Schlechter Trainingsplatz, problematischer Kader, Abstiegsangst - Schalkes neuer Trainer Rangnick hat vor dem Spiel beim FC St. Pauli Sorgen.

Gelsenkirchen. Ralf Rangnick war sich bewusst, dass seine neue Aufgabe nicht einfach werden würde. Doch mit allen Problemen, mit denen der neue Chefcoach des FC Schalke 04 derzeit zu kämpfen hat, hatte er nicht gerechnet. "Ich setze eigentlich voraus, dass ein Bundesligist im März zumindest einen Platz präsentieren kann, auf dem sich vernünftig trainieren lässt", sagte er und musste gleich einräumen, dass er sich gründlich geirrt hat.

Der Haupttrainingsplatz des Bundesligazehnten sei in einem derart schlechten Zustand, dass er auf Wochen hinaus nicht den Anforderungen für sinnvolles Trainieren entsprechen werde. Rangnick, 52, dürfte sich vor dem heutigen Spiel beim FC St. Pauli vorkommen wie ein Polarforscher, der mit einem Team, das er nicht selbst zusammenstellen konnte, zu einer Expedition aufbrechen muss. Er freue sich zwar, dass es losgehe, schränkte aber ein: "Es gibt ein paar Prozent Ungewissheit."

Erst gestern, als alle Nationalspieler von ihren Länderspielreisen zurückgekehrt waren, konnte er mit dem kompletten Kader arbeiten. Keine idealen Voraussetzungen für ein Spiel, in dem womöglich die Weichen für die restliche Saison gestellt werden. "Sollten wir auf St. Pauli verlieren, müssten wir uns noch mehr mit dem Thema Klassenverbleib beschäftigen", erklärte Rangnick. Hinzu kommt, dass eine Niederlage auch nicht gerade das Selbstbewusstsein im Hinblick auf das schwierige Hinspiel im Viertelfinale der Champions League am Dienstag bei Inter Mailand steigern dürfte.

Das Hauptproblem besteht darin, dass die aktuelle Mannschaft von Felix Magath auf eine Art und Weise zusammengestellt worden ist, wie es Rangnick selbst nie in den Sinn gekommen wäre. Er sei davon entfernt, seinen Vorgänger zu kritisieren, betonte er zwar. Doch die Defizite des Teams sind ihm nicht verborgen geblieben: Der Spielaufbau ist behäbig. Mit Ausnahme von Jefferson Farfán gibt es kaum einen Profi, der das Spiel schnell machen kann. In der Defensive hängt alles an Nationalkeeper Manuel Neuer, in der Offensive, wo Klaas-Jan Huntelaar weiter mit einer Innenbandverletzung ausfällt, ist derzeit fast alles auf den Spanier Raúl zugeschnitten. Schalke ist wohl eine der Bundesligamannschaften, deren Spiel am leichtesten auszurechnen ist.

Wie soll Rangnick dies ändern? "Ich kann nicht innerhalb von einer Woche eine andere Spielweise vermitteln", erklärte er. Im Training habe er gemerkt, dass er sehr viel "Geduld und Fingerspitzengefühl" aufwenden müsse. Behutsamkeit, nicht gerade die hervorstechende Charaktereigenschaft des ungeduldigen Fußballlehrers, sei momentan gefragt.

Zumindest in Sachen Gesundheit hat Rangnick einiges verändert. Die Spieler müssen jetzt auch nach den Einheiten bleiben, um sich pflegen und massieren zu lassen.