Nach dem Ausfall von Kapitän Michael Ballack sollen der Münchner und der Stuttgarter das Spiel im Mittelfeld lenken

Pretoria. Im Fußball hat der Satz mit den elf Freunden längst sein Verfallsdatum überschritten. "Elf Spezialisten müsst ihr sein" passt da schon viel besser. Jeder Spieler hat auf dem Feld seinen speziellen Auftrag zu erfüllen - und am Sonntag gegen Australien ganz besonders Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira.

Nach dem Ausfall von Michael Ballack ist Bastian Schweinsteiger von Bundestrainer Joachim Löw zum "emotionalen Leader" auserkoren worden, was reichlich pathetisch klingt, aber unabdingbar für den Erfolg sein wird. Fußballer im zentralen Mittelfeld sind die die Taktgeber, die entscheiden müssen, ob je nach Spielsituation ein Adagio, Andante oder Presto angesagt ist.

Bei Bayern München wurde Schweinsteiger, der früher im rechten Mittelfeld spielte, von Meistermacher Louis van Gaal erfolgreich für diese Schlüsselposition gecastet - ein Glücksfall für Löw. Aber nun hat Schweinsteiger ein Problem mit dem "i". Während ihn seine Freunde entweder "Basti" oder wegen seines Dickschädels "Holzkopf" riefen, wurde sein öffentlicher Spitzname "Schweini" zum Markenzeichen des Sommermärchens bei der WM 2006. Doch jetzt, mit der staatsmännischen Rolle im Mittelfeld betreut, stört ihn die Verniedlichungsform: "Das passt nicht mehr, da bin ich rausgewachsen."

Komisch nur, dass der 25-Jährige seinem Vater weiterhin erlaubt, im Fanshop auf der eigenen Homepage munter putzige Produkte zu vertreiben: Die Kaffeetasse mit Schweini-Aufdruck, der Nummer 7 und Deutschland-Fahne gibt es für 7,50 Euro. Die Seriosität eines Führungsspielers hat eben ihren Preis. Ob es da reicht, Werbung für die Börse in Stuttgart zu machen, um vom Schweini-Image wegzukommen?

Sami Khedira hat noch keine eigene Homepage, obwohl er nur zwei Jahre jünger ist als Schweinsteiger, er hat mit fünf Länderspielen 69 weniger aufzuweisen als der neue Boss im DFB-Team und wurde deshalb als Geselle in der Schaltzentrale des deutschen Spiels eingestellt. Die "i"-Frage stellt sich bei Sami nicht, schließlich stammt sein Name aus dem Arabischen und bedeutet "der Erleuchtete", was hervorragend zu seinem Selbstverständnis passt.

Khedira hat nicht schon je fünf Meisterschaften und Pokalsiege errungen wie sein Kompagnon im Mittelfeld und darf sich nicht Vize-Europameister nennen, aber er gilt als Prototyp der Jugend-forscht-Generation, die gerade dabei ist, das A-Team von Löw zu entern. Vor einem Jahr, als die Junioren-Auswahl der U-21 in Schweden die Europameisterschaft gewann, führte Khedira das Team als Kapitän aufs Feld. Sein Anspruch lautet, mitzureißen, vorneweg zu marschieren.

Khedira, der seit 1995 alle Stationen beim VfB Stuttgart durchlief, entspricht wie auch Schweinsteiger, der seit 1998 bei den "Roten" in München spielt, so gar nicht dem gängigen Bild der vagabundierenden, geldgeilen Fußball-Legionäre. Löw schenkt diesem Duo sein vollstes Vertrauen, dass es harmoniert und den richtigen Ton findet. Es hängt viel davon ab beim ersten Spiel gegen Australien.