Der Deutsche Fußball-Bund bindet auch Teammanager Oliver Bierhoff vorzeitig zwei weitere Jahre an sich

Frankfurt am Main. Als Joachim Löw und Theo Zwanziger letztmals einen Arbeitsvertrag unterzeichneten, war dem ein monatelanger öffentlicher Streit über Bonuszahlungen, Vetorechte und angebliche Indiskretionen vorausgegangen. Diesmal ging alles geräuschlos, harmonisch und schnell. Nach kurzen Geheimverhandlungen hat Löw seinen Vertrag als Bundestrainer überraschend bis zur Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien verlängert. Zwanziger, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), konnte sich damit langfristig die Dienste des - neben Dortmunds Jürgen Klopp - wohl begehrtesten deutschen Trainers sichern. Zuletzt war Löw auch als Bayern-Coach nach der EM 2012 im Gespräch.

"Wir haben noch einige Ziele vor uns", sagte Löw in der DFB-Zentrale in Frankfurt am Main. Auch Teammanager Oliver Bierhoff, Co-Trainer Hansi Flick und Torwartcoach Andreas Köpke unterschrieben neue Arbeitspapiere bis 2014. Die sportliche Leitung habe "unglaublich viel Spaß" an der Arbeit mit der jungen deutschen Nationalmannschaft, der eingeleitete "Prozess" sei noch nicht abgeschlossen. Löw sprach von einer "reizvollen Aufgabe". Er wolle mit seiner jungen Mannschaft "Titel anstreben", den Zenit des Teams sieht er erst in einigen Jahren erreicht: "Ich denke, die EM 2012 kann so ein kleines Zwischenziel sein in Richtung WM 2014. Wir haben junge Spieler und großartige Perspektiven."

Zwanziger sprach von "einem guten Tag für uns". Er bewertete die langfristige Einigung, die Löw mit einer "minimalen Erhöhung" seines Millionengehalts versüßt worden sei, auch als Ausdruck gegenseitigen Vertrauens. "Das ist für mich Kontinuität in der Qualität", betonte der Verbandschef.

Löw werde von ihm auch in Zukunft nicht allein an Ergebnissen gemessen: "Wir wollen keinen Rumpelfußball, wir wollen attraktiven, leidenschaftlichen Fußball." DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach, der seinen Vertrag sogar bis zum 31. Oktober 2016 verlängerte, hatte die "schnellen und unkomplizierten" Gespräche geführt. "Die Zusammenarbeit mit unseren sportlichen Köpfen läuft hervorragend, das Klima bei der Nationalmannschaft stimmt, ebenso die Ergebnisse, und wir sehen glänzende Perspektiven. Warum sollte man denn bis zum Ende der EM-Qualifikation im September warten?", sagte Niersbach.

Bierhoff hob die erfolgreiche Arbeit der gesamten Löw-Crew im "Sportlichen über das Wirtschaftliche bis zum positiven Image unseres Teams" hervor. Als Gründe für die frühzeitige Zukunftsregelung nannte Löw neben den sportlichen Perspektiven mit dem Team um Jungstars wie Mesut Özil und Thomas Müller auch die Erfahrungen von 2010. Nach einer unter großem Getöse und mit gegenseitigen Vorwürfen geplatzten vorzeitigen Verlängerung mit dem Verband war Löw 2010 mit seinem Team mit einer ungeklärten Vertragssituation ins WM-Turnier gegangen. Das wollten Verband und Bundestrainer für die EM 2012 vermeiden.

Mit der frühzeitigen Verlängerung hat es der Verband auch aktiv vermieden, dass Löw womöglich aus der Bundesliga abgeworben werden könnte. Der frühere Coach des VfB Stuttgart wurde auch als möglicher Trainer des FC Bayern nach der EM-Endrunde 2012 ins Spiel gebracht. Löw erklärte nach der Vertragsunterschrift, dass es "kein Angebot vom FC Bayern München" gegeben habe. "Ich habe mir nie Gedanken über einen Wechsel gemacht", sagte der Bundestrainer.

Löw ist seit 2006 ausgesprochen erfolgreich als Bundestrainer tätig. Seine Popularität in Deutschland ist groß und seine Erfolge kaum minder. In der EM-Qualifikation für 2012 ist die DFB-Auswahl nach vier Siegen klarer Spitzenreiter. Löw hatte Deutschland als Nachfolger von Jürgen Klinsmann ins EM-Finale 2008 und im vergangenen Jahr zu Platz drei bei der WM-Endrunde in Südafrika geführt. Er arbeitet seit 2004 für den DFB. Bis zur WM 2006 in Deutschland war er zunächst Assistent von Klinsmann.

"Es war die beste Entscheidung, die der DFB treffen konnte", meinte HSV-Kapitän und Nationalspieler Heiko Westermann, "Joachim Löw steht für die Zukunft des deutschen Fußballs. Es ist richtig und logisch, mit ihm weiterarbeiten zu wollen."