Nach seinem 59. DFB-Treffer beim 1:1 gegen Italien fehlen Miroslav Klose nur noch neun Tore bis zum ewigen Rekord von Gerd Müller.

Dortmund. 81 Minuten lang schien Miroslav Klose der strahlende Gewinner des Klassikers zu werden. Bereits in der 16. Minute hatte der 32-jährige Stürmer der deutschen Nationalmannschaft mit seinem 59. Länderspieltor in seinem 106. Länderspiel für die Führung gegen Italien gesorgt und damit einen weiteren Schritt in Richtung des ewigen Rekords von Gerd Müller (68 Treffer) gemacht. Doch dann konnten die Gäste, die sich mit viel Engagement gegen eine Niederlage wehrten, durch Giuseppe Rossi noch zum 1:1 ausgleichen. So blieb die schwarze Serie gegen die Italiener bestehen: Seit 16 Jahren gelang der DFB-Auswahl kein Sieg gegen die Squadra Azzurra. Die (kleine) Revanche für das verlorene WM-Halbfinale 2006 in Dortmund (0:2) blieb ebenfalls aus.

"Das war ein unterhaltsames Testspiel von beiden Seiten. Wir konnten das Tempo aber nicht über 90 Minuten umsetzen, wie wir uns das vorgenommen hatten. In der zweiten Halbzeit haben wir es versäumt, mehr zu investieren, um das 2:0 zu machen. Einige Automatismen müssen noch besser werden", kommentierte Löw gelassen, der zudem Klose lobte: "Obwohl Miroslav bei Bayern nicht viel zum Einsatz gekommen ist, hat er bereits im Training angedeutet, dass er in sehr guter körperlicher Verfassung ist." Trotz Mario Gomez' beeindruckender Saison will er - kein Wunder - auch in Zukunft an seinem Torgaranten Klose festhalten.

Trotz des späten Ausgleichs machte der gestrige Abend ein weiteres Mal deutlich, aus was für einem reichhaltigen Fundus der Bundestrainer schöpfen kann. Obwohl Löw neun Plätze (Neuer, Lahm, Mertesacker, Khedira, Schweinsteiger, Müller, Özil, Podolski und Klose) bereits vor der Partie mehr oder weniger fest vergeben hatte, drängen vor dem fünften EM-Qualifikationsspiel gegen Kasachstan am 26. März in Kaiserslautern immer mehr Spieler aus der zweiten Reihe in den Vordergrund. "Ich habe im Moment sehr viele Möglichkeiten", bestätigte Löw, der in diesem Test gleich eine ganze Reihe dieser Talente einen Einsatz gewährte. Bayerns Holger Badstuber (innen) und Hamburgs Dennis Aogo (links) durften auf den beiden einzigen noch nicht vergebenen Positionen in der Abwehr sogar von Anfang an ran. Somit leistete sich Löw den Luxus, ohne einen einzigen Akteur des Bundesliga-Tabellenführers Dortmund zu beginnen, was auf den Rängen mit einigen Pfiffen quittiert wurde. Mit der Personalentscheidung für Aogo, der erstmals seit der WM wieder im DFB-Trikot spielte, bedankte sich der Bundestrainer offensichtlich für dessen professionelles Verhalten als Reservist während der WM 2010.

Nach der Pause wurden die Borussen-Fans besänftigt, als der eingewechselte Lokalmatador Mario Götze neben dem stark aufspielenden Mesut Özil Pluspunkte sammelte. Mit gerade mal 18 Jahren scheint der Dortmunder auf dem besten Weg zu sein, sich für einen der begehrten Stammplätze in der Nationalmannschaft zu empfehlen. Die 60 196 Zuschauer im nicht ganz ausverkauften BVB-Stadion - darunter auch der Fast-HSV-Sportchef Matthias Sammer - honorierten jedenfalls jede gelungene Aktion des Borussen mit einem höflichen Sonderapplaus.

Schwere Zeiten dürften in Zukunft auf einen zukommen, der gestern gar nicht im Stadion war: Michael Ballack. Bereits vor der Partie ließ Bundestrainer Löw keinen Zweifel daran, auf welche Spieler er auch in mittelfristiger Zukunft im defensiven Mittelfeld setzen will: "Im Moment gibt es für mich keinen Grund, auf dieser Position etwas zu ändern", sagte Löw, der durch Bastian Schweinsteigers und Sami Khediras Auftritt gegen Italien in seiner Meinung ein weiteres Mal bestärkt wurde.

Wenn sich Löw überhaupt um einen Mannschaftsteil sorgen muss, dann scheint das die Abwehr zu sein. Lediglich Kapitän Philipp Lahm konnte gestern Abend in der anfälligen Viererkette so richtig überzeugen. Auf einen Akteur, das weiß Löw, kann er sich ganz sicher verlassen: Klose. Während Müllers Rekordmarke noch ein wenig warten muss, fehlen ihm nur noch zwei Einsätze, um Jürgen Klinsmann einzuholen, der mit 108 Länderspielen auf Rang zwei der meisten Einsätze hinter Lothar Matthäus (150) liegt.

Deutschland: Neuer - Lahm (64. Boateng), Mertesacker, Badstuber (64. Hummels), Aogo - Khedira, Schweinsteiger - T. Müller (46. Götze), Özil, Podolski - Klose (75. Großkreutz).

Italien: Buffon - Cassani (53. Maggio), Ranocchia, Chiellini (78. Criscito), Bonucci - Motta (64. Aquilani), de Rossi, Montolivo - Mauri (74. Giovinco), Cassano (46. Rossi) - Pazzini (46. Borriello).

Tore: 1:0 Klose (16.), 1:1 Rossi (81.). Schiedsrichter: Eric Braamhaar (Niederlande). Zuschauer: 61 196. Gelb: Motta.