Johannesburg. Der historische Moment wurde zu 90 quälenden Minuten der nationalen Schande. Die ersten Livebilder eines WM-Spiels im nordkoreanischen Staatsfernsehen sollten einen ruhmreichen Kampf zeigen, doch die Übertragung des 0:7-Debakels in Südafrika gegen Portugal war am Ende nur noch peinlich. Nach dem 0:4 schwieg der Kommentator durchgehend, ohne ein weiteres Wort wurde die Sendung in der Sekunde des Abpfiffs beendet. 30 Minuten eisiges Schweigen, 30 Minuten Demütigung. Auch Trainer Kim Jong-hun war angesichts des Auftritts seiner Mannschaft auf der Suche nach Erklärungen. "Die Spieler sind in Panik geraten", sagte der 53-Jährige: "Wir sind auseinandergefallen."

In Pjöngjang wird man dies nicht gern gesehen haben. Die Staatsführung um Diktator Kim Jong-il hatte sich einen weiteren Propaganda-Erfolg versprochen, nachdem sich die Chollimas beim 1:2 gegen Brasilien noch teuer verkauft hatten. Die Rache für 1966, für das 3:5 im WM-Viertelfinale in England, war angekündigt worden. Es wurde ein Desaster: Nordkorea ist ausgeschieden. Kim Jong-hun hofft dennoch, dass die Nation die "Roten Moskitos" weiterhin unterstützt. "Zu Hause werden sie auf unser nächstes Spiel schauen und uns ermutigen, es da besser zu machen", sagte er, gestand aber ein, versagt zu haben: "Wir haben unser Ziel verfehlt. Dafür entschuldige ich mich bei unserem Volk." Das Duell mit der Elfenbeinküste am Freitag (16 Uhr/ARD) wird zur Abschiedsvorstellung. Ob es noch einmal eine Liveübertragung geben wird, ist unklar, sehr wahrscheinlich ist es jedoch nicht. Das große Schweigen soll sich nicht wiederholen.

In Japan hatten sich am Montag an mehreren Public-Viewing-Standorten Hunderte Exil-Nordkoreaner voller Hoffnung zum Spiel gegen Portugal versammelt. Sie rollten bereits früh enttäuscht ihre Fahnen ein. Einige Tausend Südkoreaner kamen in Seoul am buddhistischen Bong-Eun-Sa-Tempel zusammen und sangen für die Brüder im Norden. Sie riefen "Ein Korea!" und schwenkten eine Flagge, die die gesamte koreanische Halbinsel ohne Grenze auf weißem Hintergrund zeigte. In Südkorea wurde das Spiel ebenfalls live übertragen. 25 Prozent Einschaltquote vermeldete der verantwortliche Sender - der Kommentar lief ohne Unterbrechung.