Ein Kommentar von Achim Leoni

Nun haben also auch die Uruguayer ihre Hand Gottes, aber man kann nicht sagen, sie hätten beim großen Nachbarn Argentinien einfach abgekupfert. Luis Suarez hat sein Heldenepos eigenhändig geschrieben, doch für die unterlegenen Ghanaer wird es ein Schurkenstück bleiben. In der letzten Minute der Verlängerung hat der Stürmer auf der Linie ein Tor verhindert dank einer Parade, wie sie wohl kein Torwart - schon gar nicht bei dieser WM - besser hinbekommen hätte. Und anders als ehedem Maradona hat Suarez vom Schiedsrichter die Strafe bekommen, die der Fußballregelkatalog für solche Fälle vorsieht: Rote Karte, Elfmeter.

Das Dumme ist nur, dass Asamoah Gyan den Strafstoß an die Latte setzte, Ghana das nachfolgende Elfmeterschießen verlor und man den Eindruck nicht loswurde, dass die falsche Mannschaft gewonnen hatte. Das an sich ist zwar nichts Neues in diesem Turnier, zu dessen störenden Nebengeräuschen falsche Schiedsrichterpfiffe gehören wie das Dröhnen der Vuvuzelas. Nur war es eben kein Unparteiischer, der Ghana seines Siegtors beraubte.

Nicht nur die Verlierer müssen sich fragen, ob man in solchen Fällen nicht besser auf Tor erkennen und es bei einer Gelben Karte belassen sollte. Die Fifa täte gut daran, die entsprechende Regel zu überdenken. Ob der Ball nun wie vorgeschrieben die Linie überschreitet oder nicht, ist letztlich ohnehin unerheblich, wie wir seit dem England-Spiel wissen.

Die Fifa hat Suarez übrigens mit einem Spiel Sperre belegt. Im Finale könnte Uruguays neuer Nationalheld wieder mitwirken. Gleiches gilt für Thomas Müller, der wegen eines lächerlichen Handspiels die zweite Gelbe Karte bekam. Die Gerechtigkeitsfrage ist hiermit beantwortet.