Fehlentscheidungen setzen die Fifa unter Druck, über Veränderungen nachzudenken

Hamburg. 44 Jahre nach dem "Wembley-Tor" stellt sich erneut die Frage, weshalb gravierende Fehlentscheidungen nicht mithilfe von technischen Mitteln korrigiert werden. Das Abendblatt gibt einen Überblick über die möglichen Veränderungen und die Stellung der Fifa.

Warum werden bei der WM keine Torrichter eingesetzt? Die Fifa gab wenige Monate vor der Weltmeisterschaft bekannt, dass es zumindest bei den Spielen in Südafrika beim bewährten Quartett (bestehend aus einem Schiedsrichter, zwei Schiedsrichter-Assistenten an den Linien sowie einem vierten Offiziellen) bleiben wird. Die Torrichter feierten in der vergangenen Europa-League-Spielzeit ihr Debüt. Die Resonanz der Spieler und Trainer fiel aber eher kritisch aus.

Wie weit ist die Entwicklung technischer Hilfsmittel? Mit der Goal Line Technology (GLT) hat das Unternehmen Cairos technologies, gegründet im Jahr 2000, bereits bei der Fifa-Klub-WM 2007 in Japan ein System getestet. Ein 15 Millimeter kleiner Chip mit Batteriebetrieb, Laufzeit 10 bis 15 Stunden, wird dabei im Ball implantiert. Entlang der Strafraumlinien werden dünne Kabel unter der Grasnarbe eingelassen, ein identisches Drahtviereck entsteht - an der Grundlinie gespiegelt - hinter dem Tor. Wenn durch die Kabel Strom fließt, entstehen zwei Magnetfelder, mit deren Hilfe millimetergenau ermittelt werden kann, wo sich der Ball befindet. "Spätestens nach einem zweiten Wembley-Tor in einem richtig großen WM-Spiel ist das Thema wieder auf der Agenda", sagte Marketingchef Oliver Braun vor der WM. Die Kosten sind dabei überschaubar und dürften kein Problem darstellen. Pro Spiel würde Cairos 25 Prozent der Schiedsrichterbezüge für den Einsatz seiner Technologie verlangen, in der Bundesliga zum Beispiel wären das etwa 2500 Euro.

Möglich wäre auch der sogenannte Videobeweis, wo Kameraaufzeichnungen ausgewertet werden. In anderen Sportarten wie American Football, Fechten und Eishockey sind diese technischen Sehhilfen längst akzeptiert.

Wie steht die Fifa zum Einsatz technischer Hilfsmittel? Anfang März sprach sich Fifa-Generalsekretär Jérome Valcke nach einer Konferenz mit dem für Regelfragen zuständigen International Football Association Board (IFAB) gegen technische Hilfsmittel aus. "Wir sind alle der Meinung, dass die Technologie aus dem Spiel herausgehalten werden muss. Alle Beteiligten haben sich darauf geeinigt, der Technik die Tür endgültig zu verschließen", sagte Valcke. Für die Zukunft schloss Fifa-Präsident Blatter jedoch nicht aus, dass Torrichter eingesetzt werden.