Warschau. Wenn Milan Baros einen schlechten Tag hat, muss er nur im Internet seinen Namen und die Zahl 2004 eingeben. "Milan Baros, der König", heißen die Videos, die dann auftauchen, oder "Die schönsten Tore der EM". Baros war einmal ein tschechischer Held, er war in Portugal sogar Torschützenkönig. Doch das ist Geschichte. Heute ist der 30-Jährige das Relikt einer "goldenen Generation", das aus unerfindlichen Gründen noch immer einen Stammplatz hat, während die einstigen Mitstreiter längst die Rente genießen.

Schlechte Tage hatte Milan Baros zuletzt häufiger. Bei der EM waren es gleich drei: gegen Russland, gegen Griechenland und gegen Polen. Gute Tage: null. Der alternde Stürmerstar fand nie die Bindung zu seinen Mitspielern, wirkte verloren. Trainer Michal Bilek gab dem Routinier dennoch immer wieder eine Chance. Heute im Viertelfinale gegen Portugal (20.45 Uhr/ZDF) wird das wohl nicht anders sein.

Nicht wenige Fans schütteln darüber nur noch den Kopf. Ganze zwei Tore hat der Galatasaray-Profi in den vergangenen zwei Jahren für sein Land erzielt. Als Baros beim 1:4-Debakel gegen Russland das Feld verließ, schallte ein gellendes Pfeifkonzert durch das Stadion. "Das war nicht fair", sagte Bilek anschließend trotzig: "Milan hat alles gegeben und ein gutes Spiel gemacht."

Eine Einschätzung, die der Nationaltrainer mit dem ersten Mann im Staate teilt. "Milan Baros hat so viel für unseren Fußball geleistet. Er verdient die Unterstützung der Fans", sagte der tschechische Premier Petr Necas nach der Qualifikation für das Viertelfinale. Der Exzentriker Milan Baros und die Fans, das war von jeher eine Hassliebe. Nach der WM 2006 wurde der lebenslustige Angreifer in einem Nachtklub mit nacktem Oberkörper fotografiert. Als Kopfschmuck hatte er sich ein Kondom in die Haare geknotet. Im November 2007 stoppte die Polizei seinen Ferrari, 271 km/, das war dann doch zu schnell.

Allen Eskapaden zum Trotz ist Baros im Nationalteam weiter gesetzt. 40 Tore hat er für die "Reprezentace" erzielt. Und so wird Milan Baros heute wohl das zweite EM-Viertelfinale seiner Karriere bestreiten. Im ersten, 2004, schoss er beim 3:0 gegen Dänemark zwei Tore. "Milan Baros, der König" war geboren. Lang ist's her.