Der Bundestrainer unterschreibt einen Vertrag bis zur EM 2012

Berlin. Bei der Verkündung "an die liebe deutsche Fußball-Öffentlichkeit" wirkte Theo Zwanziger nicht so, als gäbe es Gutes zu berichten. Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes hatte Leichenbittermiene aufgesetzt. Dabei gab es wirklich keinen Grund für betretene Gesichtszüge, wie Zwanziger wenige Augenblicke später kundtat: "Ich habe eine erfreuliche Nachricht für die Fußball-Fans in Deutschland. Joachim Löw wird seine großartige Arbeit fortsetzen."

Was sich angedeutet hatte, wurde gestern offiziell gemacht. Für die nächsten zwei Jahre, bis zur Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine also, wird der 50 Jahre alte Schwarzwälder Joachim Löw die deutsche Fußball-Nationalmannschaft weiter betreuen. In alter Besetzung: Seiner Führungsriege werden in Zukunft wieder Teammanager Oliver Bierhoff, Assistent Hans-Dieter Flick und Torwarttrainer Andreas Köpke angehören.

Ob es jemals Zweifel gab, dass er weitermachen wolle, wurde Löw gefragt. "Ich habe bei allen gespürt, dass die Motivation extrem groß ist, diese Mannschaft weiter zu führen und weiterzuentwickeln. Das ist eine große Herausforderung, und es ist eine große Basis vorhanden. Die Entscheidungsfindung war schnell abgeschlossen."

Und zwar schon weit vor der offiziell gemachten Vertragsverlängerung. Nach Abendblatt-Informationen gab es die prinzipielle Einigung bereits am Tag nach dem WM-Spiel um Platz drei gegen Uruguay (3:2) in Port Elizabeth. Am 11. Juli hatte es im Mannschaftshotel in Südafrika ein Gespräch zwischen DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach und Zwanziger auf der einen sowie Löw und Bierhoff auf der anderen Seite gegeben. Schon da teilte das Löw-Lager der DFB-Spitze mit, dass die grundsätzliche Bereitschaft bestünde, die Zusammenarbeit fortsetzen zu wollen.

Am 16. Juli tagte dann Löw mit seinem Trainerstab und Bierhoff. Telefonisch und per Fax wurden die Details des Vertragsentwurfs an den DFB übermittelt. Abends sagte Löw noch, es werde keine schnelle Entscheidung geben. Doch das war nur ein Ablenkungsmanöver, schon damals stand endgültig fest: Der neue Bundestrainer bleibt bis zur Europameisterschaft 2012 der alte.

Keiner der Beteiligten wurde gestern müde, das Vertrauensverhältnis zu betonen, das nach den Diskussionen im Vorfeld der WM als angeschlagen galt. "Die Auseinandersetzungen der vergangenen Monate sind vergessen", sagte Bierhoff. "Wir gehen unbelastet in die nächste Etappe der Zusammenarbeit."

Und finanziell wohl auch besser ausgestattet. Allein Löws Gehalt wurde bisher auf rund drei Millionen Euro taxiert, in Zukunft wird es mehr sein. Das Ziel - der Gewinn eines Titels - bleibt dasselbe. Ob mit oder ohne einen Kapitän Michael Ballack, dazu äußerte sich Löw zurückhaltend. Er wolle erst abwarten, wie fit Ballack sich präsentiert. Die nächste Verkündung aus dem Hause des DFB wird es also erst vor der Nominierung für das Dänemark-Spiel am 11. August geben.