Im Testländerspiel gegen Australien verlor das B-Team der deutschen Nationalmannschaft 1:2. Löws Team fehlten Esprit und Konzentration.

Mönchengladbach. Bundestrainer Joachim Löw ist nicht gerade für seine emotionalen Ausbrüche an der Seitenlinie bekannt. So war es auch wenig verwunderlich, dass der 51-Jährige den Schlusspfiff des gestrigen Länderspiels zwischen Deutschland und Australien in Mönchengladbach lediglich mit einem angedeuteten Kopfschütteln zur Kenntnis nahm. Durch die enttäuschende 1:2-Pleite seiner Mannschaft hat Deutschland erstmals seit der WM-Halbfinalniederlage gegen Spanien in Südafrika ein Spiel verloren. "Ich glaube, so ein Spiel ist auch Einstellungssache. Irgendwie lässt man es in einem Test dann doch lockerer angehen", sagte Miroslav Klose.

Wichtiger als das Ergebnis, das hatte der Bundestrainer immer wieder betont, waren für Löw am gestrigen Abend aber die Erkenntnisse im Hinblick auf die Europameisterschaft im kommenden Jahr in Polen und in der Ukraine. Gleich auf acht Positionen hatte er seine Mannschaft im Vergleich zum enttäuschenden Qualifikationsspiel gegen Kasachstan am vergangenen Sonnabend geändert, um gegen den 21. der Weltrangliste insbesondere den von ihm so geschätzten jungen Wilden eine Chance zu geben. Nutzen konnte diese lediglich in Ansätzen der Mainzer André Schürrle, der nicht nur bei der Vorarbeit zu Mario Gomez' sehenswertem Führungstreffer (26.) glänzte. Der zukünftige Leverkusener, der bei einem 100-Meter-Lauf wohl selbst Carl Lewis Konkurrenz machen würde, darf sich vor allem wegen seiner Vielseitigkeit in der Offensive auf weitere Einsatzchancen in der nahen Zukunft freuen. Mit Abstrichen überzeugen konnte auch der eingewechselte Miroslav Klose, der aber trotz einer guten Gelegenheit erstmals in diesem Jahr im Nationalmannschaftstrikot ohne Torerfolg blieb.

Keine Pluspunkte konnten dagegen die beiden Kandidaten für die letzten beiden offenen Positionen im löwschen System - in der Innenverteidigung und auf der linken Abwehrseite - sammeln. Weder der zuletzt von Experten so vehement geforderte Dortmunder Mats Hummels (innen) noch sein Vereinskollege Marcel Schmelzer (links) empfahlen sich für weitere Einsätze. So darf sich immerhin Hamburgs Linksverteidiger Dennis Aogo als Gewinner des internen Duells um die Stiefkind-Position des deutschen Fußballs fühlen, obwohl er gar nicht spielte.

Ansonsten lassen sich die 90 höhepunktarmen Minuten in Gladbach schnell zusammenfassen: Australiens - vorsichtig formuliert - robuste Akteure bewiesen dank ihrer beiden Treffer zwischen der 62. und 64. Minute durch David Carney und Luke Wilkshire, dass ihr Land vom anderen Ende der Welt eben nicht nur eine Rugbynation ist. Und Deutschlands - wohlwollend formuliert - engagierte Fußballer unterstrichen, warum ihnen trotz des Status einer echten Fußballnation der Ruf auch weiterhin nachgesagt wird, in Freundschaftsspielen eben doch nicht das wahre Leistungsvermögen abzurufen. Positiv darf vermerkt werden, dass sich die gerade mal 30.152 gekommenen Zuschauer trotzdem gnädig zeigten. Statt wie zuletzt in Kaiserslautern blieben lautstarke Pfiffe bis kurz vor Schluss die Ausnahme, selbst der erneut schwache Bastian Schweinsteiger wurde bei seiner Auswechslung von Schmähbekundungen verschont.

Bestätigt durfte sich am Ende dieses alles in allem überflüssigen Fußballabends eigentlich nur einer fühlen. So hatte Bayerns Präsident Uli Hoeneß bereits vor der Partie deutlich gemacht, was er von derartigen Freundschaftsspielen hält. "Das wird ja nicht gemacht, um zu testen. Sondern da gibt es fünf Millionen Euro für den DFB. Die bauen dann den siebten Geldspeicher, laden uns aber nicht mal zur Grundsteinlegung ein", kritisierte die bajuwarische Abteilung Attacke, die den sportlichen Wert derartiger Aufeinandertreffen ohnehin infrage stellte. "Die Bundesliga ist auf dem Weg, die beste Liga der Welt zu werden. Ein Trainingsspiel bei Bayern ist besser bestückt als jeder Test", sagte er. Beim Deutschen Fußball-Bund nahm man die hoeneßsche Kritik mehr oder weniger gelassen entgegen. Während Teammanager Oliver Bierhoff unterstrich, dass diese Spiele für die Entwicklung junger Spieler sehr wichtig seien, wurde Generalsekretär Wolfgang Niersbach sehr viel deutlicher: "Ich darf Hoeneß in aller Sachlichkeit daran erinnern, dass die Nationalmannschaft zweimal für den FC Bayern in München angetreten ist: einmal zur Eröffnung der Allianz-Arena und beim Abschiedsspiel für Oliver Kahn." Ende der Diskussion.

Deutschland: Wiese - Träsch, Hummels, Friedrich, Schmelzer - Bender, Schweinsteiger (65. Kroos) - Schürrle, Müller (65. Götze), Podolski - Gomez (73. Klose).

Australien: Schwarzer - Wilkshire, Neill, Ognenovski, Carney - Holman (80. McGrath), Jedinak, Valeri, McKay - Emerton -Kewell (80. Kruse).

Tore: 1:0 Gomez (26.), 1:1 Carney (61.), 1:2 Wilkshire (64., Foulelfmeter). SR: Lannoy (Frankreich). Z.: 30 152. Gelb: Träsch, Klose -Jedinak, McKay.