Dieses eine Mal wenigstens war Otto Rehhagel auf der Seite der Sieger. Als Wahlmann auf dem Ticket der Berliner CDU stimmte er in der Bundesversammlung für Joachim Gauck als Bundespräsident. Schon einmal, 1999, wollte der Fußballtrainer das Staatsoberhaupt mitwählen. Damals allerdings verlor seine Kandidatin Dagmar Schipanski gegen Johannes Rau. Als Rehhagel 1963 für Hertha BSC zur Bundesliga-Premiere den beinharten Verteidiger gab, hieß der Bundespräsident übrigens Heinrich Lübke.

Einen Tag lang ist der 73-Jährige dem Alltag des Abstiegskampfes entkommen. Weil Bayern München den Berlinern gleich sechs Tore einschenkte, steht Rehhagel mit Hertha BSC am Abgrund. Der Trainer, der mit Werder Bremen und Kaiserslautern dreimal deutscher Meister wurde, wähnt sich seit dem EM-Titel mit Griechenland 2004 im Fußball-Olymp. Nun muss er seinen antiken Fußball wieder unter die Leute bringen. Mit skurrilen Methoden. "Kennen Sie Messi?", fragte er allen Ernstes seinen Spielmacher nach dem besten Fußballspieler des Planeten.

Der Bergarbeitersohn aus Essen, der seit 49 Jahren mit seiner Frau Beate verheiratet ist und einen Sohn hat, inszeniert sich als Freund der schönen Künste, rezitiert vor seinen Profis gern mal Goethe. Doch er kennt auch die profanen Regeln des Fußballs: "Die Leute werfen dir Blumen zu. Wenn du verlierst, lassen sie die Töpfe dran."