Wolfgang Niersbach zum DFB-Chef gewählt. Theo Zwanziger erhält Großes Bundesverdienstkreuz

Frankfurt am Main. Wolfgang Niersbach umarmte Theo Zwanziger herzlich, lächelte schüchtern und kämpfte mit den Tränen, als er mit zitternder Stimme die Wahl annahm: Der neue Präsident ließ seinen Emotionen freien Lauf, nachdem ihn die 257 Delegierten des DFB-Bundestages einstimmig an die Spitze des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gewählt hatten.

Es gab viele solcher emotionaler Momente beim DFB am Freitag, aber auch Aufbruchstimmung. Zum Beispiel, als der 61 Jahre alte Niersbach die Säulen präsentierte, auf die er seine erste Amtszeit bis zum nächsten Bundestag im Oktober 2013 in Nürnberg stützen möchte. "Evolution statt Revolution! Wach sein, beobachten, wohin der Ball läuft! An allererster Stelle steht bei mir die Einheit des Fußballs. Von Spitze und Breite. Von Amateuren und Profis."

Der ehemalige Sportjournalist, der 1988 Pressechef der EM in Deutschland geworden war, hat sich längst, wie er selbst sagt, "mit Haut und Haaren dem DFB verschrieben". Die Jugend und den Frauenfußball will er weiter fördern, er sagte den 80 000 Schiedsrichtern in Deutschland seine Unterstützung zu und forderte mehr Respekt für die Unparteiischen. Er sprach sich für die Torlinientechnik aus und betonte die gesellschaftliche Bedeutung des Fußballs: "Die beste Integration ist die, über die man gar nicht spricht." In diesem Zusammenhang verwies Niersbach auf die antisemitischen Beschimpfungen gegen den israelischen Profi Itay Shechter vom 1. FC Kaiserslautern. Man dürfe sich keinesfalls zurückziehen und sagen, das sei nicht dramatisch: "Hier kann nicht schnell genug die Rote Karte gezeigt werden!"

In der Nationalmannschaft hingegen gebe es "keine Diskussion über Hautfarbe oder Herkunft - es funktioniert einfach". Joachim Löws Team polarisiere nicht, es sei ein "Fixstern". Die Nationalelf sei "Weltmeister der Herzen" 2010 in Südafrika geworden, weil sie dort "leicht, locker und mit Freude gespielt" habe. "Diese Freude will ich auch in unserer täglichen Arbeit sehen." Stolz zeigte der "Fan" Niersbach seine Eintrittskarte vom EM-Endspiel 1972 in Brüssel, die er für umgerechnet elf Mark erworben hatte.

Zwanziger wurde zum Ende seiner Amtszeit von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich das Große Bundesverdienstkreuz verliehen. "Herr Zwanziger hat das Integrationspotenzial des Fußballs erkannt. Er ist ein Beispiel für das ganzheitliche Denken des Fußballs", sagte Friedrich und würdigte Zwanzigers "gesellschaftliches Engagement". Bundeskanzlerin Angela Merkel bedankte sich bei Zwanziger mit einer emotionalen Videobotschaft für die Arbeit des 66-Jährigen: "Ich bedanke mich vor allem für Ihr unerschrockenes Eintreten gegen Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung." Zwanziger konnte daraufhin die Tränen der Rührung nicht mehr verstecken: "Sie beschämen mich. Das ist eine große Ehre für mich. Ich spüre den Respekt vor meiner Arbeit."

Die Stationen im Leben von Wolfgang Niersbach www.abendblatt.de/Niersbach