Ein Berliner Hobbymusiker gibt vor, die andauernde Tonstörung bei der Fußball-WM aus dem Fernsehsignal herausfiltern zu können.

Berlin/Hamburg. Es gibt Hoffnung für alle Vuvuzela- Geschädigten: Ein Berliner Hobbymusiker gibt vor, das Dauer-Getröte bei der Fußball-WM aus dem Fernsehsignal herausfiltern zu können. Per Computer will Tobias Herre in der Lage sein, den Ton der Plastikhörner – ein Ais – zu verbannen. „Ich war sehr genervt von dem Tuten. Und eigentlich ist es ganz einfach“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa am Montag. Mit einer speziellen Software sei es möglich, die entsprechenden Frequenzen des Vuvuzela-Tons herauszunehmen. Die Anleitung zum ungestörten WM-Genuss hatte Herre auf der Internetseite einer Berliner Autorengruppe veröffentlicht.

Vuvuzela-Filter

In bislang acht Spielen bei dieser Weltmeisterschaft ist es erst einmal den Fans gelungen, mit ihren inbrünstigen Gesängen das Grundrauschen der Vuvuzelas in den Stadien zu übertönen. Natürlich waren es die Engländer, als sie in Rustenburg ihre Schlachtengesänge schmetterten.

Ansonsten blieben nur zwei Möglichkeiten gegen die monotone Dauerberieselung: dem Fan im Stadion die Ohrstöpsel, dem Zuschauer vor dem Fernsehgerät die Fernbedienung - mit dem Vorteil, lästige Kommentatoren gleich mit wegzudrücken.

Nutzer des Abendblatt-Blogs "Matz ab", für die "Vuvuzela" so klingt wie "Uweseeler", drückten ihren Unmut kreativ aus. "In meiner Glotze tobt ein Hornissenschwarm", schrieb "Störzenhofegger". "Ich komme mir vor wie beim Zweitakter-Motorradrennen - und alle immer auf Vollgas", meinte "Harald_K" und "Kollauer" fühlte sich "an den Hummelflug von Rimski-Korsakow" erinnert.

Während Fifa-Präsident Sepp Blatter, 74, die Tröten als "Teil der Kultur Afrikas" verteidigt und auch DFB-Chef Theo Zwanziger, 65, altersmilde den Lärm "nicht schlimm" findet, zeigt sich das WM-Organisationskomitee zumindest gesprächsbereit. Fernsehanstalten haben sich über die Tonqualität beschwert, Spieler leiden, wenn nicht an Bienenallergie, so an Schwierigkeiten bei der Orientierung, Trainer müssen Anweisungen in Zeichensprache geben. "Wenn es Gründe gibt", so WM-Chef Danny Jordaan, sei im Einzelfall ein Vuvuzela-Verbot möglich. Es müsste nur ein Instrument auf dem Rasen landen.

Muss jetzt auch die Bundesliga eine neue Lärmbelästigung fürchten, zumal hierzulande Tausende Plastiktröten verkauft wurden? Oliver Scheel, HSV-Vorstand für Mitgliederbelange, sagt: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir die Vuvuzelas auch in der Bundesliga ertragen müssen. Sicherlich sind sie gerade in Mode, aber sie werden auch genauso schnell wieder verschwinden." Ralf Bednarek, Chef der HSV-Supporters, erklärt: "Jeder Verein, der eine gewachsene Fankultur hat, muss keine Angst haben. Probleme könnte es nur bei Klubs wie Hoffenheim geben, wo die Instrumente schon in der vergangenen Saison zum Einsatz gekommen sind."

Die Sicherheitsbeauftragten der Bundesligavereine haben sich schon mit dem neuen Ton befasst. Das bestätigt Sven Brux vom FC St. Pauli: "Alle haben sich dafür ausgesprochen, die Vuvuzelas in deutschen Stadien nicht zuzulassen. Bei uns ist das auch gar nicht denkbar. Die Gesundheitsgefährdung aufgrund der hohen Dezibelzahl ist viel zu groß. Ich glaube auch nicht, dass sich die Vuvuzelas in Deutschland durchsetzen würden, wir haben eine ganz anders geprägte Fankultur."