Das Stühlerücken in der Bundesliga geht munter weiter: Freiburgs Coach beerbt Bayers Noch-Trainer Jupp Heynckes, den es zu den Bayern zieht.

Leverkusen. Das Trainerkarussell in der Fußball-Bundesliga dreht sich und dreht sich. Wie abendblatt.de bereits berichtete , verlässt Jupp Heynckes Bayer Leverkusen am Ende der Saison. Für Heynckes ist der Weg zurück zu seiner "alten Liebe“ Bayern München damit frei. Der 65-Jährige wird seinen am Saisonende auslaufenden Vertrag beim Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen nicht verlängern und mit großer Wahrscheinlichkeit zum 1. Juli 2011 wieder Cheftrainer beim deutschen Rekordmeister. Gleichzeitig gab Leverkusen die Verpflichtung des derzeit beim SC Freiburg tätigen Robin Dutt zur neuen Spielzeit bekannt. Der 46-Jährige wird einen Zwei-Jahres-Vertrag mit einjähriger Option beim Werksklub erhalten.

Heynckes hat sich laut eigenem Bekunden aber noch nicht mit den Bayern auf eine erneute Zusammenarbeit ab der neuen Saison verständigt. „Es gibt weder eine Zusage von mir, noch haben bisher Vertragsverhandlungen mit dem FC Bayern stattgefunden“, teilte der 65-Jährige in einer persönliche Presseerklärung, die dem SID vorliegt, mit. Nach SID-Informationen sollen in der Länderspielpause Verhandlungen der Bayern mit Heynckes aufgenommen werden.

Lange Zeit, bis Ende Dezember, Anfang Januar, habe bei ihm die Tendenz überwogen, in Leverkusen zu bleiben, so der Coach. „Der Umdenkungsprozess setzte bei mir in den ersten Wochen der Rückrunde ein, Bayer 04 war darüber informiert. Die Entwicklung hat weder private noch gesundheitliche Gründe, sie fiel auch unabhängig von der Entwicklung in MÜnchen“, schrieb Heynckes. Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge haben ihn zwar nach der Trennung von Louis van Gaal kontaktiert „und mir den Trainerposten angeboten, auch habe ich dann natürlich mit meinem Freund Uli Hoeneß telefoniert“.

Heynckes gilt als Wunschkandidat des FC Bayern für die Nachfolge von van Gaal. Der deutsche Renommierklub hatte am 7. März angekündigt, den Vertrag mit dem Niederländer vorzeitig zum Saisonende aufzulösen. Heynckes war bereits von 1987 bis Oktober 1991 sowie Ende der Saison 2008/2009 für fünf Spiele als Bayern-Chefcoach tätig gewesen. „Jupp wäre eine gute Wahl“, sagte Bayern-Ehrenpräsident Franz Beckenbauer.

Van Gaal hatte die Bayern in der vergangenen Saison zum Double von Meisterschaft und Pokalsieg sowie ins Champions-League-Finale geführt. In dieser Saison bleiben die Bayern allerdings titellos und müssen sogar um die Qualifikation für die kommende Champions-League-Saison bangen.

Heynckes begründete seinen Entschluss, nicht bei Bayer zu verlängern, wie folgt: „Bayer 04 Leverkusen ist ein sehr gut geführter Verein mit einer tollen Mannschaft. Es ist mir sehr schwer gefallen, diese Entscheidung zu treffen. Ich werde alle meine Kraft einsetzen, um den zweiten Tabellenplatz in der Bundesliga zu festigen und die direkte Qualifikation für die Champions League zu erreichen.“

Laut Sportchef Rudi Völler war Dutt „immer unser erster Ansprechpartner für die Nachfolge von Jupp Heynckes - egal ob 2011 oder 2012“. Zudem sei er sicher, dass Bayer mit Heynckes in der laufenden Spielzeit ein tolles Saisonergebnis erzielen werde. „Ich freue mich sehr auf die Herausforderung in Leverkusen und die Arbeit mit einer von Jupp Heynckes hervorragend betreuten Mannschaft. Die mir in den Gesprächen mit Wolfgang Holzhäuser und Rudi Völler vermittelte Philosophie von Bayer 04 Leverkusen entspricht auch meiner Sichtweise auf den Fußball“, sagte Dutt.

Seit die Trennung der Bayern von van Gaal zum Saisonende publik geworden war, deutete einiges darauf hin, dass Heynckes an die Isar zurückkehren würde. Der ehemalige Coach von Real Madrid pflegt eine enge Freundschaft zu Bayern-Präsident Uli Hoeneß. Vor zwei Jahren führte Heynckes die Münchner nach der Trennung von Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann noch in den letzten fünf Bundesligaspielen mit vier Siegen und einem Unentschieden in die Champions League.

Später verriet Beckenbauer, dass eigentlich nur Gedankenlosigkeit dazu geführt habe, van Gaal statt Heynckes zu verpflichten. Es habe niemand daran gedacht, Heynckes zu fragen, ob er nicht Lust habe auf die nächste Saison, sagte der „Kaiser“ später.

Heynckes würde die Bayern zum dritten Mal übernehmen - doppelt beschäftigt waren zuvor Ottmar Hitzfeld, Giovanni Trapattoni, Franz Beckenbauer und Udo Lattek. Der FC Bayern und seine Trainer arbeiten im Schnitt zwei Jahre und einen Monat miteinander, Heynckes hat es auf etwas mehr als vier Jahre gebracht (1. Juli 1987 bis 8. Oktober 1991) und als Notlösung nach Jürgen Klinsmann auf fünf Spiele (28. April bis 30. Juni 2009).

Pikant wird es für „Don Jupp“ am 17. April. Dann treffen die Bayern auf Bayer mit Heynckes. Und der Werksklub könnte dem Rekordchampion beim Kampf um eine Champions-League-Platzierung kräftig in die Suppe spucken ...

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Der Nächste, bitte: Robin Dutt wechselt nach Leverkusen

Kaum hat Felix Magath Schalke 04 verlassen und den VfL Wolfsburg übernommen, steht die nächste Runde im Trainer-Karussell in der Fußball-Bundesliga bevor. Alles deutet darauf hin, dass Robin Dutt die Nachfolge von Jupp Heynckes bei Bayer Leverkusen antreten wird. Dutts aktueller Klub, der SC Freiburg, hat für Montag (12 Uhr) eine Pressekonferenz angesetzt. Heute will auch der bei Bayern München als Trainerkandidat gehandelte Heynckes eine Entscheidung über seine Zukunft verkünden.

Dass der Wechsel bereits perfekt ist, wollten die Leverkusener offiziell noch nicht bestätigen. "Jupp Heynckes wird nach dem Spiel gegen Schalke final erklären, wie es weitergeht. Das ist Stand der Dinge, und daran halten wir uns", sagte Bayers Kommunikationsdirektor Meinolf Sprink. Auch Dutt hatte nach dem Freiburger 1:2 gegen den FC Bayern auf die Frage nach seiner Zukunft ausweichend geantwortet. "Da werden Sie noch etwas warten müssen", sagte der 46-Jährige. Die Nachfrage, ob es eine Tendenz gebe, beantwortete Dutt nebulös: "Vielleicht." Rund eine Million Euro soll Leverkusen als Ablöse für den Trainer-Aufsteiger zahlen.

Viel Fantasie gehört nicht mehr dazu, um vorherzusehen, dass das nächste große Stühlerücken in dieser Form am Montag über die Bühne gehen wird. Zu lange hatte Heynckes eine Entscheidung in Leverkusen über eine Vertragsverlängerung hinausgezögert. Erst sollte im Herbst Klarheit herrschen, dann zum Rückrundenauftakt, nun also am Montag. Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser, der vor einigen Wochen noch über das Stadionheft Heynckes gebeten hatte zu verlängern, war von den ganzen Diskussionen zuletzt nur noch genervt. "Entweder er nimmt unser Angebot an, oder er lässt es", sagte er jüngst nach dem Europa-League-Aus in Villarreal.

Heynckes wird es wohl lassen, dafür ist die Verlockung zu groß, ein drittes Mal auf der Trainerbank der Bayern zu sitzen. Bereits von 1987 bis Oktober 1991 sowie Ende der Saison 2008/2009 für fünf Spiele war Heynckes, der eng mit Bayerns Präsident Uli Hoeneß befreundet ist, dort als Chefcoach tätig gewesen. "Jupp wäre eine gute Wahl", hatte Bayern-Ehrenpräsident Franz Beckenbauer bereits erklärt. In München war indes nach der neuen Entwicklung Zurückhaltung angesagt. "Mit uns hat das nichts zu tun. Sofern es stimmt, ist das eine Entscheidung von Bayer Leverkusen und im Moment keine Folgegeschichte für Bayern München", mauerte Bayern Münchens Mediendirektor Markus Hörwick.