Der französische Nationalspieler sorgt mit einer Glanzleistung für einen 2:0-Erfolg des Rekordmeisters gegen Schalke.

München. Wenige Sekunden können manchmal die Welt komplett drehen. Selbst die der Bayern. Und wenn dann noch die Richtung stimmt, sind sie alle froh beim Rekordmeister aus München. Sonntag reichte so ein kleiner Moment, Großes zu erzeugen.

Der Brasilianer Luiz Gustavo hatte in der 36. Spielminute recht rustikal ein Duell mit dem Schalker Marco Höger für sich entschieden, und während der Gegner zu Boden ging, beförderte der Bayern-Profi den Ball in den Lauf von Franck Ribéry, der wiederum den aus seinem Tor stürzenden Timo Hildebrand überlupfte und in einem wunderbar formvollendeten Bewegungsablauf zum 1:0 traf. Dass dann auch noch Trainer Jupp Heynckes erster Gratulant für die formidable Aktion sein durfte, schien das Bayern-Glück perfekt zu machen. Unter der Woche hatte es beim 0:1 in der Champions League in Basel noch Irritation um einen verweigerten Handschlag zwischen Trainer und Linksaußen gegeben, nun schien wieder alles gut. Zumal am Ende die geniale Co-Aktion von Gustavo und Ribéry genügte, um ein 2:0 (1:0) über Schalke einzuleiten, drei Punkte einzuheimsen und sich wieder zurückzumelden im Titelkampf. Die zarte Bayern-Krise, das ist die Botschaft des 23. Spieltages, ist vorerst beendet - dank Ribéry, der dem 1:0 in Hälfte zwei auch das 2:0 folgen ließ.

Dabei war vor dem Spiel längst nicht klar gewesen, wohin die Reise des Rekordmeisters in der bislang so mäßig verlaufenen Rückrunde gehen würde. Unmittelbar vor der Partie hatte Ehrenpräsident Franz Beckenbauer noch eine Debatte über Heynckes entfacht. Wenn der Trainer nicht ein Freund der Bayern-Familie sei, hätte es schon längst eine Trainerdiskussion gegeben, sagte Beckenbauer. Es war das erste Mal, dass leise Kritik am im Sommer 2011 aus Leverkusen gekommenen Coach zu hören war. Doch Heynckes selbst mochte von seltsamer Stimmung und aufkommenden Zweifeln an seiner Arbeit nicht wissen. "Es gibt bei den Bayern jede Woche eine Neuigkeit, Probleme, Schwierigkeiten aller Art. Deswegen ist das doch nichts Besonderes", kommentierte er die Großwetterlage vor dem Spiel.

Die Gelassenheit muss er sich leisten können, vielleicht wusste der Trainer aber auch nur allzu gut, wozu die Seinen in der Lage sind - wenn der rote Express denn so richtig in Schwung kommt. Sonntag war wieder so ein Tag, zwar ließ die Abwehr wiederum einige gute Schalker Chancen zu, aber vorn verzauberten die Münchner auch ohne den auf die Bank beorderten Toni Kroos zum ersten Mal so richtig seit Weihnachten. "Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie intakt ist", sagte Manager Christian Nerlinger nach der Partie. Ein Umstand, der vor allem Ribéry zu verdanken war. Der kleine Franzose war von seinem direkten Gegenspieler Benedikt Höwedes nie in den Griff zu bekommen - wobei sich die Schalker schon fragen müssen, warum sie nicht auf das zuletzt so bewährte Mittel der Bayern-Gegner zurückgegriffen hatten. Wenn die Außen Ribéry und Arjen Robben konsequent gedoppelt werden, fällt den Bayern nicht mehr viel ein. Das war zuletzt bei den Gastspielen in Freiburg und Hamburg deutlich geworden.

Doch weil Jefferson Farfan rechts Höwedes meist allein ließ und links auch Christian Fuchs allzu häufig den Kürzeren gegen Robben zog, waren die Bayern überlegen. Entsprang das 1:0 noch einer genialen Aktion von Gustavo und einem etwas tölpelhaften Auftreten von Hildebrand, war das 2:0 Ribéry allein geschuldet. Nach einem Doppelpass mit Thomas Müller zog der Linksaußen nach innen, schlug noch einen Haken und vollendete (55.). Hildebrand war bei dem noch von Kyriakos Papadopoulos abgefälschten Schuss machtlos.

Während die Bayern den Sieg nun sicher nach Hause brachten, musste Schalke wohl anerkennen, dass es noch nicht ganz reicht für den Angriff auf den Meistertitel. Dem 0:3 in Mönchengladbach folgte nun die nächste deutliche Niederlage gegen einen Titelanwärter. "Ich kann unserer Mannschaft keinen Vorwurf machen", sagte Trainer Huub Stevens. "Bayern war heute besser! Da brauchen wir uns auch nicht für zu schämen." Bayerns Nationaltorwart Manuel Neuer lobte die Leistung seines Schalker Kollegen Timo Hildebrand bei dessen Startelf-Comeback in der Bundesliga: "Er hat wirklich eine Top-Leistung abgeliefert."

Bayern-Präsident Uli Hoeneß nutzte seinen Auftritt nach dem Sieg für eine Medienschelte. Die Journalisten sollten aufhören mit "dieser Hetzjagd auf den einen oder anderen" Spieler, erklärte Hoeneß: "Wenn wir die nicht gehabt hätten die letzten Wochen, dann hätte Arjen Robben heute sicherlich zwei, drei Tore gemacht."

Die "ewige Scheiß-Diskussion um Alleinunterhalter und Egoist", so Hoeneß, habe bei dem Niederländer dazu geführt, "dass er jetzt in vielen Situationen den Ball abspielt, wo er eigentlich alleine gehen müsste". Mit der Leistung der Mannschaft gegen Schalke war der Präsident dagegen "von A bis Z zufrieden". Hoeneß schlussfolgerte: "Wenn wir so spielen, brauchen wir uns keine Sorgen zu machen."