Ein Handspiel zerstört Ghanas Traum vom Halbfinale

Johannesburg. Es war Nelson Mandela, der Afrika Trost spendete. Am Sonnabend empfing er die gesamte ghanaische Mannschaft, anschließend ließ der 91 Jahre alte Friedensnobelpreisträger mitteilen, dass die Schwarzen Sterne "den Kontinent gut repräsentiert haben" - und obwohl es nicht für die erste Halbfinalteilnahme einer afrikanischen Mannschaft bei einer WM gereicht habe, "können sie mit erhobenen Köpfen nach Hause fahren."

Ghana verabschiedete sich als letzte von sechs afrikanischen Mannschaften von der ersten WM in Afrika. Nach einem Drama mit mehreren Akten gegen Uruguay, mit einem 2:4 im Elfmeterschießen. "Wenn das Spiel ein gutes Ende genommen hätte, wäre es ein Märchen gewesen. Wir hatten es nicht verdient auszuscheiden", stammelte Ghanas Trainer Milovan Rajevac.

Zum ersten WM-Halbfinaleinzug einer afrikanischen Mannschaft fehlten nur ein paar Zentimeter und ein wenig Nervenstärke. Hätte Uruguays Stürmer Luis Suarez den Kopfball von Dominic Adiyiah in der 120. Minute nur nicht mit beiden Händen von der Torlinie geschlagen; hätte der eigentlich sichere Schütze Asamoah Gyan den anschließenden Strafstoß nicht mit aller Wucht an die Latte gedonnert; hätten John Mensah und Adiyiah im Elfer-Drama nicht das große Zittern bekommen.

So versank Ghana in einem Tränenmeer. "Das war ein Drama wie im Film. Ich war danach sehr traurig. Der Fußball war sehr grausam zu uns", sagte Ghanas früherer Kapitän Anthony Baffoe. Mehrere Experten forderten eine Regeländerung. In einem solchen Fall müsse auf Tor entschieden werden.

Gyan selbst war untröstlich. Zweimal hatte der Stürmer im Turnierverlauf schon vom Punkt aus getroffen. In der letzten Szene der Verlängerung hätte der 24-Jährige unsterblich werden können. Dann der Fehlschuss. Dass er es im Elfmeterschießen wenige Minuten später besser machte, war wertlos.

"Das ist Teil des Spiels. Ich bin mental stark und werde zurückschlagen", sagte der Pechvogel "Betrug! Afrika wurde bestohlen", titelte das südafrikanische Magazin "Argus".

In Ghana gab man sich eher gemäßigt. "Bei einer herzzerreißenden Erfahrung waren die Ghanaer ritterliche Verlierer", schrieb "Daily Graphic". "The Daily Guide" meinte: "Die Sterne brechen Herzen." Afrikas Fußballlegenden brachten sich derweil schon einmal in Position. "Afrika muss endlich seinen eigenen Weg gehen", sagte der ehemalige Weltfußballer George Weah aus Liberia: "Wir brauchen Trainer aus Afrika und müssen unsere ehemaligen Stars einbinden." Ghanas Fußball-Ikone Abedi Pele meinte: "Unser Aus ist ein Desaster für den ganzen Kontinent."