Es war ein denkwürdiges Vorstellungsgespräch. Mit Trainingsanzug und Birkenstock-Sandalen schlurfte Hermann Gerland im Frühjahr 1990 ins Vorstandszimmer des FC Bayern, um sich für den Job des Nachwuchstrainers zu bewerben. "Ich trage immer meine Dienstklamotten", erklärte er dem irritiert dreinschauenden Uli Hoeneß, damals Manager des FC Bayern.

Gerland, 56, bekam den Job - und wurde zum vielleicht besten Einkauf der gesamten Hoeneß-Ära. Mit den Konterfeis der von ihm geförderten Nachwuchskräfte könnte der Rekordmeister seine gesamte Geschäftsstelle ausstaffieren. Nerlinger, Babbel, Hamann, später Schweinsteiger, Lahm, Kroos - sie alle sind durch Gerlands harte Schule gegangen: "Fürs Streicheln sind die Freundinnen zuständig."

Lobeshymnen sind ihm peinlich. "Ich mache hier nur meine Arbeit", sagt Gerland - und meldete auch keine Ansprüche an, um seinen gefeuerten Chef Louis van Gaal zu beerben. Der "Tiger", wie sie ihn schon als Raubein des VfL Bochum nannten, dient weiter als Assistent und Trainer der U 23.

Einer wie er - aufgewachsen als Halbwaise, sein Vater, ein Bergmann, starb früh - taugt eben nicht fürs Rampenlicht. Ein paar Jahre versuchte er sich als Cheftrainer, scheiterte, kehrte zu den Bayern zurück. Gerland, der Malocher, hasst Kompromisse und Krawatten, selbst zur Hochzeit trug er keinen Binder. Aber wenn es einer seiner Jungs nach oben schafft, wird der harte Tiger ganz weich. Und flennt.