Vor dem Nord-Süd-Duell streitet Bayerns Trainer erneut mit Präsident Uli Hoeneß, während Werders Thomas Schaaf Rückendeckung erhält.

Bremen/München. Was den Zustand des Rasens im Weserstadion angeht, erteilt der Umweltbetrieb Bremen keine Auskunft. Das wäre prinzipiell zu verschmerzen, Werders Bundesligaspiel gegen den deutschen Fußballmeister Bayern München an diesem Sonnabend (15.30 Uhr/Sky und Liga total) ist auf keinen Fall gefährdet. Bayerns Trainer Louis van Gaal wüsste es allerdings schon gern ein bisschen genauer. Die Qualität der meisten Plätze sei nämlich längst nicht so gut wie die der heimischen Allianz-Arena, hat der Niederländer festgestellt. Und das sei dann auch der Grund, weshalb seine Mannschaft zwar zu Hause die beste Bilanz der Liga aufweisen könne (23 Punkte), auf fremdem Boden (zehn) allerdings ein ums andere Mal ins Stolpern geraten ist: "Wir müssen deshalb viel mit langen Bällen spielen, aber das will ich nicht. Das ist nicht attraktiv."

Warum sich die Münchner in der vergangenen Saison dann deutlich wetterfester zeigten, mag man einwenden. Einwände jedoch pflegen einen wie van Gaal zumindest äußerlich nicht zu tangieren, wie seine jüngste Replik auf Präsident Uli Hoeneß zeigt, der ihm Beratungsresistenz vorgeworfen hatte. Hoeneß sei nicht immer am Trainingsgelände der Bayern an der Säbener Straße, sagte der Trainer: "Ich habe nur mit meinem Vorstand zu tun. Und der unterstützt mich, genauso wie meine Mannschaft und mein Stab. Ich fühle mich sehr wohl." Kritik der Altstars Mehmet Scholl und Oliver Kahn kanzelte er als "Papageiengeplapper" ab.

Es ging schon einmal harmonischer zu in der kleinen Bayern-Welt, die nach den kurzfristigen Abgängen von Mark van Bommel, Martin Demichelis, David Alaba und Edson Braafheid noch ein bisschen kleiner geworden ist, für van Gaal sogar "etwas zu klein". Er arbeite gern mit einem größeren Kader. Zumal Franck Ribéry im Rehabilitationstraining einen Rückschlag erlitten hat und das lädierte Knie fünf Tage lang nicht belasten darf. Weiterhin fehlen Toni Kroos, Diego Contento und Ivica Olic.

Die Voraussetzungen sind also nicht die besten für eine Siegesserie, die wiederum die Voraussetzung dafür wäre, die Misstöne im Verein verstummen zu lassen. Verglichen damit kann Werder-Trainer Thomas Schaaf trotz nur drei Punkten Vorsprung zum Relegationsplatz ruhig arbeiten. Aufsichtsratschef Willi Lemke sprach in der "Syker Kreiszeitung" Schaaf und Sportdirektor Klaus Allofs "das volle Vertrauen" aus: "Die Konzentration auf das Sportliche - das ist das Wichtigste. Alles andere stört und ist momentan sekundär." Und Allofs versicherte, dass Schaaf "nach wie vor der beste Trainer für Werder Bremen" sei. Acht Krisensitzungen haben die Bremer in dieser Saison bereits hinter sich. Im Falle einer Niederlage in dem, was einmal ein Nord-Süd-Gipfel war, würde es wohl die neunte geben. Noch muss Schaaf nicht um seinen Arbeitsplatz fürchten, den er seit fast zwölf Jahren innehat. "Das Problem ist nicht der Trainer", sagt Allofs, "das Problem ist die Mannschaft."

Der 19-jährige Serbe Pedrag Stevanovic, den die Bremer am Freitag aus dem U-23-Team des FC Schalke herauskauften, wird diese Probleme auf die Schnelle nicht lösen können. Der schwedische Offensivspieler Denni Avdic, 22, hatte bereits beim 0:3 in Köln am vergangenen Wochenende sein Debüt für Werder gegeben und den Österreicher Marko Arnautovic ersetzt, der wohl gegen die Bayern wegen Schmerzen am Unterschenkel ausfallen wird. Zudem soll der brasilianische Verteidiger "Samuel" Firmino de Jesus, 24, kurzfristig als Ersatz für den chronisch verletzten Naldo verpflichtet werden.

Die hektischen Aktivitäten auf dem Transfermarkt zeugen von der Nervosität, die in Bremen offenbar um sich greift. Einen Nachfolger für den zu Real Madrid abgewanderten Nationalspieler Mesut Özil hat der Klub allerdings bis heute nicht gefunden. Dass nun ausgerechnet die Bayern kommen, versucht der Trainer zu einem Vorteil umzudeuten: "Gerade in unserer Situation kann sich jeder in so einem Spiel beweisen und die Dinge besser machen", sagte Schaaf und forderte die Rückkehr zu den "Grundtugenden".

Großen Fußball jedenfalls könne man von seiner Mannschaft in dieser schwierigen Situation am Sonnabend nicht erwarten: "Da sind die Bayern eher gefordert als wir."

Fragt sich nur, ob der Rasen im Weserstadion es zulässt.