Als klassischer „Feuerwehrmann“ mit kurzer Wirkung gilt er wahrlich nicht. Dennoch setzt Schlusslicht Mönchengladbach auf Lucien Favre.

Mönchengladbach. Das ging fix: Bundesliga-Schlusslicht Borussia Mönchengladbach ist auf der Suche nach einem neuen Trainer im Eiltempo fündig geworden. Nur 18 Stunden nach der Trennung von Michael Frontzeck präsentierte das Tabellenschlusslicht in Lucien Favre den Nachfolger. Die prekäre Tabellensituation mit bereits sieben Punkten Abstand auf einen Nichtabstiegsplatz konnte den 53 Jahre alten Schweizer nicht schrecken. „Mönchengladbach ist für mich eine echte Herausforderung und fantastisch. Ich brauchte nicht lange zu zaudern“, sagte Favre bei seiner Vorstellung am Montag. Erste Überlegungen, einen in solchen Problemfällen branchenüblichen „Feuerwehrmann“ bis zum Saisonende zu verpflichten, wurden schnell verworfen. Der zuletzt arbeitslose Favre bekommt einen Vertrag bis 30. Juni 2013. Viele Beobachter werten das als Indiz dafür, dass der Klub bereits mit dem dritten Abstieg nach 1999 und 2007 rechnet und deshalb auf einen Coach mit eher langfristigen Konzepten setzt. „Er ist unser Wunschtrainer und ein hervorragender Stratege“, kommentierte Sportdirektor Max Eberl. Favre steht eine kaum lösbare Aufgabe bevor.

In 22 Saisonspielen verbuchte Mönchengladbach lediglich 16 Punkte und damit weniger als im zweiten Abstiegsjahr 2007. Vor allem die Heimbilanz gibt zu denken: Als einziges Bundesliga-Team wartet der fünfmalige deutsche Meister auf einen Sieg vor eigenem Publikum. Dennoch hat Favre die Hoffnung auf ein Happy End noch nicht aufgegeben: „Ich bin davon überzeugt, dass wir die Chance haben, den Klassenerhalt zu schaffen. Sollte das nicht gelingen, peilen wir den sofortigen Wiederaufstieg an.“

Nicht nur die Spielkultur, sondern auch die Disziplin der Profis ist stark verbesserungsbedürftig. Sieben Platzverweise kosteten im bisherigen Saisonverlauf reichlich Punkte. Neben Favre stehen auch Präsident Rolf Königs und Eberl auf dem Prüfstand. Seit dem Amtsantritt von Königs im Jahr 2004 durften bereits sieben Cheftrainer und drei Sportdirektoren ihr Glück versuchen. Werthaltige sportliche Fortschritte hat der Traditionsclub seither nicht gemacht.

Es passte in das Bild von einer verworrenen Vereinspolitik, dass der Rauswurf von Frontzeck am Sonntag während der Kanevalssitzung des Vereins verkündet wurde. Bei der Trennung von Frontzeck nach 19 Monaten machte auch Eberl eine unglückliche Figur. Noch in der Winterpause hatte der Sportdirektor für den erfolglosen Coach eine Jobgarantie bis zum Saisonende ausgesprochen. Ungeachtet monatelanger Treueschwüre, die er noch im Anschluss an das 1:3 beim FC St. Pauli wiederholt hatte, rückte der Sportdirektor dann doch binnen weniger Stunden von Frontzeck ab. Auf Fragen nach einer möglichen Ablösung von Eberl reagierte Vizepräsident Rainer Bonhof mit Unverständnis: „Er ist und bleibt unser Sportdirektor.“

Für Favre, der sein Debüt auf der Gladbacher Trainerbank am kommenden Sonntag im Heimspiel gegen den FC Schalke feiert, ist es die zweite Bundesliga-Station. Nach seinen Erfolgen mit dem FC Zürich, mit dem er zweimal Schweizer Meister (2006/2007) und einmal Pokalsieger (2005) wurde, war er zum 1. Juli 2007 nach Berlin gewechselt. In der Saison 2008/2009 führte er die Hertha auf den beachtlichen vierten Rang. Nur eine Saison später musste er jedoch nach schwachem Start mit sechs Niederlagen in Serie im September 2009 seinen Hut nehmen. Seitdem hatte der Schweizer kein neues Amt inne. (dpa/abendblatt.de)

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