Vuvuzelas lassen sich nicht einfach ausblenden. Sie sind zu laut, zu viele und machen nie Pause

Es ist, als hätte ich eine Hummel im Gehirn. Es summt und schwirrt, und es hört einfach nicht auf. Ich schüttele den Kopf, stecke mir die Finger in die Ohren, versuche es wegzuwischen. Doch diese verrückt gewordene Hummel steckt offensichtlich in meinem Gehirn fest. Und dann wird mir klar: Die bleibt da auch, mindestens vier Wochen.

Ich hatte vorgehabt, mich auf gar keinen Fall mit den Vuvuzelas zu beschäftigen. Ich habe das Gerede darüber bis jetzt einfach ignoriert, ich mag keine Sachen, über die alle Welt spricht. Und ich dachte: Was ich nicht beachte, kann mich auch nicht nerven.

Pfeifendeckel. Funktioniert nicht. Das weiß ich spätestens seit dem Eröffnungsspiel. Man kann die Vuvuzelas nicht nicht beachten. Sie sind zu laut. Sie sind zu viele. Sie sind zu dauernd. Sie machen niemals Pause. Sie lassen nichts zu. Keine Gesänge, kein Klatschen, keinen Rhythmus. Keinen Ton. Sie tröten alles in den Eimer.

Im Laufe des Spiels werde ich erst nervös, dann aggressiv, dann verzweifelt. Diese verdammte Hummel. Bei Sky ist es das gleiche Lied. Ich weiß nicht, wie ich das wochenlang aushalten soll. Ich denke darüber nach, sie alle anzurufen, die ARD, das ZDF, RTL und auch die anderen, zur Sicherheit.

Ob die nicht vielleicht einen tricky Tonfilter bauen könnten? So ein wahnsinnig schickes Technikding, etwas ganz modernes, und das frickelt man dann in die Tonspur und, zack, kann ich wieder hören, wie der Ball ein sattes Schmatzen von sich gibt, wenn er getreten wird. Und wie der Torwart flucht, wenn seine Verteidiger ihn wieder einmal hängen lassen.

Dann jedoch, irgendwann in der zweiten Halbzeit, wird es ruhiger in meinem Kopf. Als hätte das Insekt sich hingesetzt. Sind die Vuvuzelas leiser geworden? Habe ich mich etwa schon daran gewöhnt? Oder war ich nur anfangs etwas überspannt, weil alles so aufregend ist, die WM, Afrika, die Krawatte von Günther Netzer?

Ach. Man muss das Leben ja eh nehmen wie es kommt. Tröte olé.