang Stark die Rote Karte (61.). Zwei Minuten später musste Real-Trainer Jose Mourinho auf die Tribüne. „Unter normalen sportlichen Umständen kann Real mit Barcelona eben nicht mithalten. Deshalb sieht man diese Feindseligkeit und Aggressivität“, sagte Sammer bei Sky.

Fußball wurde über weite Strecken von Real ohnehin kaum gespielt. Die 80.354 Zuschauer im ausverkauften Bernabeu-Stadion sahen eine äußerst defensiv eingestellte Gastgeber. Real-Coach Mourinho hatte nach den Ausfällen von Sami Khedira (Muskelfaserbündelriss) und Ricardo Carvalho (Sperre) auf ein 4-3-3-System umgestellt und seinen Spielern offenbar verboten, die Barca-Profis vor der Mittellinie anzugreifen. Die Folge waren 70 Prozent Ballbesitz für Barcelona nach 45 Minuten.

Doch das Mourinho-Konzept ging im ersten Durchgang dennoch auf, das Team von Pep Guardiola biss sich an der Mauertaktik Reals zunächst die Zähne aus. Nur der agile Xavi (4./25.) und David Villa (11.) hatten im ersten Durchgang Möglichkeiten zur Führung für die Gäste. Die Gastgeber wachten dagegen erst ganz spät auf. Ein starker Weitschuss von Cristiano Ronaldo hätte Sekunden vor der Halbzeit fast zum 1:0 geführt (45+1), Özil stand beim Nachschuss bereits im Abseits.

Der Deutsch-Türke erwischte beim dritten „El Clasico“ einen rabenschwarzen Tag und wurde von Coach Mourinho bereits nach 45 Minuten ausgewechselt. Überraschend kam aber nicht der Brasilianer Kaka, der am Sonnabend beim 6:3-Ligaerfolg beim FC Valencia für Özil spielte und dabei zwei Treffer erzielt sowie zwei Tore vorbereitet hatte. Mourinho brachte Emanuel Adebayor und wollte so das Offensivspiel Madrids forcieren.

Einen ordentlichen Eindruck hinterließ dagegen Stark (Erfgolding), auch wenn er in der Halbzeit nach den Tumulten auf dem Weg in die Kabinen auch den Provokateur Arbeloa hätte vom Platz stellen müssen. Anschließend mussten dann in Pepe und Mourinho doch zwei Protagonisten Reals das Stadioninnere vorzeitig verlassen.

In Unterzahl blieben die Gastgeber auch im zweiten Durchgang konsequent bei ihrer defensiven Ausrichtung. Barcelona wollte dagegen unbedingt gewinnen. Messi sorgte dann aus kurzer Distanz für die erlösende Führung die Gäste, bevor er mit einem tollen Solo nachlegte. Für den Argentinier war es bereits der 52. Pflichtspieltreffer in der laufenden Saison. (dpa/sid/abendblatt.de)