Nach dem 3:5 gegen Bayern München entlädt sich in Stuttgart die Abstiegsangst an Trainer und Spielern

Stuttgart. Nach dem nächsten Tiefschlag schlug dem neuen Trainer Bruno Labbadia und den Stuttgarter Spielern blanker Hass entgegen. Wüste Beschimpfungen mussten sich die VfB-Akteure beim Gang in Richtung Fanblock von ihrem eigenen Anhang gefallen lassen, nachdem die total verkorkste Hinrunde nach dem 3:5 (0:3) gegen Bayern München perfekt war. Vor dem Stadion demonstrierten Hunderte Fans gegen die Vereinsführung.

"So eine Situation gab es beim VfB noch nie. Man merkt, dass das Umfeld damit nicht umgehen kann. Aber das wird Abstiegskampf pur. Darauf müssen wir uns einstellen", sagte Labbadia nach seinem missglückten Bundesliga-Einstand und erhielt Zuspruch von Bayern-Trainer Louis van Gaal: "Das gehört sich nicht. Die Zuschauer müssen die Spieler unterstützen."

In höchster Abstiegsgefahr überwintern die Schwaben auf dem 17. Platz, der zweite Abstieg nach 1975 droht. Auf Labbadia, der nach Christian Gross und Jens Keller bereits der dritte VfB-Trainer in der laufenden Saison ist, wartet in der vierwöchigen Winterpause viel Arbeit. Dagegen feierten die Münchner nach einer enttäuschende Hinrunde einen versöhnlichen Abschluss. Nach dem Patzer von Borussia Dortmund darf der Titelverteidiger nun sogar wieder ein wenig in Richtung Tabellenspitze schielen. Doch davon wollte van Gaal nicht sprechen.

"Vier Punkte Rückstand auf Platz zwei können wir aufholen, aber Dortmund ist schon weit weg. Außerdem ist Dortmund in der Europa League und im DFB-Pokal ausgeschieden. Sie können sich ganz auf die Bundesliga konzentrieren", sagte der Niederländer. Bevor es in die Winterpause geht, kommt es aber am Mittwoch (20.30 Uhr/Sky und ZDF) im Pokal-Achtelfinale erneut zum Duell mit dem VfB. "Das wird ein ganz anderes Spiel. Da geht es wieder bei null los", sagte van Gaal.

Torreich ging es jedenfalls im Bundesliga-Duell zu. Mario Gomez (31.), Thomas Müller (36.) und Franck Ribery (43.) sorgten vor 40 500 Zuschauern bereits in der ersten Halbzeit für klare Verhältnisse. Nach der Pause machte schließlich Gomez mit seinen Saisontreffern elf und zwölf (52. und 54.) alles klar, die Stuttgarter Tore durch den eingewechselten Martin Harnik (49. und 64.) und Christian Gentner (70.) waren zu wenig. "Es ist schade, dass wir die Tore so weggeben", sagte van Gaal.

Bis auf die erste Viertelstunde enttäuschte der VfB über weite Strecken. Nach dem ersten Gegentreffer machten sich in der Stuttgarter Hintermannschaft Auflösungserscheinungen breit. Hinzu kam, dass VfB-Keeper Ulreich einen rabenschwarzen Tag erwischte und zur allgemeinen Verunsicherung beitrug. Angesichts der harmlosen Vorstellung der Stuttgarter machte es sich auch kaum bemerkbar, dass bei den Bayern Mittelfeldstar Bastian Schweinsteiger (grippaler Infekt) kurzfristig ausfiel.

Dabei begannen die Gastgeber vielversprechend. Labbadia, der sein Team im Vergleich zum 5:1 in der Europa League gegen Odense BK am vergangenen Donnerstag auf vier Positionen veränderte, sah bereits nach sieben Minuten die erste dicke Chance der Schwaben. Nach Freistoß von Arthur Boka kam Ermin Bicakcic völlig frei zum Kopfball, Jörg Butt stand jedoch goldrichtig. Vier Minuten später zog Christian Träsch aus 16 Metern ab, erneut war der Bayern-Keeper mit einem Reflex zur Stelle.

Doch die Münchner übernahmen fortan immer mehr die Spielkontrolle, die Treffer waren nur eine Frage der Zeit. Hinzu kam beim VfB auch noch, dass Mittelfeldspieler Timo Gebhart mit einem Bänderriss im Sprunggelenk ausschied und für einige Wochen ausfallen wird. Dagegen kam in der Schlussphase bei den Bayern Miroslav Klose nach zweimonatiger Verletzungspause zum Comeback.