Beim 3:0 der deutschen Nationalelf in Kasachstan trifft Klose zunächst, muss aber später verletzt raus. Auch Gomez macht einen Treffer.

Astana. Als heute Nacht um kurz vor 1 Uhr Ortszeit das späteste Länderspiel der deutschen Fußballgeschichte in Astana vorbei war, gab es im DFB-Lager fast nur fröhliche Gesichter. Die Betonung liegt allerdings auf dem Wort "fast". Denn Miroslav Klose, der den ungefährdeten 3:0-Sieg Deutschlands in Kasachstan mit seinem Führungstor kurz nach der Halbzeit geebnet hatte, war zu diesem Zeitpunkt schon längst in der eigenen Kabine und ließ sich behandeln. Der Torjäger wurde bereits nach 55 Minuten mit dem Verdacht auf Muskelfaserriss ausgewechselt. "Der Muskel hat zugemacht. Ich hoffe, dass es nicht so schlimm ist", sagte Klose.

Knapp eine Stunde zuvor hatte es noch so ausgesehen, als ob es durchaus noch mehr schlechte Nachrichten an diesem späten Abend geben könnte. Um 23.47 Uhr klatschten die 20 000 einheimischen Fans begeistert in die Hände und jubelten lautstark. 0:0! Zumindest am Dienstag konnte die große deutsche Nationalmannschaft nicht gegen Kasachstan, dessen Zeitzone vier Stunden vor Deutschland liegt, gewinnen. Trotz eines wahren Chancenfestivals war es Joachim Löws Team nicht gelungen, einen Treffer zu erzielen. Acht (!) klare Möglichkeiten hatten Mesut Özil, Klose, Sami Khedira und Toni Kroos teilweise fahrlässig vergeben und den Bundestrainer sichtlich ärgerlich werden lassen, obwohl er Vertrauen haben durfte, dass seine Mannschaft am kommenden Tag den erwarteten vierten Sieg im vierten EM-Qualifikationsspiel perfekt machen würde. Schließlich hatten seine Spieler die Vorgaben sehr fleißig umgesetzt: Mit schnellem, flachem Kombinationsspiel versuchten die Deutschen auf dem Kunstrasen, ihre technischen Vorteile auszuspielen, was auch häufig gelang. Nur im Abschluss haperte es zunächst gewaltig. Und auch der spätere Pechvogel Klose, der, anders als bei den Bayern, derzeit eigentlich immer ein Tor im DFB-Trikot garantieren kann, agierte vor dem gegnerischen Tor unglücklich. Zumindest zunächst.

Am frühen Mittwoch, nur wenige Minuten nach dem Wiederanpfiff, war es dann doch Klose, der die Gemüter auf deutscher Seite beruhigte. Nach einer schönen Kombination mit Özil und Podolski erzielte der 32-Jährige, wer sonst, die beruhigende Führung. Für den Bayern-Profi war es nach den beiden Treffern gegen die Türkei am vergangenen Freitag schon das 58. Länderspieltor seiner Karriere. Nur noch zehn Treffer fehlen ihm, um den Rekord von Gerd Müller (68 Tore) einzustellen.

Miroslav Klose musste gehen, und Mario Gomez kam, sah und traf

Dass gegen die Kasachen nicht noch weitere Klose-Treffer hinzukamen, verhinderte dann aber die Oberschenkelblessur, die Löw zwang, ihn kurz nach seinem Tor gegen Mario Gomez zu tauschen, der schließlich gegen die tapfer weiterkämpfenden Kasachen mit dem zweiten Tor für Beruhigung sorgte. "Ich bin einfach froh, dass ich mal wieder spielen durfte", gab der Bayern-Stürmer erleichtert zu Protokoll. Der Spannungsabfall bei beiden Teams war nun deutlich erkennbar. Für den Schlusspunkt sorgte Lukas Podolski mit dem wohl schönsten Tor des Tages zum 3:0. "Insgesamt war das schon sensationell, was diese Mannschaft in diesem Jahr geleistet hat", durfte sich Löw nach dem Abpfiff der Nachtschicht doppelt freuen, da Berti Vogts mit Aserbaidschan beim 1:0-Erfolg gegen die Türkei eine Riesen-Überraschung gelang.

Dass die Deutschen 2011 noch von Platz eins verdrängt werden können, ist eher eine theoretische Überlegung. Wenn die längste An- und Rückreise zu einem Qualifikationsspiel aller Zeiten heute um 10.30 Uhr mit der Ankunft in Frankfurt beendet ist, wird der Kasachstan-Trip nicht nur als das erste Länderspiel in Erinnerung bleiben, das über zwei Tage lief, sondern als entscheidende Etappe auf dem Weg zur EM-Endrunde in Polen und in der Ukraine. Daran wird auch die zu erwartende Klose-Diagnose nichts mehr ändern.

Kasachstan: Sidelnikow - Irismetow (68. Roschkow), Abdulin, Popow, Kirow - Nurgalijew (63. Awertschenko), Jasowski, Geterijew, Schmidtgal - Schumaskalijew - Kischnitschenko (79. Finontschenko).

Deutschland: Neuer - Lahm, Mertesacker, Badstuber, Westermann - Kroos, Khedira - Müller (71. Marin), Özil (79. Cacau), Podolski - Klose (55. Gomez).

Tore: 0:1 Klose (48.), 0:2 Gomez (76.), 0:3 Podolski (85.).

Schiedsrichter: Alexandru Dan Tudor (Rumänien). Zuschauer: 20 000. Gelb: Abdulin, Irismetow.